Schweinezuchtverband und Tierschutzbeauftragte im Gespräch
Auf Initiative und auf Einladung von German Genetic/Schweinezuchtverband (SZV) fand am Freitag, 8. Februar in Backnang auf dem Stiftsgrundhof der Familie Müller im Rahmen eines Betriebsbesuchs ein umfassender Austausch mit der baden-württembergischen Tierschutzbeauftragten Dr. Julia Stubenbord zum Thema „Tierschutz“ statt.
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Neben Dr. Julia Stubenbord und ihrer Stellvertreterin Ariane Kari nahmen der Präsident des Schweinezuchtverbandes Baden-Württemberg, Hans-Benno Wichert, der SZV-Vizepräsident Rainer Müller, der Geschäftsführer des SZV, Jörg Sauter sowie weitere Mitglieder der Familie Müller teil.
Erzeugung im Land halten
Alle Beteiligten bekräftigten dabei die Ausführungen von Hans-Benno Wichert, dass ein Strukturbruch innerhalb der Ferkelerzeugung in Baden-Württemberg und Deutschland unbedingt verhindert werden muss und ein weiteres Anwachsen von Ferkel- und Mastschweineimporten aus dem Ausland kontraproduktiv zu den Bemühungen um mehr Tierschutz sei.
Dr. Stubenbord bekräftigte in diesem Zusammenhang ihr Ansinnen, dass sie ihre Rolle zwar als „Anwältin für mehr Tierschutz“ begreife, aber sehr wohl um die praktischen Notwendigkeiten in der Tierproduktion wisse und diese in ihre jeweilige Bewertung mit einfließen lasse.
Diskussion über Kastration und Kupierverzicht
Schwerpunkt des Gesprächs waren die zwei großen Hauptthemen „Kastration“ und „Kupierverzicht“. Dabei wiesen die Vertreter von German Genetic/SZV darauf hin, dass insbesondere in Süddeutschland die Möglichkeit einer chirurgischen Kastration bestehen bleiben müsse. Ebermast und Eberimpfung mit Improvac könnten nicht das gesamte Spektrum der Nachfrage bedienen. Wie eine durch den Landwirt angewandte Betäubung zur Durchführung einer chirurgischen Kastration aussehen könnte, blieb dabei eine offene Frage, die von der Politik zeitnah geklärt werden müsse.
Aus tierärztlicher Sicht vertrat Frau Dr. Stubenbord den Standpunkt, dass eine Impfung gegen Ebergeruch die tierschutzgerechteste sei und auch eine praxistaugliche Lösung darstellen würde.
Gegen Schwanzbeißen keine Garantie
Zum Thema Schwanzkupierverzicht zeigten Rainer und Andreas Müller während eines intensiven Stalldurchgangs verschiedene Ansätze aus Haltung, Fütterung und Genetik. Gleichzeitig verwiesen die beiden Betriebsleiter immer wieder darauf, dass alle Bemühungen und Maßnahmen keine hundertprozentige Garantie gegen „Schwanzbeißen“ sei und ein absolutes Kupierverbot Tierleid verursacht und daher definitiv nicht im Sinne des Tierschutzes sei.
Dr. Stubenbord und Ariane Kari zeigten sich beeindruckt von der hohen fachlichen Qualifikation der Betriebsleiter und deren Bemühungen um Tierschutz - auch und gerade in einem konventionell geführten Maststall. Um einen Übergang zu immer mehr unkupierten Tieren gewährleisten zu können, seien jedoch in der Breite weiterhin Veränderungen und Anpassungen in den Haltungssystemen unabdingbar, so Dr. Stubenbord. Ad hoc einen Kupierverzicht umzusetzen, führe zu einer Verschiebung der Tierschutzproblematik. Allerdings, darauf wies sie hin, sei es rechtlich verpflichtend, sich nun auf den Weg zu machen.
Angebot für regelmäßigen Austausch
Wenn am Ende Regionalität, Tierschutz und Ökonomie keine Gegensätze mehr sein sollen, so Rainer Müller, dann müssen wir uns auf einen gemeinsamen Weg begeben, der die Basis für eine erfolgreiche weitere Schweineproduktion im Südwesten darstellen könne. „Schnellschüsse“ aus purem Aktionismus seien dabei keine Lösung, sondern würden vielmehr das Vertrauen der Landwirte in eine nachhaltige Unterstützung der Politik schwächen.
Dafür sei ein enger und permanenter Austausch in allen tierhaltungsrelevanten Fragen notwendig, betonte Hans-Benno Wichert zum Abschluss des Gesprächs und bot Dr. Stubenbord den Schweinezuchtverband als partnerschaftliches Gegenüber in Form einer „lebendigen Kultur des Austausches und der konstruktiven Diskussion“ an.









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