Das Schlimmste könnte überstanden sein
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Zuvor hatte die Verunsicherung durch Corona infizierte Schlachthofmitarbeiter und damit verbundenen Schließung von Schlachthöfen den Preisrückgang noch beschleunigt. Hinzu kommt, dass die Bereitschaft der Schlachtunternehmen, nach dem Preiseinbruch nochmals weiteres Fleisch einzufrieren deutlich abgenommen hat. Viele Schlachthöfe nahmen deshalb zeitweise nur noch Vertragsschweine an. Dadurch sind Überhänge an Schlachtschweinen entstanden, die nun nach und nach wieder abgebaut werden müssen.
Ruhige Nachfrage und Überhänge
Auch aus fast allen anderen europäischen Ländern wird ebenfalls von einer ruhigen Nachfrage und Überhängen an Schlachtschweinen berichtet. Neben dem stockenden Fleischabsatz bereiten auch dort wegfallende Schlachttage und die reduzierten Aktivitäten der Schlacht- und Verarbeitungsunternehmen Probleme. Der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland hat zwar die Absätze von Fleisch deutlich gesteigert, der fehlende Außer-Haus-Verzehr hat allerdings auch den Schweinefleischmarkt stark belastet. Der Ausfall vieler Festivitäten lässt manchen Grillrost kalt, auch das heimische Grillen ist durch Kontaktbeschränkungen eingeschränkt.
Geringe Schlachtzahlen, Preisempfehlung ausgesetzt
Die Schlachtzahlen in Deutschland liegen derzeit mit rund 800.000 bis 850.000 Tieren nicht hoch, die europaweiten Probleme im Handel mit Schlachtschweinen haben allerdings auch mit den niedrigen deutschen Schlachtzahlen zu tun. Die ISN hat ihre Auktionstätigkeit für Mastschweine, die eigentlich die Preisbildung am Spotmarkt in normalen Marktphasen darstellen soll, zeitweise sogar ausgesetzt. Noch massiver betroffen sind Schlachtsauen, deren Fleisch vor allem in die Verarbeitung geht. Die VEZG hat die Preisempfehlung für Schlachtsauen sogar bis 3.Juni ausgesetzt.
Wenig innereuropäischer Handel
Der Export bietet derzeit für den Markt ebenfalls keine Impulse, in die EU-Nachbarstaaten wie z.B. nach Italien sind sie nach wie vor schwierig, da die Schlacht- und Verarbeitungsunternehmen in den europäischen Zielländern ihre Aktivitäten immer noch reduziert haben.
Viel Fleisch für China, Preisniveau am Weltmarkt sinkt
In China haben die dortigen Importeure die Fleischeinfuhren trotz Corona-Krise im Januar und Februar 2020 gegenüber der Vorjahresperiode dagegen nahezu verdoppelt. Im ersten Quartal 2020 wurden mit 2,68 Mrd. Euro sogar rund das Vierfache des Betrages ausgegeben, der im Vorjahreszeitraum 2019 für Schweinefleischimporte bezahlt wurde. Schweinefleisch aus Europa steht dort allerdings in Konkurrenz zu anderen Anbietern auf dem Weltmarkt wie den USA, Kanada und Brasilien, wo durch Corona die Notierungen ebenfalls massiv eingebrochen sind. Die Schweinepreise in den USA lagen in den letzten Wochen zum Teil sogar nur noch bei 82 Cent/kg SG. Insbesondere die USA haben mit extrem günstigen Angeboten in Richtung China auch das Preisniveau der deutschen Exporteure in den letzten Wochen um rund 50 Prozent gedrückt. Inzwischen steigen die Preise in den USA wieder, da in den USA und auch in Kanada durch die Corona-bedingten Schließungen von Schlachthöfen (es wird von mehr als 10.000 infizierten Mitarbeitern in der US-amerikanischen Fleischindustrie ausgegangen) Fleisch knapp ist. Gleichzeitig mussten Schweine mangels Schlachtmöglichkeiten zeitweise sogar notgetötet werden.
Stabilisierung am Ferkelmarkt
Ferkelmarkt zuletzt massiv unter Druck
Der Ferkelmarkt konnte sich im ersten Quartal 2020 dank europaweit knapper Ferkelzahlen auf hohem Niveau behaupten. Mit den zusammenbrechenden Schweinepreisen und der zunehmenden Erkenntnis der Mäster, dass sie mit den zuvor teuer eingekauften Ferkeln eventuell Verluste schreiben müssen, ist der Ferkelmarkt zuletzt massiv unter Druck gekommen. Verstärkt wurde dies durch die saisonal wieder leicht zunehmenden Ferkelstückzahlen. Auch das trockene Frühjahr und die Befürchtungen eines weiteren trockenen Sommers mit Einbußen bei den Getreideerträgen haben die Mäster zurückhaltender werden lassen. Insgesamt musste das Niveau der Ferkelpreise somit binnen 9 Wochen um 30 Euro pro Ferkel auf 56,6 Euro pro Ferkel zurückgenommen werden. Mit den unverändert gebliebenen Schweinepreisen gestaltet sich auch der Ferkelmarkt wieder ausgewogener und die Notierungen bleiben unverändert.
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