Stromversorgung der Zukunft
Laut einem Bericht der Bundesnetzagentur werden bis 2035 zwischen 22,4 und 35,5 Gigawatt an zusätzlichen steuerbaren Kapazitäten benötigt, um Lücken in der Stromversorgung zu schließen. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche will den Bedarf vor allem mit neuen Gaskraftwerken decken.
von age erschienen am 17.09.2025Damit Deutschland auch in Zukunft sicher und zuverlässig mit Strom versorgt wird, müssen bis 2035 zusätzliche steuerbare Kapazitäten errichtet werden, um Phasen mit wenig Wind und Sonne auszugleichen. Das geht aus dem Bericht der Bundesnetzagentur (BNetzA) zum Stand und zur Entwicklung der Stromversorgung hervor, den die Bundesregierung Anfang September beschlossen hat. „Unser Monitoring unterstreicht die Bedeutung der von der Bundesregierung geplanten Kraftwerksstrategie“, kommentierte BNetzA-Präsident Klaus Müller. Darüber, auf welche Weise der Bedarf an regelbaren Kapazitäten am besten gedeckt werden sollte, herrscht indes noch Uneinigkeit.
Die BNetzA untersuchte in dem Monitoring zwei Szenarien. In einem wurde davon ausgegangen, dass die Ausbauziele für die erneuerbaren Energien und der Stromnetze erreicht sowie Potenziale bei der Flexibilisierung der Stromnachfrage ausgeschöpft werden. Unter diesen Annahmen geht die BNetzA von einem Bedarf an regelbaren Kapazitäten in Höhe von 22,4 Gigawatt aus. Im zweiten Szenario „Verzögerte Energiewende“, in dem die Ziele verfehlt würden, stiege der Bedarf auf 35,5 Gigawatt.
In Reaktion auf den Bericht betonte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche, dass nun „so schnell wie möglich“ steuerbare Leistung zugebaut werden müsse. Unternehmen und Verbraucher müssten sich darauf verlassen können, jederzeit mit Strom versorgt zu werden. Die CDU-Politikerin will den Bedarf an steuerbaren Kapazitäten „insbesondere“ mit neuen Gaskraftwerken decken.
Bioenergie und Batteriespeicher können Bedarf senken
Eine gänzlich andere Schlussfolgerung zieht die Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE), Simone Peter. Je umfassender das Backup aus erneuerbaren Flexibilitätsoptionen, Speichern und Sektorenkopplung bei gleichzeitiger Beibehaltung des Zielpfads zum Erneuerbaren-Ausbau genutzt werde, „desto geringer ist der Bedarf an neuen fossilen Kraftwerken“, sagte Peter. Die reine Fokussierung auf Gaskraftwerke ist für sie damit vom Tisch.
Der BEE-Präsidentin zufolge hat die BNetzA bei der Modellierung Bioenergie, Kraft-Wärme-Kopplung, Geothermie und Wasserkraft nicht ausreichend berücksichtigt. Die enormen Potenziale von Speichertechnologien und steuerbaren Erneuerbaren würden weiterhin unterschätzt, so Peter.
Ähnlich äußerte sich der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft, Carsten Körnig: „Während Netzbetreiber bereits heute Zusagen für viele Gigawatt an Speicherkapazitäten erteilt haben und bundesweit Anschlussanfragen in dreistelliger Gigawatt-Höhe vorliegen, bleibt der Bericht bei den Zahlen von gestern stehen und geht sogar realitätsfern von einem Rückbau stationärer Batteriespeicher aus“, kritisierte er.
Ein Versorgungssicherheitsbericht, der die Großspeicher systematisch unterschlägt, liefere kein „tragfähiges Fundament für politische Entscheidungen über Kraftwerkszubau oder Kapazitätsmärkte“, so Körnig weiter. Die Bundesregierung müsse die Marktbarrieren für den Speicherausbau nunmehr zügig abzubauen, wie es auch im Koalitionsvertrag vereinbart worden sei.
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