"Ein Ausbruch wäre fürchterlich und hätte fatale Folgen für uns"
Ein Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest wäre furchtbar und hätte fatale Folgen für uns“, meint Jürgen Maurer und man hört ihm die Sorge darüber an. Der 44-jährige Agrartechniker für Landbau bewirtschaftet in Kupferzell-Feßbach (Landkreis Hohenlohe) einen Mastbetrieb mit 900 Plätzen. Die Sorge vor einem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest treibt den Betriebsleiter um, der den Hof mit Ehefrau Tanja und seiner Familie bewirtschaftet.
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Komplett ohne Fremdarbeitskräfte, wie der Hohenloher Landwirt in dem morgendlichen Telefongespräch mit BWagrar betont. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, aber in Zeiten eines drohenden Seuchenausbruchs ein womöglich zusätzlicher Schutz vor den gefährlichen Viren. Doch dazu später mehr.
Einen Tag zuvor hatte sich Maurer mit Vertretern der Unteren Jagdbehörde, des Veterinäramtes und dem Kreisjägermeister auf dem Landwirtschaftsamt in Öhringen getroffen. Er selbst brachte sich dort als stellvertretender Vorsitzender des Bauernverbands Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems in die Diskussionsrunde ein, die an diesem kalten Februarmittag erwartungsgemäß nur ein Thema hatte: Den kurz zuvor aufgelegten 12-Punkte-Plan des Stuttgarter Agrarministeriums (MLR) zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Das Gespräch sei konstruktiv verlaufen, erinnert sich der Schweinehalter. Jeder einzelne Punkt sei diskutiert und auf seine Machbarkeit erörtet worden.
Ausnahmegenehmigung für Wildschwein-Jagd in Schonzeit
Ein Punkt auf der Liste: Die Aussetzung der Schonzeit für Wildschweine im März und April, um die Tiere in dieser Zeit jagen zu können. „Hierzu liegt uns bisher keine schriftliche Erklärung des MLR vor“, erläutert Maurer, der davon ausgeht, dass diese Sondergenehmigung demnächst vorliegt. Ansonsten wäre das ein Jagdvergehen, das geahndet werden würde“, erläutert der Vize-Vorsitzende des Bauernverbands, der selbst Jäger ist und eine mehrere hundert Hektar große Feldjagd gepachtet hat.
Abgesehen davon könne er die geplanten Schutzmaßnahmen jedoch „voll und ganz unterstützen“. Mit einer Ausnahme: Von den anvisierten Saufängen, die in einem Pilotprojekt erprobt werden sollen, hält er nichts. „Dem stehe ich kritisch gegenüber“, sagt er. Die Wildschweine in solch einem Fang zu fixieren und sie danach zu töten, hält er aus ethischen Gründen nicht für vertretbar. „Das würde ein Gemetzel bedeuten. In solch einer Position sehe ich mich als Jäger nicht.“
Viel Erfolg verspricht sich Maurer von den in dem Plan forcierten revierübergreifenden Jagden zwischen privaten und staatlichen Jägern. „Dadurch dürften wir die Wildschweinebestände ziemlich eindämmen und so die Gefahren für eine ASP-Übertragung von Wild- auf Hausschweine reduzieren können“, erhofft sich Maurer.
Höhere Abschussquoten verspricht er sich auch von den anvisierten Nachtjagden mit den bis dato verbotenen Nachtsichttechniken. „Ich gehe davon aus, dass wir dadurch zehn bis 15 Prozent mehr Wildschweine erlegen können“, schätzt er.
Versicherung gegen Seuchenfall schützt vor Finanzrisiken
Seinen Berufskollegen rät Maurer, Ruhe zu bewahren. Die finanziellen Risiken ließen sich durch eine Produktionsausfallversicherung, die die ASP miteinschließt, eindämmen. „Der Ausfall könnte betroffene Betriebe ansonsten schnell in eine Schieflage bringen“, befürchtet der Landwirt. Interessierte Schweinehalter können sich bei der Tochtergesellschaft des Landesbauernverbandes (LBV), der LBV-Unternehmensberatungsdienste GmbH, über solch eine Versicherung informieren.
An die Betreiber von Rasthäusern und Parkplätzen an den Autobahnen im Land, Fastfood-Ketten und dem Lebensmitteleinzelhandel appelliert Maurer, LKW-Fahrer, Saison-Arbeitskräfte aus Osteuropa, Gäste in Speiselokalen, nicht zuletzt Kunden in Discountern und Supermärkten, mit Hinweistafeln und Fernsehbeiträgen über die Gefahren einer ASP-Einschleppung zu informieren.
Den familieneigenen Mastbetrieb in Feßbach hält Maurer für gewappnet, sollte es zu einem ASP-Ausbruch kommen. „Auf unserem Betrieb arbeiten nur Familienmitglieder. Nach jedem Stallbesuch duschen wir. Das ist uns wichtig.“ Zudem hätten sie die Besuche von Vertretern stark eingeschränkt und kommunizierten stattdessen mit Whats App und Facebook.
Die fertig gemästeten Schweine transportiert der Landwirt mit einem eigenen LKW, der nach jeder Fahrt gereinigt und desinfiziert wird. Die Ferkel bezieht Maurer von einem Berufskollegen in der Nähe, von dem er die Jungtiere ebenfalls mit dem eigenen LKW abholt.
In dem demnächst bezugsfertigen, neuen Pigport-Stall, werde die Verladerampe und der begehbare Bereich aus Hygiene- und Sicherheitsgründen eingezäunt. Zudem begrenze die Südseite des neuen Stalles eine Betonmauer. „Da kommt kein Wildschwein durch“, ist sich Maurer sicher, der trotzdem hofft, „dass der Kelch an uns vorüberzieht“, und darauf setzt, dass sich zusätzlichen Vorbeugemaßnahmen als erfolgreich erweisen, „und wir von einem Seuchenausbruch verschont bleiben“.
Lesen Sie mehr zu den Vorsichtsmaßnahmen und dem vom Stuttgarter Agrarministerium (MLR) vergangene Woche aufgelegten 12 Punkte-Plan zur Eindämmung des Ausbruchs der ASP im Land in der aktuellen Ausgabe 8/2018 von BWagrar.
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