MEG Schlachters mit neuem Vorstand
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Ottmar Jörg (56), Gründungsmitglied und Vorsitzender der MEG, erinnerte in seiner Laudatio auf 30 Jahre MEG Schlachters, dass sich die MEG aus der damaligen Milchliefergenossenschaft des Edelweißmilchwerk Schlachters heraus entwickelt hat. Von den damals noch 153 MEG-Mitgliedern seien heute noch 26 aktiv dabei. Bei Jörg habe sich, wie er selbst sagt, bereits in jungen Jahren ein großes Interesse für den Milchmarkt entwickelt. Sein Wissen darüber habe er die ganzen Jahre weiter ausgebaut und bestmöglich in die Milchpreisverhandlungen im Sinne der MEG-Mitglieder einfließen lassen. Jörg, der sich nicht mehr erneut als Vorsitzender zur Wahl stellte, meinte auf Nachfrage gegenüber BWagrar."30 Jahre sind lange genug, ich freue mich, wenn die jüngere Generation weitermacht."
Wahlen in die Gremien
Nach dem Bericht des Vorstandes wurden Vorstand, Beirat und der Kassierer einstimmig entlastet. Bei den Wahlen standen neben Ottmar Jörg auch fünf Beiräte nicht mehr zur Wahl. Zum neuen Vorsitzenden wählten die Mitglieder den bisherigen Schriftführer Norbert Meßmer einstimmig zum neuen Vorsitzenden. In den Beirat wählten sie Andreas Baur, Andreas Fischer, Jürgen Grabher, Fabian Huber, Simon Kaeß, Stefan Kolb, Norbert Netzer, Christian Prestel, Georg Rogg, Andreas Schneider, Mathias Zemann.
Zufrieden mit 2019
Zum 31. Dezember 2019 zählte die MEG Schlachters zuletzt 93 Milchlieferanten. 88 Mitglieder erzeugen 38,5 Mio. kg pro Jahr konventionelle Milch. Es gibt außerdem fünf Biomilchlieferanten, die zusammen 1,6 Mio. kg produzieren. Insgesamt betrug 2019 die Milchmenge der MEG 40,1 Mio. kg. Davon gingen rund 20 Mio. kg an die Karwendel-Werke Huber GmbH & Co. KG in Buchloe, 19 Mio. kg zur Edelweiss GmbH & Co. KG nach Kempten sowie rund 700.000 kg an die Feinkäserei Bantel nach Möggers.Die Milchpreise lagen 2019 für die MEG-Mitglieder ähnlich wie 2018 nach vorläufigen Schätzungen ohne Nachzahlung und ohne Zuschläge für die Edelweißschiene bei 34,59 Cent pro kg (netto bei 4,0 Prozent Fett) und für die Karwendelschiene bei 34,55 Cent pro kg. Bei Bio wurden netto vorläufig 47,98 Cent pro kg gezahlt.
Milchpreise sind weiter stabil
Dass der Milchmarkt derzeit insgesamt stabil ist, bestätigte Jürgen Geyer vom Verband der Milcherzeuger Bayern. Deutschlandweit wurde das ganze Jahr über durchschnittlich zwischen 32 und 33 Cent pro kg bezahlt (netto bei 4,0 Prozent Fett). Den Durchschnittspreis 2019 für konventionelle Milch in Bayern schätzt Geyer auf 35,10 Cent pro kg bei netto bei 4,0 Prozent Fett (Vorjahr: 36,02), bei Bio-Milch liegt der Preis 2019 nach einer ersten Schätzung bei 47,65 Cent (48,99 Cent).
Gemeinsam gegen schwarze Schafe
Weil alle Absätze bei den klassischen Milchprodukten tendenziell zurückgehen, sei dies eine brandgefährliche Entwicklung für die Erzeuger. Gerade auch vor diesem Hintergrund sei die Frage nach mehr Tierschutz ganz besonders wichtig. Die Verbraucher seien hier hochsensibel. "Wir müssen höllisch aufpassen, wie wir uns in dieser Sache in der Öffentlichkeit positionieren", meinte der Geschäftsführer der Bayern MeG, Markus Seemüller in seinem Vortrag. Die Molkereien forderten mit Blick auf Tierschutzverstöße Nachbesserungen in den Verträgen. Die Bayern MeG habe in dieser Sache einen eigenen Vertragsentwurf formuliert und hofft nun, dass dieser von den Vertragspartnern akzeptiert werde. Damit möchte man sich vor schwarzen Schafen in den eigenen Reihen schützen.
Aufnahmestopp bei der Bayern MeG
Die Bayern MeG w.V. koordiniert nach eigenen Angaben die Milchvermarktung von rund 5,6 Mrd. kg Milch von 135 Erzeugerorganisationen mit rund 14.000 Milcherzeugern aus zwölf Bundesländern, eine Übersichtskarte gibt es auf http://www.bayern-meg.de. Als Dachorganisation habe die Bayern MeG ihre Bündelungsobergrenze erreicht. Erlaubt ist die Bündelung von maximal 3,5 Prozent der europäischen Milchmenge. Zuletzt wurde am 27. Januar eine Organisation aus Niedersachsen mit 130 Mio. kg mit aufgenommen. Das war gerade noch rechtzeitig, wenige Tage vor dem Brexit. Denn ohne die Engländer liegt die EU-Milchmenge nicht mehr bei 167 Mrd. kg, sondern nur noch bei 150 Mrd. kg und entsprechend sinkt dann auch die erlaubte Bündelungsobergrenze der MeG Bayern. "Jetzt dürfen wir bis auf Weiteres niemanden mehr aufnehmen. Wir werden sehen, ob die Bündelungsgrenzen verschoben werden?", meinte Seemüller.
Mehr als nur Angebot und Nachfrage
Seemüller betonte, dass Angebot und Nachfrage allein nicht ausreichten, um den Markt zu steuern. Vielmehr geht es auch viel um Wettbewerb und um Psychologie. „Unsere Aufgabe ist es, aus dem großen Ungleichgewicht der Kräfte stets das Beste daraus zu machen. Das ist sehr schwer“, meinte Seemüller gerade auch im Rückblick auf die vergangenen drei Jahre, in denen die MEG-Vertreter immer wieder an ihre Grenzen gestoßen seien. Als ein markantes Beispiel habe Seemüller im vergangenen Herbst erleben können. Damals sei der Mozzarella-Kontrakt um 15 Prozent gesunken. Gleichzeitig erhöhte sich der Preis für eine Mozzarella-Kugel von 65 Cent auf 69 Cent. Nach der reinen Lehre von Angebot und Nachfrage hätte das so nicht passieren dürfen, meinte Seemüller.
Milchimitate nehmen zu
Der Milchmarkt stehe derzeit vor brachialen Veränderungen, gerade beim Blick auf die Absatzzahlen. In Deutschland sinkt der Absatz von Trinkmilch. Bei Joghurt, vor allem auch Fruchtjoghurt sinkt er noch stärker, er sinkt bei Quark und selbst bei Käse und auch bei Butter gingen die Zahlen zurück. „Das Einzige, was extrem steigt, sind die Milchimitate“, so Seemüller. Immer mehr Milchwerke würden deshalb ihre Produktion auf Milchimitate ausweiten, um ihre Verarbeitungskapazitäten noch auslasten zu können. Für die Molkereien und vor allem für die Milchbauern seien diese Entwicklungen keine guten Nachrichten. Mandelmilch, Soja- oder Hafermilch: Die Spannen des LEH für diese Produkte seien deutlich höher als die Spannen für die Milchprodukte. Weil die Verkäufe von Milchprodukten ins europäische Ausland, aber auch die Exporte von Magermilchpulver in Drittländer „extrem gut laufen“ würde man diesen Preisdruck auf dem Inlandsmarkt nur bedingt wahrnehmen und sich die Milchpreise auf einem insgesamt stabilen Niveau halten können. Zur Stabilisierung trug vor allem auch der Preisanstieg für Magermilchpulver bei.
Kündigungen setzten Milcherzeuger unter Druck
Die Bayern MeG unterhält laut Seemüller Geschäftsbeziehungen mit 45 Molkereien in Deutschland. „Die letzten drei Jahre waren sehr unlustig für mich, weil sich etwas Grundlegendes geändert hat". So hätten einige Molkereien ihren Milcherzeugergemeinschaften gekündigt. Manchmal seien es auch die MEGs, die von sich aus kündigen. Der Wettbewerb sei härter geworden. Die Molkereien müssten für ihre Produkte die bestmögliche Wertschöpfung erzielen.
Molkereilandschaft wird heftig durcheinander gewirbelt
Um flexibel auf Marktanforderungen reagieren zu können, sei es für die Molkereien besser, wenn sie den Rohstoff zukaufen können, dies aber nicht müssen. Seemüller nannte eine ganze Latte an Molkereien, die in den vergangenen zwei Jahren ihren MEGs gekündigt haben, aus den verschiedensten Gründen. Darunter waren auch Milchwerke, die ihren Standort aufgegeben mussten oder Gefahr liefen in die Insolvenz zu rutschen. Aus den erschütternden Erfahrungen bei der B.M.G.-Insolvenz 2018 habe Seemüller gelernt, wie wichtig gute und gepflegte Beziehung mit den Geschäftspartnern seien.
"Das Exportwachstum in Deutschland kann den Rückgang des Absatzes in Deutschland nicht mehr kompensieren", meint Seemüller. Selbst Top-Unternehmen wie Zott, die über 90 Jahre lang gewachsen sein, mussten der MeG Nordbayern mit 108 Mio. kg Milch kündigen. Es kam jetzt eine weitere MeG mit 30 Mio. kg dazu und noch eine mit 11 Mio. kg habe signalisiert bekommen, dass der bestehende Vertrag, wenn er ausläuft, nicht mehr verlängert wird. Solche Entwicklungen machten das Milchgeschäft alles andere als einfach.
Ausblick: Derzeit seien die Milchpreise stabil, es stecke aber viel Unsicherheit im Markt. Keiner wisse, wie sich die Milchmengen entwickeln und auch beim Absatz gibt es viele offene Fragen. Erstaunlich war für Seemüller, dass es deutschlandweit trotz Dürrejahr 2018 keinen Rückgang bei den Milchmengen gab. Immerhin hätten im Jahr 2019 zwei Drittel der 135 MeGs weniger Milch geliefert als 2018. Das hätten auch einige Molkereien gespürt. Sie seien jetzt durchaus wieder bereit, Milch aufzunehmen.
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