Keine Lösung in Sicht
Warum beißen sich Ferkel in der Aufzucht in den Schwanz? Was steckt dahinter, dass sich die Jungtiere gegenseitig verletzen? Fragen, denen Prof. Dr. Steffen Hoy und Ina Jans-Wenstrup von der Uni Gießen in einem vom Wissenschaftsfonds der Qualitäts und Sicherheits (QS) GmbH geförderten Projekt nachgingen. Mit ernüchternden Ergebnissen.
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Das Schwanzkupieren bei neugeborenen Ferkeln darf nicht routinemäßig durchgeführt werden (EU-Richtlinie 120/2008). Das deutsche Tierschutzgesetz verbietet Amputationen. Allerdings gibt es eine Ausnahme, nämlich dann, wenn der Eingriff im Einzelfall aus Sicht des Tierarztes erforderlich ist, um größere Schäden bei den Schweinen zu verhindern. In bisherigen Untersuchungen zum Schwanzbeißen wurden die Tiere hierfür zu verschiedenen Zeitpunkten auf Veränderungen am „Langschwanz“ (also bei unkupierten Schweinen) bonitiert. Damit sollte erfasst werden, wie häufig es zu Teil- oder Totalverlusten des Schwanzes kommt.
Täter und Opfer bei den Jungtieren
Auch in unseren Untersuchungen bonitierten wir die Tiere. Zusätzlich beobachteten wir – und das ist neu, welche Ferkel „Täter“ oder „Opfer“ waren. Da mit entsprechender Videotechnik nicht eindeutig festzustellen ist, welche Ferkel andere Buchtengefährten beknabbern, beobachteten wir das Verhalten der Tiere im Stall. Ziel war es, Täter- und Opferferkel zu charakterisieren und nach Möglichkeit die Entstehung des Schwanzbeißens aufzuklären.
Täter- und Opferferkel unterscheiden sich dabei kaum. Täterferkel beim Schwanzbeißen sind insgesamt aktiver bei den Manipulationen an den Buchtenpartnern, ohne dass das für den Tierbetreuer zu erkennen wäre. Tendenziell waren die Täter etwas häufiger kastrierte männliche und Jungsauenferkel als weibliche oder Altsauenferkel, und sie waren etwas leichter als die Buchtenpartner.
Beschäftigungsangebot verhindert Schwanzbeißen nicht
Auch in Geschwistergruppen ist etwa jedes sechste Ferkel ein Täter und greift seine Geschwister an. Zitzenposition und Nekrosen spielten bei der Ausprägung der Täter oder Opfer keine Rolle. Den Täter gibt es nicht. Es sind stets mehrere Ferkel, die sich gegenseitig beißen. In manchen Gruppen sind alle Ferkel in das gegenseitige Beißen einbezogen. Daher lässt sich das Auftreten des Schwanzbeißens auch nicht vorhersagen.
Auch ein sehr reichhaltiges Beschäftigungsangebot kann das Schwanzbeißen nicht verhindern. Schwanzverluste bei einer großen Anzahl an Ferkeln am Ende der Aufzucht sind tierschutzrelevant und der Verzicht auf das Schwanzkupieren mit den beschriebenen Folgen ist ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.
Lesen Sie den ganzen Artikel in Ausgabe 51-52/2018 von BWagrar.
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