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Soil Evolution Event 2022

Was genau ist Humus?

Humus kennt jeder. Wenn es ums Erklären geht, was genau Humus eigentlich ist und welchen Teil des Bodenhumus wir überhaupt verändern können, wird es schon schwieriger. Humusguru Dr. Gernot Bodner von der Universität für Bodenkultur Wien brachte Licht ins Dunkel auf dem Soil Evolution Event in Uttenweiler im Landkreis Biberach Anfang Juni.
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Welchen Teil des Bodenhumus kann man durch Bewirtschaften beeinflussen? Inwiefern ist eine Humussteigerung überhaupt möglich?
Welchen Teil des Bodenhumus kann man durch Bewirtschaften beeinflussen? Inwiefern ist eine Humussteigerung überhaupt möglich?Jonas Klein
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Im Oberboden ist der Humus im Mittel sehr jung, etwa drei bis zehn Jahre. Der alte organische Humus im tiefen Boden ist 50 bis 1000 Jahre alt. Unten können die Bodenorganismen nur sehr langsam arbeiten, dieser Humus ist weitgehend stabil. „Ich bin überzeugt davon, dass sehr viel von der Ertragsleistung der Pflanzen aus dem Oberboden kommt“, erklärte Bodner. Dort ist der Humus nicht alt und einem ständigen Kreislauf unterworfen. Der Unterboden spielt vor allem in Trockengebieten eine Rolle, wo die Pflanzen Feuchtigkeit aus der Tiefe holen müssen. Der Humus mit der Zielsetzung Klimaschutz muss in die Tiefe, der Humus für die landwirtschaftliche Nutzung ist im Oberboden.

Natürlicherweise steigen die Humusgehalte mit dem Tongehalt im Boden, also der Bodenschwere. So hat man lange Zeit das Potenzial für Humusaufbau im Boden bestimmt. Wo weniger Humus im Boden ist, als theoretisch an den Bodenton gebunden werden kann, besteht ein Humusdefizit. In Versuchen hat sich der Zusammenhang von Tongehalt und Humusgehalt aber laut Bodner gar nicht gezeigt. Es muss also mehr geben als den Ton-Humus-Komplex.

So entsteht Humus

Die Humusbildung beginnt, wenn man organische Substanz in den Boden bringt. Lässt man zum Beispiel 5 t Erntereste auf dem Acker, springt die Mikrobiologie an und setzt die Erntereste um. Einerseits veratmet die Bodenbiologie die Erntereste, wie sie Energie zum Leben braucht, oder sie setzt die Erntereste in eigene Biomasse um und wächst. Die Mikroorganismen sterben irgendwann und die tote Bodenmikrobiologie hängt sich an den Ton-Humus-Komplex. Hier scheinen tote Pilze besonders wichtig zu sein, die bis zu 70 Prozent der toten Biomasse ausmachen.

Humus wird immer dann gebildet, wenn er nicht genutzt, also von der Bodenbiologie abgekoppelt wird. Die Bodenlebewesen würden den Humus nämlich sonst wieder verstoffwechseln und wieder in den Humuskreislauf hineinziehen. 

Mehr als die Hälfte nicht im Ton-Humus-Komplex gespeichert

Der Ton-Humus-Komplex macht ungefähr 50 Prozent am gesamten Bodenhumus aus. Zusätzlich zum Ton-Humus-Komplex wird ein Teil der mikrobiellen Biomasse aber in Aggregaten stabilisiert. Über den Tongehalt des Bodens lassen sich also nur 50 Prozent des Humuspotenzials im Boden vorhersagen, da der in Aggregaten stabilisierte Humus unabhängig vom Tongehalt ist. Die andere Hälfte des Humusgehalts ist an Bodenaggregate und Bodenstruktur gebunden und kann daher nicht über den Tongehalt vorhergesagt werden.

Strukturhumus zählt

Versuche zeigen, dass der Ton Humus Komplex wenig veränderbar ist. Der Komplex ist sehr stabil. „Die Veränderbarkeit ist vor allem in dem Teil des Humus, der an Bodenaggregate und Bodenstruktur gekoppelt ist“, erklärte Bodner. Humussteigerungen waren in untersuchten Betrieben vor allem bei Bodenaggregat-stabilisierten Humus möglich – dem Bodenstrukturhumus.

Die Mikroorganismen im Boden brauchen zum Arbeiten Kohlenstoff (C) und Stickstoff (N) im Verhältnis von 10 C zu 1 N. Wenn man beispielsweise nur Stroh düngt, atmen die Mikroorganismen mehr und die Effizienz der Humusbildung sinkt. Vor allem Mittelporen sind ein hervorragendes Habitat für Mikroorganismen im Boden - und Mittelporenaufbau heißt Poren schonen durch reduzierte Bodenbearbeitung. 

Bei all der Mühe sollte man den vorhandenen, tiefen Humus im Boden schonen. Bodenorganismen können bei Stickstoffmangel und C-Überschuss Stickstoff aus tiefem Humus holen. Doch Vorsicht: Dieser wird dann aufgelöst! Wenn wir Mikroorganismen gut ernähren, haben sie leider genug Kraft, um Nährstoffe aus altem Dauerhumus herauszulösen und diesen aufzunehmen. 

Humusgehalt das Maß der Dinge?

Gerade weil ein sehr lebendiger Boden, der Humus aufbaut, diesen auch schnell wieder verstoffwechseln kann, stellte Bodner den Humusgehalt als Maß für einen fruchtbaren und gesunden Boden mitunter infrage. 

Wer das Bodenleben füttert, beschleunigt die Kohlenstoffflüsse im Boden und damit sämtliche Umsetzungsprozesse. „Ein lebendiger Oberboden hat eine schnelle Humusdynamik und ein junges Humusalter“, sagte Bodner.  Das bedeute aber auch, dass man weg vom Ziel der Humussteigerung kommen müsse. Das oberste Ziel ist die Bodengesundheit, die an der mikrobiellen Aktivität im Oberboden gemessen wird. 

Neue Zielmarken für Bodengesundheit

„Wir sollten statt Messungen des organischen Kohlenstoffs eher die mikrobielle Biomasse im Boden messen“, erklärte Bodner. Das sei in den meisten Laboren möglich. Als weitere Marker sprechen eine feinkrümelige Bodenstruktur für hohe Gehalte des oben genannten Strukturhumus, der unabhängig vom Ton-Humus-Komplex ist.

Das Nährstoffspeichervermögen des Bodens ist ebenso ein gutes Humusziel. Auch wenn alter Humus abgebaut wird, bleiben ja die abgebauten Nährstoffe im Kreislauf des Ackerbodens, nur eben in neuem Humus. „Humusaufbau ist damit ein wichtiger Bestandteil eines stabilen Nährstoffkreislaufs“, erklärte er. 

Daraus könnte man auf sinnvolle Humuszielgröße kommen wie 2,6 Prozent Humus für leichte Böden, 4,3  Prozent Humus für Mittlere Böden und 5,2 Prozent organischen Kohlenstoff für schwere Böden.
 

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