Mehr Biofleisch und Wurst auf den Tisch
Die nach ökologischen Richtlinien erzeugten Tiere müssen besser vermarktet werden. Das stand auf der Demeter/Bioland Wintertagung am 11. Januar zum Thema „Wertschöpfung in der Tierhaltung“ im Fokus. Bei Fleisch und Wurst ist die Gefahr ist groß, dass der Bioboom an den Erzeugern vorbeigeht.
- Veröffentlicht am

Die Nachfrage nach Bio wächst. Umwelt- und tiergerechte Erzeugung liegen im Trend, regionale Produkte sowieso. Bauern, die nach Demeter- oder Biolandkriterien wirtschaften, erfüllen genau diese Anforderungen bereits seit Jahren – sie hätten signifikant höhere Humusgehalte in ihren Böden, in der Tierhaltung seien sie zu 95 Prozent Vorreiter, hieß es. „Diese Werte müssen wir verkaufen und wir werden Verbraucher finden, die bereit sind, einen entsprechenden Preis zu zahlen“, meinte Johannes Ell-Schnurr, Geschäftsführer von Demeter Baden-Württemberg. Wie das konkret aussehen könnte, skizzierte Demeter-Manager Christian Wüst. Zu einem guten Marketing gehören für ihn unter anderem eine Analyse der Kunden sowie des Umfeldes des Betriebes. Die Betriebe sollten ihr Profil insgesamt schärfen. Der Hofladen, so Wüst, liegt nach wie vor im Trend. Gerade in ländlichen Regionen nehmen die meisten Kunden eine kleine Anfahrt gerne in Kauf.
Erzeugergemeinschaften im Kommen
Neben dieser Professionalisierung des eigenen Verkaufs sind Zusammenschlüsse in Erzeugergemeinschaften das große Thema. Baden-Württemberg hat zum Beispiel mit der rebio GmbH eine Firma, die Bioverbandsware an Metzger aber auch an den Lebensmitteleinzelhandel vermarktet, wie Gerhard Nehk von rebio Rottenburg berichtete. Bislang werden nur Hälften gehandelt, künftig sollen es auch Teilstücke sein. Über die rebio wurden 2014 nach eigenen Angaben rund 8000 Schweine und 2500 Stück Großvieh vermarktet. Nachdem die Nachfrage aus dem LEH deutlich gestiegen ist, werden dringend weitere Erzeugerbetriebe gesucht so Nehk. Gezahlt werden keine Zuschläge, sondern es gibt Festpreise, für Schweine sowie für Jungbullen, Färsen und Ochsen. Um künftig auch Kälber und Altkühe vermarkten zu können, will man sich weiter spezialisieren, zum Beispiel mit der so genannten Warmfleischproduktion, ein Verfahren, das es heute in den gängigen Herstellungsprozessen so nicht mehr gibt. Dazu haben sich 14 Demeter-Landwirte unter Thomas Schumacher vom Hättelihof, Konstanz, zur Vermarktungsgemeinschaft Bodensee zusammengetan. Geschlachtet wird am Überlinger Schlachthof. Zerlegt werden die Hälften bei der Firma Fairfleisch GmbH in Radolfzell und weiterverarbeitet und verkauft über drei zertifizierte Metzger vor Ort, so die Geschäftsidee.
Was passiert mit den Kälbern aus der Milchviehhaltung?
Wie die Kalkulation von Martin Haugstätter vom ökologischen Beratungsdienst Schwäbisch Hall deutlich machte, ist die Wirtschaftlichkeit in der ökologischen Kälberaufzucht nur bedingt gegeben. Die nicht zur Zucht benötigten Biokälber müssen zu 95 Prozent konventionell vermarktet werden. Verkauft werden sie auf den Zuchtviehmärkten. Sie gehen an konventionelle Mäster in der Region, aber auch nach Norddeutschland. Für die Ökobetriebe ist das unbefriedigend. Anders als bei der Biomilch, hängt der Preis für Bio-Rindfleisch vom konventionellen Rindfleischpreis ab. Derzeit bewegt man sich bei 4,50 bis 4,60 Euro pro kg SG für Bio-Jungbullen, also rund 60 Cent über der Notierung.
Erzeugerpreise müssten deutlich höher sein
Für einen kostendeckenden Erlös brauchte man nach Haugstätters Rechnung mindestens 5,50 Euro pro kg SG netto. Und das auch nur bei einem männlichen Zweinutzungsrind und mindestens 1000 g täglichen Zunahmen, sonst sind die Mindestpreise noch deutlich höher. Beihilfen sind bei dieser Rechnung mit berücksichtigt, was einigen Teilnehmern sauer aufstieß. Sie sehen die Beihilfen separat, als Geld für die Umweltleistungen der Landwirte. Biolandberater Martin Weiß wies daraufhin, dass im Ökobereich der Leistungssteigerung enge Grenzen gesetzt sind.
Vorschlag "Bruderkalb"
Damit sich die Kälberaufzucht überhaupt lohnt, lässt sich über die Direktvermarktung nach wie vor die beste Wertschöpfung erzielen. In der Aufzucht erzielt man mit Ammenkühen die besten Ergebnisse, meinte Haugstätter, was Peter Bloching, vom Peter und Paul Hof Unlingen, in seinem Vortrag bestätigte. Je bis zu vier oder fünf Kälber lässt er mit einer Kuh in anderen Betrieben mästen. Für Martin Haugstätter braucht es ein Gesamtkonzept, um die Vermarktung zu verbessern. Dazu gehört für ihn auch die Einbindung von Molkereien und Käsereien sowie Naturkost Groß- und Einzelhandel. In Anlehnung an eine Initiative bei Bio-Legehennenhaltung, bei der die männlichen Küken mit aufgezogen werden, könnten die Bio-Molkereien mit einem Zuschlag für das „Bruderkalb“ in Höhe von 3,6 Cent pro kg Milch zur Unterstützung der Mast beisteuern.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.