Konkurrenzdruck steigt
Die globale Fleischerzeugung wächst und damit auch der Handel mit Schweinefleisch und Fleischprodukten, stellt die Interessengemeinschaft Deutscher Schweinehalter (ISN) Ende vergangener Woche in einer Meldung auf ihren Internetseiten fest. Hohe Schweinepreise und eine steigende Nachfrage nach Schweinefleisch in China, Russland und den USA hätten, so die ISN in ihrer Einschätzung, die dortigen Unternehmen in den vergangenen Jahren veranlasst, kräftig in die Ausweitung der Produktion zu investieren.
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Die Auswirkungen seien aktuell auf dem Weltmarkt für Schweinefleisch deutlich zu spüren, auch für europäische Produzenten. Die Handelsströme verschieben sich, weltweit stünden die Preise unter Druck.
Asien bestimmt die globalen Märkte
Weit über 50 Prozent der weltweit gehaltenen Schweine stehen in Asien. Die wichtigsten Erzeugerländer dort seien neben China noch Vietnam, die Philippinen und Südkorea. Durch das starke Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre habe der Pro Kopf-Verbrauch und damit die Nachfrage nach Schweinefleisch spürbar zugenommen.
Da die Produktion dem Bedarf nicht Schritt halten konnte, seien viele asiatische Länder auf Importe angewiesen. China, Hongkong, Japan, Südkorea und die Philippinen importierten im vergangenen Jahr fast 60 Prozent der weltweit gehandelten Schweinefleischmengen. Mit Importen von fast 3 Millionen Tonnen war der Schweinefleischbedarf in China besonders groß.
China: Staatlich gelenkter Strukturwandel
Chinas Schweinemarkt unterliegt einem drastischen Wandel. Staatlich gelenkt würden kleinere Betriebe und Hinterhofhaltungen geschlossen. In den dicht besiedelten Gebieten im Südosten Chinas sei die Schweinehaltung regional teils völlig verboten, kann man auf den ISN-Webseiten lesen. Aus Gesundheits- und Umweltschutzgründen, aber auch um die Gebiete im Westen Chinas wirtschaftlich zu entwickeln, werde dort die Schweinehaltung neu aufgebaut.
Nachdem sich China seit Mitte 2015 durch die massiven Einschnitte der heimischen Sauenherde zum weltweit größten Importeur für Schweinefleisch entwickelte, wachse seit 2017 die heimische Produktion wieder. Die Sauenherde erhole sich langsam, die biologischen Leistungen und die Schlachtgewichte in den modernen Produktionsanlagen steigen und gleichzeitig werde, so die ISN, von einer sinkenden Inlandsnachfrage innerhalb der chinesischen Bevölkerung berichtet. Dementsprechend gehen auch die Importmengen wieder zurück.
Nachdem China im Jahr 2016 rund 3 Millionen Tonnen Schweinefleisch auf dem Weltmarkt nachfragte, dürften die Importmengen im laufenden Jahr auf unter 2 Millionen Tonnen sinken. Betroffen von den Rückgängen seien dabei nahezu alle Exportnationen gleichermaßen, wobei die EU größere Marktanteile im Vergleich zu den USA verlieren dürfte.
USA: Schweinebestände auf Rekordniveau
Auch in den USA haben die Schweinehalter, allen voran die großen Integrationen, massiv in die Haltungs- und Schlachtkapazitäten investiert. Hier haben nicht staatliche Maßnahmen, sondern die Durchfallerkrankung PED im Jahr 2014 zu einem massiven Rückgang der Bestände geführt. Folge der Angebotsverknappung war, dass die Preise Rekordhöhen erklommen und Schweinehalter, deren Bestände vom Virus verschont blieben, Rekordgewinne einfuhren.
Wie sich aktuell zeige, würden diese Gewinne für den Ausbau der Produktion genutzt. Mit einem Schweinebestand von 73,55 Millionen gehaltenen Tieren ist dieses der höchste Wert in den USA seit Beginn der Aufzeichnungen. Mit einer Exportmenge von voraussichtlich 3 Millionen Tonnen in 2017 dürften die USA den Abstand zur EU als größten Exporteur von Schweinefleisch deutlich verringern.
Aufgrund der schwächelnden Nachfrage in China rückten andere Zielländer stärker in den Fokus der amerikanischen Exporteure. Besonders in Mexiko, Südkorea, Hongkong und Japan konnten die USA als Lieferanten zulegen.
EU: Drittlandexporte rückläufig
Von Januar bis Juli dieses Jahres lieferten die Länder der EU mit 2,1 Millionen Tonnen Schweinefleisch 11 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres in Drittländer. Dabei stach Deutschland mit einem Minus von 23 Prozent besonders negativ heraus. Als Ursache ist hauptsächlich die Verminderung der Einfuhren nach China zu nennen.
Auf der anderen Seite konnte Spanien das hohe Niveau aus 2016 annähernd halten, vor allem weil die Produktion dort weiter auf Wachstumskurs war. Bereits seit April 2016 sei Spanien bezogen auf den Schweinebestand die Nummer eins in der EU und entthronte damit die bisherige Nummer eins Deutschland.
Der Grund für die Wachstumsdynamik in Spanien ist schnell gefunden: Günstige Baukosten, geringere Lohnkosten als in Nord und Mitteleuropa und geringe Umweltauflagen lockten, so die ISN, große Investoren. Diese seien im wirtschaftlich immer noch angeschlagenen Spanien gerne gesehen und erhielten vom Staat die nötige Unterstützung, die zum Beispiel für die Erschließung von Exportmärkten in Amerika und Asien notwendig ist.
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