Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Stiftungsgut Juliusspital gibt praxisnahe Einblicke

Erfolgreiche Ackerbaustrategien im Wandel

Angesichts zunehmender Herausforderungen durch Klimaveränderungen, strengere Umweltauflagen und steigenden Kostendruck suchen viele Landwirte nach resilienten und zukunftsfähigen Anbaustrategien. Das renommierte Stiftungsgut Juliusspital in Würzburg, bekannt für seine lange Tradition und Qualitätsorientierung, gewährte kürzlich in einem Online-Seminar der Z-Saatgut tiefe Einblicke in seine erfolgreichen Ackerbaukonzepte.

von Jonas Klein erschienen am 17.06.2025
Das Luftbild von einem John Deere 8360 R mit einer Väderstad Rapid A 600S bei der Winterweizenaussaat Anfang Oktober steht mit seiner enormen Staubentwicklung symbolisch für die Trockenheit im Jahr 2018. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel sucht das Stiftungsgut Juliusspital gezielt nach Sorten, die mit temporärer Trockenheit besser zurechtkommen. © Landpixel
Artikel teilen:

Betriebsleiter Christian Regnet teilte wertvolle Erfahrungen und praktische Ansätze – von der zentralen Rolle einer diversifizierten Fruchtfolge über die strategische Sortenwahl bis hin zum integrierten Pflanzenschutz. Der Fokus lag dabei stets auf der Stärkung der Bodengesundheit und der Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Rahmenbedingungen. „Nur ein gesunder, lebendiger Boden und eine hohe Anpassungsfähigkeit unserer Anbausysteme sichern die Erträge von morgen“, erklärte Regnet.

Tradition trifft moderne Landwirtschaft

Das Stiftungsgut Juliusspital, Teil der über 440 Jahre alten Stiftung Juliusspital Würzburg, ist mehr als das größte Silvaner-Weingut der Welt. Auf seinen Ackerflächen betreibt es mit großer Sorgfalt und Expertise Landwirtschaft. Christian Regnet, der Betriebsleiter, stellte den Betrieb kurz vor: „Wir bewirtschaften Flächen an unterschiedlichen Standorten rund um Würzburg, was uns mit einer Vielfalt an Bodentypen und mikroklimatischen Bedingungen konfrontiert.“ Die Hauptkulturen umfassen klassische Marktfrüchte wie Weizen, Gerste, Raps und Zuckerrüben, aber auch Mais und Leguminosen spielen eine wichtige Rolle im Anbausystem. „Unsere Philosophie ist es, Tradition und Innovation zu verbinden, um nachhaltig und wirtschaftlich erfolgreich zu sein,“ erklärte Regnet die grundsätzliche Ausrichtung des Betriebs.

Die Fruchtfolge ist mehr als nur ein Anbauplan

Fruchtfolge. Regnet betonte deren herausragende Bedeutung: „Eine vielfältige Fruchtfolge ist das Fundament für einen gesunden Boden und stabile Erträge. Sie ist weit mehr als nur eine Abfolge von Kulturen – sie ist ein aktives Managementinstrument.“ Durch den Wechsel von Halm- und Blattfrüchten, Sommerungen und Winterungen sowie den gezielten Einsatz von Zwischenfrüchten und Leguminosen werden zahlreiche positive Effekte erzielt.

„Wir sehen eine breite Fruchtfolge nicht als Einschränkung, sondern als Chance,“ führte Regnet aus. „Sie hilft uns, den Humusgehalt zu fördern, die Bodenstruktur zu verbessern, Nährstoffkreisläufe effizienter zu gestalten und vor allem den Druck durch Krankheiten, Schädlinge und Unkräuter auf natürliche Weise zu reduzieren.“ Beispielsweise unterbricht der Anbau von Leguminosen wie Erbsen oder Ackerbohnen nicht nur die Infektionsketten getreidespezifischer Krankheiten, sondern reichert den Boden auch auf natürliche Weise mit Stickstoff an. „Der gezielte Einsatz von Zwischenfrüchten über den Winter schützt den Boden vor Erosion, unterdrückt Unkräuter und liefert wertvolle organische Masse“, ergänzte der Betriebsleiter.

Sortenwahl: Maßgeschneidert für Standort und Ziel

Die Auswahl des richtigen Saatguts ist ein weiterer entscheidender Faktor für den Erfolg. Hier geht das Stiftungsgut differenziert vor. „Es gibt nicht die eine perfekte Sorte für alle Bedingungen“, stellte Regnet klar. „Wir müssen für jeden Standort und jedes Anbauziel die passende Genetik finden.“ Kriterien sind dabei nicht nur das Ertragspotenzial, sondern zunehmend auch Resistenzeigenschaften gegenüber Krankheiten, Trockenstresstoleranz und Qualitätsparameter.

„Gerade im Hinblick auf den Klimawandel suchen wir gezielt nach Sorten, die mit temporärer Trockenheit besser zurechtkommen,“ erläuterte Regnet. „Gleichzeitig müssen wir die Qualitätsanforderungen unserer Abnehmer erfüllen, sei es bei Backweizen oder Braugerste.“ Der Betrieb setzt auf eine Kombination aus bewährten und neuen Sorten und führt auch eigene kleine Versuche durch, um die Eignung unter den spezifischen Betriebsbedingungen zu testen. „Die Investition in hochwertiges, standortangepasstes Saatgut zahlt sich über die gesamte Vegetationsperiode aus,“ ist Regnet überzeugt.

Boden, Düngung, Pflanzenschutz sind ein integriertes System

Die Strategien in Fruchtfolge und Sortenwahl haben direkte Auswirkungen auf die Bewirtschaftung des Bodens, die Düngung und den Pflanzenschutz. Das Juliusspital verfolgt hier einen integrierten Ansatz. „Unser oberstes Ziel ist die Förderung der Bodengesundheit“, betonte Regnet. „Ein lebendiger, humusreicher Boden ist widerstandsfähiger gegen Extreme wie Starkregen oder Dürre und kann Nährstoffe besser speichern und abgeben.“ Maßnahmen wie eine reduzierte Bodenbearbeitung, wo immer möglich, der Anbau von Zwischenfrüchten und die Rückführung organischer Masse wie Stroh und Gärreste sind feste Bestandteile des Konzepts.

Die Düngung erfolgt bedarfsgerecht und basiert auf regelmäßigen Bodenuntersuchungen und Nährstoffbilanzen. „Wir versuchen, Nährstoffkreisläufe möglichst zu schließen und die Effizienz der eingesetzten Dünger zu maximieren,“ so Regnet. Organische Dünger spielen dabei eine wichtige Rolle, werden aber gezielt durch mineralische Dünger ergänzt, um die Nährstoffversorgung der Kulturen sicherzustellen.

Im Pflanzenschutz setzt das Gut auf das Prinzip des Integrierten Pflanzenschutzes (IPS). „Chemischer Pflanzenschutz ist für uns das letzte Mittel der Wahl,“ erklärte der Betriebsleiter. „Wir nutzen alle vorbeugenden Maßnahmen – Fruchtfolge, Sortenwahl, Bodenbearbeitung – um den Befallsdruck von vornherein gering zu halten.“ Entscheidungen zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln fallen auf Basis von Schadschwellen und unter Berücksichtigung von Nützlingen. „Die genaue Beobachtung der Bestände und der Einsatz von Prognosemodellen sind unerlässlich, um gezielt und nur bei Notwendigkeit einzugreifen.“

Herausforderungen aktiv begegnen

Christian Regnet sprach offen die wachsenden Herausforderungen an. „Der Klimawandel mit seinen Wetterextremen, der zunehmende Unkrautdruck, auch durch resistente Arten, und die steigenden Umweltauflagen fordern uns täglich heraus,“ sagte er. Die Antwort des Betriebs liegt in der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Das bedeutet konkret: Anbauzeitpunkte überdenken, wassersparende Techniken prüfen, neue Kulturen oder Sorten testen und auf mechanische Unkrautbekämpfung setzen, wo es sinnvoll ist. „Auch die genaue Dokumentation und Einhaltung der Regularien sind heute ein wesentlicher Teil der Betriebsführung“, fügte er hinzu. Der Umgang mit regional spezifischen Schädlingen und Krankheiten erfordert ebenfalls ständige Aufmerksamkeit. „Wir beobachten sehr genau, welche Probleme in unserer Region auftreten – seien es bestimmte Pilzkrankheiten im Getreide oder spezifische Insekten im Raps oder Mais – und passen unsere Strategien entsprechend an“, so Regnet. Der Austausch mit Berufskollegen und der Offizialberatung sei dabei sehr wertvoll.

Praktische Empfehlungen für Berufskollegen

Abschließend gab Christian Regnet den Zuhörern konkrete Empfehlungen mit auf den Weg:

  • Investieren Sie in Ihre Fruchtfolge: Sehen Sie sie als Werkzeug zur Risikominimierung und Bodenverbesserung. Seien Sie mutig, auch neue Kulturen zu integrieren.
  • Kennen Sie Ihren Boden: Regelmäßige Analysen und die Beobachtung der Bodenstruktur sind entscheidend. Fördern Sie Humusaufbau und Bodenleben.
  • Wählen Sie Saatgut strategisch: Achten Sie neben Ertrag auf Resilienz, Qualität und Standortanpassung.
  • Nutzen Sie alle Werkzeuge des IPS: Priorisieren Sie vorbeugende Maßnahmen und greifen Sie chemisch nur gezielt und nach sorgfältiger Abwägung ein.
  • Bleiben Sie flexibel und lernbereit: Der Wandel ist konstant. Beobachten Sie, passen Sie an und tauschen Sie sich mit Kollegen aus. „Erfolgreiche Landwirtschaft unter sich ändernden Bedingungen bedeutet, das System als Ganzes zu betrachten und an vielen kleinen Stellschrauben zu drehen,“ resümierte Regnet. „Es gibt keine Universallösung, aber mit einer durchdachten Strategie, die auf Bodengesundheit und Anpassungsfähigkeit setzt, können wir die Herausforderungen meistern.“
Mehr zum Thema:
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren
Ort ändern

Geben Sie die Postleitzahl Ihres Orts ein.