Die 30 Cent-Marke fällt
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Marktexperten sind besorgt. Schnittkäse zum Beispiel notiert bei der Blockware nur noch bei 2,00 bis 2,15 Euro pro kg netto. Auch der Butterpreis soll nochmals runtergehen, heißt es. Stehen die Verwertungen so unter Druck, lässt sich zum Beispiel für Nebenprodukte wie Molke kein Geld mehr verdienen. Der resultierende Milchpreis liegt dann unter 30 Cent. Im Norden und im Osten Deutschlands liegen die Auszahlungspreise im Januar weiterhin deutlich niedriger als im Südwesten, teilweise sogar unter 25 Cent. Der Kieler Rohstoffwert für Milch, der Wert für Fett und Magermilchpulver, ist im Januar weiter um 0,4 Cent auf 23,0 Cent pro kg gefallen.
Milchanlieferungen weiter zu hoch
Ein Grund für das Preistief sind die weiterhin zu hohen Anlieferungsmengen. Wie die ZMB meldet, hat sich in Deutschland der saisonale Anstieg der Milchanlieferung nach dem Ende der Frostperiode wieder verstärkt. In der 4. Woche wurden laut Schnellberichterstattung der ZMB 1,3 Prozent mehr Milch erfasst als in der Vorwoche. Damit wurde die Vorjahreslinie wieder stärker um 4,7 Prozent übertroffen. Ein weiterer Grund für den Preisdruck sind die Entwicklungen am Weltmarkt. Das Preisniveau sinkt hier deutlich. In Ozeanien zum Beispiel sind die Preise für Butter, für Mager- und Vollmilchpulver innerhalb weniger Monate um im Schnitt 25 Prozent gefallen. Wegen des Preisverfalls beim Öl gibt es Verwerfungen und Verschiebungen auf den Märkten. Zum einen fehlt es vielen Ländern an Kaufkraft, um die Milchprodukte zu vernünftigen Preisen einzukaufen. Zum anderen treten nun Länder, die nicht vom Öl abhängen, als neue Abnehmer auf. Jetzt dreht sich alles um die Frage, wann der globale Absatz wieder anspringt.
Absatz im Inland läuft gut
Im Inland ist der Absatz durchaus vorhanden: „Butter geht insgesamt gut in den Markt.Der Absatz von Emmentaler ist gut, bei Allgäuer Emmentaler sehr gut. Weichkäse kann sehr gut verkauft werden,“ heißt es im Lagebericht der Kemptener Börse. Bestellungen kommen rein, aber meist nur kurzfristig und zu weiterhin schwächeren Preisen. Und weil keiner einen Boden sieht, werden die Milchprodukte derzeit fast nur noch über den Preis verkauft. Das ist gefährlich. Denn es bringt die Molkereien gegenüber dem Handel in eine schwierige Situation.
Handel diktiert Vorgaben
Schon machen detaillierte Anforderungslisten des Handels an die Produktion für Erzeuger und Verarbeiter die Runde. Nachhaltigkeitskriterien sowie Qualitäts- und Hygienestandards werden vom Handel festgezurrt. Selbst wenn die meisten Erzeuger diese Punkte bereits erfüllen, wird man diese Vorgaben in der Branche so schnell nicht wieder los. Dokumentationsaufgaben für Molkereien und Erzeuger nehmen weiter zu. Bei der Erzeugung GVO-freier Milch zum Beispiel ist die Gefahr groß, dass die höheren Futterkosten, trotz Bonus, größtenteils bei den Erzeuger hängen bleiben werden. Vor dem Hintergrund des Preistiefs erweisen sich diese Anforderungen erst recht als weitere große Herausforderung für die Milcherzeuger.
4,2% Fett, 3,4% Eiweß, ct/kg (netto) | ||
Auszahlung | Durchschnitt | Spanne |
Januar' 16 | 29,3 (29,6*) | 27,4 - 32,6 |
Dezember' 15 | 31,2 (31,1*) | 28,4 - 32,7 |
November' 15 | 31,3 (31,4*) | 29,4 - 32,5 |
Durchschnittspreis in ct/kg, ohne MwSt. im gewogenen Mittel von neun Molkereien aus Baden-Württemberg für konventionelle Kuhmilch, zweitägige Erfassung, S-Klasse, einschließlich gängiger Zuschläge, ohne Nach- und Sonderzahlungen, ohne Abzüge. (* = arithmetisches Mittel) |
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