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Hermann Färber beim KBV Karlsruhe

Aufklären statt vergiftet diskutieren!

Über Zielkonflikte im Pflanzenschutz und Tiefpreise für Lebensmittel diskutieren, rät Hermann Färber. Jeder könne seinen Beitrag dazu leisten, zum Beispiel Besuchern auf dem Hof die Zusammenhänge erklären. Diese Chance gilt es zu nutzen; denn Landwirte genießen hohes Ansehen, meint der Bundestagsabgeordnete (MdB) auf der Generalversammlung des Kreisbauernverbands Karlsruhe am 18. Februar 2017 in Bruchsal-Heidesheim.

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Der Emotionalisierung beim Pflanzenschutz mit Sachargumenten begegnen, rät MdB Hermann Färber; rechts Werner Kunz.
Der Emotionalisierung beim Pflanzenschutz mit Sachargumenten begegnen, rät MdB Hermann Färber; rechts Werner Kunz.Krehl
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Bruchsal-Heidelsheim, 18. Februar 2017

Färber: Konflikte und Ziele im Pflanzenschutz benennen
Der starken Emotionalisierung in der Pflanzenschutz-Debatte sachliche Argumente entgegenzusetzen, sei Grundvoraussetzung, um „die giftige, hasserfüllte Diskussion“ zu beenden, betont Färber auf der Generalversammlung des Kreisbauernverbands Karlsruhe am 18. Februar 2017 in Bruchsal-Heidesheim.

Die Bauern hätten mit anzunehmenden Auflagen und überbordender Bürokratie zu kämpfen und das Gefühl, „an allem schuld zu sein“. Einseitige, polarisierende Anschuldigungen würden jedoch niemand weiterhelfen. Nötig sei es vielmehr, zur sachlichen Diskussion zurückzukehren.

Ein Kernproblem sieht der Abgeordnete, Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft im Bundestag und zugleich Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Göppingen, in der nur noch geringen Kenntnis über die Landwirtschaft in weiten Teilen der Bevölkerung. Deshalb seien die Landwirte aufgerufen, wieder stärker gesellschaftliche Ereignisse und Veranstaltungen zum Informationsaustausch zu nutzen. Denn gesunde und sichere Lebensmittel würden „leider zu wenig mit der Arbeit der Landwirte in Verbindung gebracht“.

Drei Kernfehler
Drei „Kernfehler“ sieht Färber in der Debatte:

  1. Erstens werde die Meinung „Natürlich gleich gut, künstlich gleich giftig“ der Sache nicht gerecht.
  2. Zweitens werde die Vorsorgepflicht oft falsch angewandt.
  3. Drittens mangle es an der Wahrnehmung von Zielkonflikten.

Der Berichterstatter für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln verweist darauf, dass die meisten Gifte die Pflanzen selbst enthalten und Verzicht auf Pflanzenschutzmittel die Gesundheitsgefahren erhöhen kann. Energisch plädiert er dafür, „nicht die Verbraucher täuschen, sondern erklären, was geht und was nicht“. Das gelte genauso für den Öko-Landbau. Die „Probleme mit dem Kupfereinsatz soll man ehrlich benennen“, verweist er auf den Befallsdruck mit Fungiziden im vergangenen Jahr.

Himbeeren enthalten viele giftige Alkohole, Ester und Ketone und müssten nach geltendem Lebensmittelrecht verboten werden, nennt Färber schmunzelnd ein weiteres Beispiel zur Thematik natürliche und synthetische Gifte. Die meisten Todesfälle im Zusammenhang mit Lebensmitteln „beruhen auf falscher Ernährung“, betont er. Bakteriologische Probleme wären oft die Ursache.

Missbrauchtes Vorsorgeprinzip
Das Vorsorgeprinzip sei „gut und richtig, wird allerdings in der aktuellen Debatte vorsätzlich missbraucht, wenn Gefahren wissenschaftlich nicht bestätigt werden können, man jedoch bestimmte Zulassungen verhindern will. Eine sachliche Diskussion ist dann meist nicht mehr möglich“, bedauert Färber. Er steht zu strengen Grenzwerten, fordert gleichzeitig jedoch, Zulassungsverbote müssten auf wissenschaftlicher Grundlage beruhen.

Die mangelnde Wahrnehmung der Realität verdeutlicht Färber am Beispiel der berühmt-berüchtigten 1000 Liter Bier, die ein Mensch täglich trinken müsste, um seine Gesundheit durch Glyphosat im Bier zu schädigen. Dieselkraftstoff sei „tatsächlich schädlich für die Gesundheit, bei Glyphosat vermuten wir es“, meint er. Die höhere Salmonellengefahr bei Eiern aus Freilandhaltung, die er auf seinem Betrieb selbst praktiziert, nennt der Abgeordnete und Landwirt als weiteres Beispiel für mangelnde Realitätsnähe vieler Leute.

Probleme ansprechen
„Ich möchte nicht so tun, als gäbe es in der Landwirtschaft keine Probleme“, erklärt Werner Kunz. Der Vorsitzende des Kreisverbandes Karlsruhe hatte sich zuvor heftig gegen die unsachliche Kritik gegenüber der Landwirtschaft gewehrt und dabei auf „Öko-Aktivisten, die gegen jedes und alles sind“, die „Neuen Bauernregeln“ aus dem Bundesumweltministerium (BWagrar 07/2017, Seite 14) und „pauschal diffamierende Äußerungen“ aus den Kirchen verwiesen.

Beispielhaft nennt er drei „Problemkreise“, in denen sich die Landwirtschaft Herausforderungen stellen müsse:

  1. Nitrat im Grundwasser: Die Nitratsgehalte seien in manchen Regionen in der Tat zu hoch, oft auf sandigen Böden. Daran müssten die Landwirte arbeiten, um diese Problematik in den Griff zu bekommen.
  2. Tierwohl: Es sei erforderlich, sich den geänderten Ansprüchen der Verbraucher hinsichtlich der Nutztierhaltung zu stellen und die Haltungsbedingungen weiter zu verbessern, wenn auch in den vergangenen Jahren schon einiges getan worden sei. So trage jeder Um- oder Neubau zu mehr Tierwohl bei.
  3. Pflanzenschutz: Mitbürger müssen wieder verstehen, warum Pflanzenschutz notwendig ist. Weshalb die Praxis im Kraichgau beispielsweise Glyphosat benötige, um den Boden pfluglos zu bearbeiten. Über diese Zusammenhänge, die moderne Ausbringtechnik und die vielen Umweltmaßnahmen der Landwirte wie Blühstreifen gelte es, sachlich aufzuklären. Und auch einmal die Pflanzenschutzspritze abzustellen, wenn Fußgänger am Feld vorbeigehen, verweist Kunz auf positive Erfahrungen, die er selbst damit gemacht hat.
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