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Jahreshauptversammlung Ulm-Ehingen

Herausforderungen und Chancen

In der vergangenen Woche lud der Kreisbauernverband Ulm-Ehingen zur Jahreshauptversammlung in die Bergemer Gemeindehalle. Im Rahmen der Veranstaltung stellte Landwirt Franz Demmel eindrucksvoll sein energieautarkes Betriebskonzept vor.

von Guido Krisam erschienen am 15.01.2025
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Der Vorsitzende Ernst Buck betonte in seinem Vortrag die Resilienz und Anpassungsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe, die sich in einem von rechtlichen Vorgaben und steigenden Kosten geprägten Umfeld behaupten müssen. Rückblickend auf das Jahr 2024 sprach Buck von einem Jahr voller Herausforderungen, aber auch voller Chancen für die Landwirtschaft. Steigende Produktionskosten und immer strengere Auflagen hätten viele Landwirte an die Grenze ihrer Belastbarkeit gebracht, was letztendlich zu den Bauernprotesten geführt habe. Buck ging auch auf die kontrovers diskutierten Protestaktionen in Biberach ein. Die polizeilichen Maßnahmen kritisierte er als unverhältnismäßig und verteidigte die geplante und letztendlich abgesagte Spendenaktion für betroffene Landwirte, die Strafbefehle erhalten haben. Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl forderte Buck eine Agrarpolitik, die den Fokus auf die Produzenten von Lebensmitteln legt. „Die Politik muss sich mehr für die Ernährungssicherheit einsetzen“, so Buck. Gleichzeitig sieht er in der fortschreitenden Digitalisierung Potenziale, um landwirtschaftliche Betriebe effizienter zu gestalten. Eine zukunftsfähige Landwirtschaft müsse ökonomisch tragfähig, ökologisch nachhaltig und „enkeltauglich“ sein.

Energie-Plus-Betrieb

Einen Höhepunkt der Versammlung bildete der Vortrag von Franz Demmel, Landwirt und Ingenieur aus Schönrain bei Bad Tölz. Demmel, der einst als Profi-Eishockeyspieler Deutscher Meister wurde, leitet heute einen Biobetrieb mit 90 Milchkühen und hat auf seinem Hof in beeindruckender Weise ein Energie-Plus-Konzept umgesetzt. Der Betrieb erzeugt mehr Energie, als er verbraucht, indem er Solarenergie, Biogas, Windkraft und weitere Technologien kombiniert. Herzstück ist ein Energiemanagementsystem, das die Energie intelligent verteilt – etwa auf den Melkroboter, elektrische Maschinen oder Batteriespeicher. Für Demmel ist eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft „das größte Ökoprojekt der Welt“. Gleichzeitig sieht er seinen Betrieb weniger als Leuchtturm – wie von außen oft bezeichnet –, sondern eher als Mahnmal, das zeigt, wie viel Veränderung nötig sei, um die Landwirtschaft klimafreundlich und zukunftsfähig zu gestalten.

Politische Rahmenbedingungen

Isabel Kling, Ministerialdirektorin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, legte in ihrem Vortrag den Fokus auf die aktuellen Herausforderungen für die Landwirtschaftspolitik. Sie räumte ein, dass die Rahmenbedingungen für die Branche in vielen Bereichen zu eng seien und Landwirte mehr Bewegungsfreiheit benötigen, um ihre Betriebe eigenständig steuern zu können. Mit Blick auf den Selbstversorgungsgrad betonte Kling die Bedeutung jedes einzelnen Betriebs: „Deutschland kann es sich nicht leisten, auch nur einen einzigen Hof zu verlieren.“ Kling zeigte zwar vorsichtige Hoffnung auf Veränderungen auf europäischer Ebene, kritisierte aber, dass diese auf Bundesebene bislang nicht umgesetzt worden seien. Ganz aktuell informierte sie über einen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg und mahnte zur Wachsamkeit, um eine weitere Verbreitung zu verhindern. Geschäftsführer Andreas Braig zog in seinem Bericht Bilanz über das vergangene Jahr. Besonders auffällig sei die deutlich gestiegene Nachfrage nach Beratungsleistungen in der Geschäftsstelle. Dies sei vor allem auf die immer komplexeren Antragsverfahren zurückzuführen, die viele Landwirte dazu bringen, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Im Schlusswort des zweiten Vorsitzenden Hans Roggenkamp wurde nochmals ein klares Plädoyer für eine praxisorientierte Agrarpolitik und weniger bürokratische Verordnungen laut. „Es geht nicht nur um Ernährungssicherheit, sondern um Ernährungsschutz“, stellte Roggenkamp fest. Die Verfügbarkeit von Lebensmitteln sei langfristig eine größere Herausforderung als ihr Preis.

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