Toastanlage für Leguminosen gestartet
Die landesweite Eiweißinitiative kommt Schritt für Schritt voran. Nachdem der Anbau von Sojabohnen seit Jahren zunimmt, ist jetzt in Zeutern im Landkreis Karlsruhe eine Toastanlage für Leguminosen in Betrieb gegangen.
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Damit landwirtschaftliche Nutztiere Leguminosen (Hülsenfrüchte) wie Sojabohnen oder Erbsen problemlos vertragen, muss die Ware zuvor bearbeitet werden. Die Unverträglichkeit der rohen Bohnen und Erbsen beruht auf Enzymen, die aus Eiweißen bestehen. Deren störende Wirkung wird mit Wärme und Wasserdampf unschädlich gemacht. Das Verfahren wird als Toasten bezeichnet. Im Gegensatz zum Toasten einer Scheibe Weißbrot, die sich unter glühender Hitze blitzschnell bräunt, „arbeiten wir mit schonenden Verfahren, weil wir das Eiweiß nicht beseitigen, sondern nur unschädlich machen wollen“, sagt Bernd Ebert, gelernter und studierter Müller mit Erfahrung in der Tiernahrung.
Dem 56-Jährigen gehört die Toastanlage. Die Eine-Million-Euro-Investition steht auf einem ehemaligen Mühlengelände in Zeutern bei Bruchsal, einem Ortsteil von Ubstadt-Weiher. Bernd Ebert ist Geschäftsführer der Mühle Ebert Dielheim GmbH in Dielheim bei Heidelberg. Das Unternehmen mit 120 Mitarbeitern produziert Spezialtiernahrung, unter anderem Pferdefutter der Marke St. Hippolyt.
Ebert produziert auch Futtermittel für Tiere mit Diabetes oder Gelenkproblemen. Die Krankheiten will er nicht mit Medikamenten, sondern mit Nährstoffen lindern. Deshalb kennt er sich mit der schonenden Herstellung von Tiernahrung aus. Mit der Toastanlage fungiert der Müller als Auftragnehmer des Kraichgau Raiffeisen Zentrums e. G. (KRZ) aus Eppingen.
Im Rahmen der bundesweiten Eiweißinitiative erfasst das KRZ von Vertragslandwirten Sojabohnen und Erbsen. KRZ-Geschäftsführer Dieter Schleihauf rechnet im laufenden Jahr mit 1100 Hektar Sojabohnen. Daraus lassen sich etwa 3000 Tonnen Sojabohnen gewinnen. Weitere 3000 Tonnen kommen als Vertragserbsen und aus Zukäufen, sodass das „Toastzentrum Zeutern“ in diesem ersten Jahr mit 6000 Tonnen Leguminosen angefahren wird. KRZ-Futtermittelexperte Siegmar Benz rechnet 2017 mit 10.000 Tonnen. Die Anlage kann 15.000 Tonnen verarbeiten.
Neue Kunden finden
Damit sich die Toastanlage rechnet, braucht das KRZ weitere Kunden, die das hauseigene Futter aus heimischem Getreide und Eiweiß „lastzugweise ordern“ sollten, warb Siegmar Benz beim Produktionsstart. Unter den Geschäftskunden waren neben Landwirten auch Bezugs- und Absatzgenossenschaften, Futtermittelhersteller und private Landhändler. Der Chef des Stuttgarter Landwirtschaftsministeriums, Wolfgang Reimer, war ebenfalls zugegen. Zusammen mit Bernd Ebert durchschnitt er das rote Band zur Inbetriebnahme.
Über die Auslastung der Anlage sorgt sich Ebert nicht. Mit dem KRZ hat er den Kontakt zur Raiffeisengruppe und mit der Deutschen Tiernahrung Cremer (Deuka, Club) gehört ein namhafter, deutscher Futtermittelhersteller ebenfalls zum Kundenkreis.
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