Exportabhängigkeit von China steigt
Der Schweinefleischexport der Europäischen Union ist Anfang des Jahres im Vergleich zum Vorjahr erheblich ausgebaut worden. Durch die höheren Verkaufspreise stiegen die Erlöse aus dem Exportgeschäft im Gegenzug stark an. Mittlerweile macht das Chinageschäft laut der Interessensvertretung der Schweinehalter Deutschlands (ISN) einen Anteil von 54 Prozent an den gesamten EU-Ausfuhrmengen aus. Durch die zunehmende Abhängigkeit der EU von China berge dies laut Analysten auch Risiken.
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Da China inzwischen damit begonnen habe, den eigenen Schweinebestand wieder aufzubauen, dürfte der Importbedarf der Volksrepublik mittelfristig begrenzt werden, schätzt die ISN die weitere Entwicklung der Verkäufe nach Asien ein.
Exporterlöse um 32 Prozent gesteigert
Die Schweinefleischexporte der Europäischen Union haben in den ersten beiden Monaten 2020 im Vorjahresvergleich leicht zugelegt. Nach Angaben der EU-Kommission wurden im Januar und Februar von den 27 Mitgliedstaaten ohne Großbritannien insgesamt 881.850 Tonnen Schweinefleisch einschließlich Schlachtnebenerzeugnissen in Drittländer verkauft. Das waren 2,3 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Viel stärker fiel der Anstieg der Exporterlöse mit 31,7 Prozent auf 2,21 Milliarden Euro aus, weil die Verkaufspreise über dem Vorjahresniveau lagen.
Chinageschäft macht 54 Prozent des EU-Exports aus
Der moderate Zuwachs bei den EU-Ausfuhrmengen könne laut ISN allein auf die boomenden Schweinefleischlieferungen nach China zurückgeführt werden. Diese schnellten gegenüber den ersten beiden Monaten 2019 um 215.100 Tonnen oder 82,5 Prozent nach oben, auf nunmehr 475.950 Tonnen. Damit entfielen auf das Chinageschäft 54,0 Prozent aller EU-Exporte; im vergleichbaren Vorjahres-zeitraum waren es 30,3 Prozent, im gesamten Kalenderjahr 2019 noch 41,3 Prozent gewesen. Die Verkäufe in die Volksrepublik brachten den Anbietern im Berichtszeitraum rund eine Milliarde Euro in die Kassen, das entsprach fast der Hälfte aller Einnahmen.
China baut eigenen Schweinebestand wieder auf
So gut der Absatz in China bisher lief, so starkt birgt die zunehmende Abhängigkeit laut Analysten auch Risiken. China bestellt wegen des Handelsabkommens mit den USA inzwischen erheblich mehr Ware beim Wettbewerber. Aufgrund der stark gesunkenen Schlachtschweinepreise könnten die USA das Schweinefleisch zudem äußerst günstig anbieten, was europäische Exporteure inzwischen durch sinkende Produktpreise zu spüren bekämen.
Zwar werde China laut Prognosen auch in diesem Jahr viel ausländisches Schweinefleisch wegen der fortwährenden Angebotsknappheit durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) benötigen; doch habe in der Volksrepublik der Bestandsaufbau der Schweineherden begonnen, was den Importbedarf mittelfristig wieder begrenzen begrenzen dürfte, wie die ISN meint.
Großbritannien auf Platz 2 der wichtigsten Exportländer der EU
Der Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU Ende Januar hat dazu geführt, dass Großbritannien zum zweitwichtigsten Drittlandsmarkt der jetzt 27 Mitgliedstaaten geworden ist. In den ersten beiden Monaten wurden laut EU-Kommission dorthin 282.681 t Schweinefleisch und Schlachtnebenerzeugnisse verkauft; das war allerdings rund die Hälfte weniger als im Vorjahreszeitraum. Im Vorfeld des ursprünglich für den 29. März 2019 geplanten Brexit hatte es nämlich eine große Unsicherheit über dessen Ausgestaltung gegeben, was zu erhöhten Schweinefleischimporten geführt hatte. Neben Großbritannien kauften im Januar und Februar dieses Jahres auch Japan, Südkorea, Hongkong, Australien und die Philippinen deutlich weniger Schweinefleisch in der EU. Steigende Absatzzahlen im Vorjahresvergleich wurden aus Brüssel nur für wenige Länder gemeldet, darunter Vietnam, die Elfenbeinküste und der Kongo.
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