"Verbandsoldie" stellt die Weichen
Der Bauernverband Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems schlägt ein neues Kapitel auf. Unter dem Motto „Stark für die Mitglieder in die Zukunft“ greift der Verband weiterhin aktuelle Themen auf und sucht den Schulterschluss zur Gesellschaft – unter neuer Führung.
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Letztmalig eröffnet Klaus Mugele als Vorsitzender den Bauerntag in Öhringen. In seinem Bericht greift er ein wichtiges Thema aus dem Hohenlohischen auf – die Schweinehaltung. Er mahnt an, dass bei den anstehenden Entscheidungen den Erfahrungen aus der Praxis das notwendige Maß an Bedeutung geschenkt wird. Das gilt nicht nur für dieses Themengebiet. Alle Initiativen vom Artenschutz über Klimaschutz, Lebensmittelkennzeichnung bis hin zum Tierschutz haben eines gemeinsam, wie Mugele kritisch feststellt. „Jede Menge Worte, Tonnen von Papier, aber nichts Konkretes für die Landwirtschaft. Wie sollen unsere Familien mit all den Ideen zurechtkommen?“, fragt er sich zurecht. Vor allem die jüngeren Kollegen, die ihr Berufsleben noch vor sich haben, suchen nach Wegen, wie Ansprüche der Gesellschaft mit den Erfordernissen im praktischen Betrieb in Einklang gebracht werden können.
Zusätzliche Hürden meistern
Auf diese Frage geht auch Bauernpräsident Joachim Rukwied ein. Die Weichenstellung für die Landwirtschaft wird künftig nur unter Einbindung gesellschaftlicher Anforderungen machbar sein. Die Branche muss sich behutsam gegenüber der Gesellschaft öffnen. Genau das wird auch beim diesjährigen Deutschen Bauerntag in Leipzig thematisiert: Wandel braucht Verlässlichkeit. Dazu muss auch die Gesellschaft in die Pflicht genommen werden. „Es reicht nicht aus bei einem Volksbegehren ein Kreuz zu machen und die Arbeit dann andere erledigen zu lassen“, so Rukwied. Er hat noch weitere heiß diskutierte Themen im Gepäck. Dazu zählen die Novellierung der Düngeverordnung, die Zuckerwirtschaft, die Grundsteuerreform als auch die Umsatzsteuerpauschalierung. Trotz der derzeit scheinbar vielen Baustellen, zieht Rukwied ein optimistisches Fazit: „Es wird uns gelingen, dass Landwirtschaft auch der nächsten Generation noch Spaß macht.“
Angriffspunkte reduzieren
Hermann Onko Aeikens, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, ist kurzfristig für seine Ministerin Julia Klöckner eingesprungen. Nachhaltigkeit stärken, Zielkonflikte lösen und gesellschaftliche Akzeptanz stärken. So schaue Landwirtschaftspolitik mit Weitblick aus, die Klöckner konsequent verfolgt, indem sie Landwirtschaft und Gesellschaft stärker zusammenführt. „Glyphosat ist mittlerweile ein Synonym für den chemischen Pflanzenschutz geworden“, bestätigt Aeikens in seinen Ausführungen. In diesem Zusammenhang stellt er die Frage, was die Landwirtschaft braucht. Für die Sicherung eines nachhaltigen Ackerbaus ist derzeit eine Ackerbaustrategie am Entstehen, an welcher am runden Tisch viele Spieler zusammenwirken. Auch setze sich das Ministerium für die Zukunft der Tierhaltung in Deutschland ein. Er gibt jedoch auch zu bedenken, dass das Thema Ferkelkastration viele Verbraucher hellhörig gemacht hat. „Viele Städter wussten nicht, dass Schweine kastriert werden. Das hat dem Absatz von Schweinefleisch nicht gut getan.“ In diesem Zuge verspricht er den Schweinehaltern, dass es bezüglich Ferkelkastration und Kastenstand noch im Laufe des Jahres Rechtssicherheit geben wird.
Maurer zum neuen Vorsitzenden gewählt
Viel ist passiert in den vergangen Jahrzehnten und er habe jetzt die Ziellinie erreicht, so Klaus Mugele rückblickend. „Glück gehabt, viele glückliche Umstände angetroffen. Manchmal vielleicht auch eine Fügung des Schicksals – wer weiß das schon?“, resümiert Mugele bei seinem Abschied. Einschneidende Ereignisse in seiner Zeit als Vorsitzender gab es viele: Teilnahme an zahlreichen Demonstrationen, der Erhalt des Städtischen Schlachthofs Schwäbisch Hall, die Einführung von „Hohenlohe Aktiv“, das Projekt „Klassenzimmer Bauernhof“, das Engagement bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) als auch die Fusion der Kreisverbände zum heutigen Bauernverband Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems. All diese Herausforderungen waren nur lösbar dank der Herangehensweise an die Aufgaben, dem Erkennen der Fakten und der anschließenden Entwicklung von Lösungen. Er gibt seinem Nachfolger noch einen Rat mit auf den Weg: Offen sein für Veränderungen, aber nicht blind, sondern fordernd.
Generationswechsel vollzogen
Der 45 jährige Vollerwerbslandwirt Jürgen Maurer aus Kupferzell-Feßbach bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie einen Ackerbaubetrieb mit Schweinemast und Lohnarbeiten. Produktionsschwerpunkte sind Getreide und Zuckerrüben. Er und seine Frau Tanja haben vier Kinder zwischen 17 und 10 Jahren. Herausforderungen in der berufsständischen Arbeit sieht Maurer in der Integration von Umwelt- und Naturschutzbelangen mit der konventionellen modernen Landwirtschaft. Ganz besonders wichtig ist ihm eine gesellschaftlich akzeptierte und dennoch wirtschaftliche Tierhaltung. Einer seiner Schwerpunkte der letzten Jahre, die auch in Zukunft wichtig sein werden, liegt auf der Erhaltung und Verbesserung der Biodiversität. Maurer wurde mit über 95 Prozent der Stimmen auf der Delegiertenversammlung zum neuen Vorsitzenden gewählt.
Zum Ehrenvorsitzenden ernannt
Die erste Amtshandlung des neu gewählten Vorsitzenden Jürgen Maurer ist die Ernennrung von Klaus Mugele zum Ehrenvorsitzenden. Er dankt Mugele damit für den 30-jährigen Einsatz an der Spitze.
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