Rasche Erholung am Milchmarkt
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Ausgelöst durch die hohen Milchpreise 2013/14 war das Milchaufkommen der weltweit bedeutenden Exportländer bis Februar 2016 fortgesetzt expansiv. Seit März haben die deutlich zurückgegangenen Erzeugerpreise in Verbindung mit teilweise ungünstigen Witterungseinflüssen die globalen Anlieferungen jedoch zunehmend ins Minus gedrückt (Abb.1). Im Oktober lag der Rückstand zum Vorjahresmonat bereits bei minus 2,3 Prozent. Auf die ersten zehn Monate 2016 gesehen, waren es nur noch plus 0,5 Prozent. Am Weltmarkt zeigte sich in den letzten Monaten nur noch die USA expansiv, im Oktober lagen die dortigen Anlieferungen bei plus 2,5 Prozent über Vorjahr. Dagegen sind auf der Südhalbkugel die Nachwirkungen der niedrigen Preise und des Wetterphänomens El Niños deutlich zu spüren. In Südamerika blieb die Produktion bis Oktober in Argentinien und Uruguay um 11,5 Prozent und in Brasilien um 5,1 Prozent erheblich hinter dem Vorjahr zurück. Auch in Australien fehlen bis Oktober 7,0 Prozent. In Neuseeland lag die Erzeugung im Oktober 8,3 Prozent unter Vorjahr. Fonterra erwartet für die Saison insgesamt einen Rückgang von 7,0 Prozent.
Marktdruck von Seiten der EU
Weitgehend unbeeindruckt von den gesunkenen Preisen zeigt sich die EU-Erzeugung. Bis März 2016 wurde Vollgas gegeben. Mit zwei Drittel des globalen marktwirksamen Angebotszuwachses hatte die EU 2014/15 auf der Angebotsseite maßgeblich zum globalen Marktdruck und zum Preisverfall beigetragen. Ab Juni 2016 haben der nasse Sommer und die zusammengebrochenen Milchpreise schließlich den Rückgang der Produktion bewirkt.
Unterschiede in den Anlieferungen
In den ersten zehn Monaten 2016 haben die Niederlande, Deutschland, Irland, Italien, Tschechien und Polen noch fast 2,5 Mio. t mehr erzeugt. Teilweise kompensiert wurde dies durch erhebliche Mindermengen in Großbritannien und Frankreich. Im Oktober lagen nur noch die Niederlande und Tschechien im Plus, während Belgien, Frankreich und einige südosteuropäische Länder mehr als sieben Prozent weniger erzeugten. Insgesamt sind die EU-Anlieferungen bis Oktober um 3,3 Prozent zurückgegangen, was neben den extrem niedrigen Preisen auch auf unbefriedigende Futterqualitäten zurückzuführen sein dürfte. In Deutschland wurden bis Oktober in Summe zwar noch 1,3 Prozent mehr Milch angeliefert, seit Anfang Juni liegen die Anlieferungen jedoch zunehmend unter Vorjahr. Ende November im Saisontief fehlten fast 5,0 Prozent.
Von der Nachfrageseite her hat sich der Weltmarkt 2016 deutlich erholt. Die Importe Chinas lagen bis Oktober bei Vollmilchpulver, Butter, abgepackter Milch und Kindermilchprodukten zwischen 15 Prozent und 29 Prozent über 2015. Auch Russland importierte in Folge gestiegener Verbraucherpreise und einer nur knapp über 80 Prozent liegenden Selbstversorgung bis Oktober wieder 30 Prozent mehr Magermilchpulver und elf Prozent mehr Käse vom Weltmarkt.
Die Drittland-Exporte der EU wurden in den ersten zehn Monaten 2016 bei Butter um 32 Prozent und bei Käse um 13 Prozent gesteigert. Magermilchpulver (minus 17 Prozent) und Vollmilchpulver (minus 3 Prozent) liefen deutlich schlechter. Bei China ist im zweiten Halbjahr wieder eine Abschwächung der Importe festzustellen. Der schwache Euro dürfte die EU-Exporte weiter unterstützen.
Süd-Molkereien schlagen sich gut
Im Vergleich zum Norden und Osten Deutschlands haben sich die Molkereien im Baden-Württemberg und Bayern in den letzten drei Jahren sehr gut geschlagen (Abb.2). Während zu Zeiten des Preisaufschwungs 2013 kaum Unterschiede zwischen der Auszahlungsleistung der Molkereien zu beobachten waren, so hat sich der Vorsprung des Südens seit September 2014 auf 2,5 Cent/kg ausgedehnt. Zeitweise lagen zwischen Niedersachsen und Baden-Württemberg fast 4 ct/kg. Bezogen auf einen 500.000 kg Betrieb sind das Mehrerlöse von 25.000 Euro. Erst in den letzten Wochen holte der Norden wieder auf.
Das russische Embargo 2014 und der schwache Weltmarkt haben den Norden und Osten stärker getroffen, hinzu kam die Schwäche des Deutschen Milchkontors (DMK). Im Süden spielen Marktnähe und Markenstärke der Molkereien, aber auch das Produktportfolio, die stärkere Regionalität und die geringere Weltmarktorientierung eine Rolle. Für November liegen die durchschnittlichen Erzeugerpreise im Land bei geschätzten 32,4 ct/kg, das DMK zahlt für November rund 29,6 ct/kg (jeweils bei 4,0 Prozent Fett).
Positive Aussichten
Für die kommenden Monate zeichnet sich weiter ein positives Bild ab. Der Kieler Rohstoffwert Milch vom November 2016 liegt bei 33,8 ct/kg, die Börsenmilchwerte zeigen bis März 2017 auf rund 36 ct/kg, danach pendeln sie um die 34 ct/kg. Auch der Weltmarkt tendiert positiv, der Global Dairy Trade Tender in Neuseeland notierte zuletzt vier Mal in Folge im Plus. Angebotsseitig profitierte der Markt in der EU vom EU-Milchmengen-Reduktionsprogramm, in dem für Einschränkungen von über einer Mio. t Anträge gestellt wurden. Die von Februar bis April 2017 geplante nationale Milchsonderbeihilfe mit einem Beihilfebetrag von 0,36 ct/kg auf die Jahresmenge – rund 1,5 ct/kg bezogen auf die Quartalsmenge – dürfte preisbedingte Angebotszuwächse begrenzen. Belastend für den Markt sind weiter Überhänge im Proteinbereich, wo 354.000 t Magermilchpulver in öffentlichen und 42.000 t in privater Lagern liegen. Wie die Erzeugung auf die gestiegenen Preise reagieren wird, bleibt abzuwarten.
Biomilchmarkt wird weiter wachsen
Für Biomilch, wo der Preisabstand zu konventioneller Milch im Juni 2016 fast 24 ct/kg betrug, wurden im Oktober mit 48,2 ct/kg (Bioland) knapp 19 ct/kg mehr bezahlt. Die Branche blickt gespannt auf die Auswirkungen der zum 1. Januar 2017 und auch 2018 hinzukommenden Mengen. Sie werden auf bis zu 30 Prozent geschätzt.
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