Energie läuft besser als Agrar
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Das Ergebnis des Münchner Handelsunternehmens vor Zinsen und Steuern (EBIT) fiel mit 215,2 (2019: 188,4) Mio. Euro besser aus als geplant. Nach diesen Angaben trugen alle Segmente zum Unternehmenserfolg bei. Der Umsatz stieg, wie erwartet, moderat auf 17,2 (17,1) Mrd. Euro. Die Dividende für 2020 soll um fünf Cent auf 1,00 Euro je Aktie steigen.
Grundversorger
„Als Grundversorger ist die BayWa ein breit aufgestelltes, international tätiges Unternehmen und sehr erfolgreich in zukunftsorientierten Geschäftsfeldern wie Regenerative Energien tätig. Auch in der Corona-Krise steht die BayWa deshalb nicht nur stabil und solide da, sondern kann sogar noch zulegen“, sagt Klaus Josef Lutz, der Vorstandsvorsitzende der Aktiengesellschaft. „Doch auch unser eher traditionelles Geschäft entwickelte sich erfreulich: Ob bei Heizöl und Holzpellets, bei Obst und Traktoren oder im Baustoffhandel – nahezu alle operativen Bereiche profitierten von einer starken Nachfrage und legten im Vergleich zum Vorjahr zum Teil deutlich zu.“
Einzig das inländische Agrarhandelsgeschäft weist trotz höherer Umsätze ein negatives EBIT aus. „Hier schlagen die Einmalkosten für die Restrukturierung unseres Geschäftsfelds Agrar zu Buche, die wir im vergangenen Jahr in Ost- und Norddeutschland umgesetzt haben“, so Lutz. „Diese Ausgaben sind für die zukünftige Profitabilität im deutschen Agrargeschäft notwendig und konnten durch die Ergebnisse unserer anderen Geschäftsbereiche überkompensiert werden. Auch hier erweist sich die breite Aufstellung der BayWa als großer Vorteil.“
Für das Geschäftsjahr 2021 geht die BayWa davon aus, dass Umsatz und operatives EBIT leicht über dem Vorjahr liegen – vorausgesetzt, die Einschränkungen für die Weltwirtschaft durch den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie halten sich in Grenzen.
Segment Energie erzielt neue Rekordmarke
Mit 142,7 (127,4) Mio. Euro erreichte das EBIT im Segment Energie 2020 einen neuen Bestwert, auch wenn der Umsatz mit 4,2 (4,5) Mrd. Euro unter dem Vorjahreswert lag. Umsatz- und Ergebnistreiber im Geschäftsfeld Regenerative Energien waren das Projektgeschäft sowie der Solarhandel. Die BayWa geht davon aus, dass Umsatz und EBIT auch 2021 weiter zulegen werden.
Im Geschäftsfeld klassische Energie beflügelten der niedrige Ölpreis sowie politische Maßnahmen wie die Absenkung der Mehrwertsteuer im zweiten Halbjahr und die Einführung der CO2-Steuer zum Jahreswechsel die Nachfrage bei Heizöl. Der Heizölabsatz wird 2021 kaum an das starke Vorjahr anknüpfen können. Holzpellets haben sich bei der BayWa als starkes Standbein der klassischen Energie etabliert, dessen positiver Trend sich auch 2021 fortsetzen soll.
Ergebniszuwachs im Segment Agrar
Das Segment Agrar hob den Umsatz moderat auf 11 (10,9) Mrd. Euro, das EBIT stieg deutlich auf 107,1 (96,6) Mio. Euro. Der internationale Handel mit Getreide und Ölsaaten profitierte im zweiten Halbjahr 2020 von höheren Preisen, ausgelöst von erwarteten Ernteeinbußen in wichtigen Anbauregionen der Welt sowie einer starken Nachfrage aus China nach Futtergetreide für die wieder steigenden Schweinebestände im Land. Die Auswirkung der corona-bedingten Restriktionen auf die Lieferketten hielten sich in Grenzen. Höhere Logistikkosten sowie Wettbewerbs- und Preisdruck im Sojahandel belasteten hingegen das Handelsgeschäft.
Der Handel mit Spezialitäten und nachhaltig erzeugten Agrarrohstoffen lief stabil und soll im Jahr2021 weiter ausgebaut werden. Das deutsche Handelsgeschäft profitierte von einer überwiegend guten Ernte im Erfassungsgebiet der BayWa. Der Preisanstieg der letzten Monate bietet dabei eine gute Ausgangsbasis und erzeugt mit stärker schwankenden Märkten gute Chancen für den inländischen Erzeugnishandel.
Für das Betriebsmittelgeschäft war das Jahr 2020 hingegen erneut herausfordernd: Der preisbedingte Margendruck im Düngergeschäft, eine ungünstige Witterung, verschärfte gesetzliche Regularien sowie die präzisere Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln belasteten den Betriebsmittelabsatz.
Deutlich besser als erwartet entwickelte sich der Verkauf von Saatgut. Für 2021 geht die BayWa davon aus, dass das Dünger- und Pflanzenschutzmittelgeschäft leicht unter Vorjahresniveau bleibt. Hier machen sich der Trend zu mehr Öko-Landbau und die ökologischen Erwartungen der Gesellschaft an die Landwirte bemerkbar.
Mit einem um 31 Prozent höheren Obstabsatz als im Vorjahr entwickelte sich das Geschäftsfeld Global Produce sehr erfolgreich. Höhere Preise bei besseren Fruchtqualitäten und weniger Importdruck aus anderen Anbauländern begünstigten das inländische Kernobstgeschäft. Die neuseeländische Beteiligung T&G Global profitierte von einer überdurchschnittlichen Ernte, guten Fruchtqualitäten und einem starken Export zu Beginn der Apfelsaison im Frühjahr 2020. In der aktuellen Vermarktungssaison wird indes das Volumen von Früchten höherer Qualität kleiner ausfallen als im Vorjahr. Unwetter zu Jahresbeginn in Neuseeland haben vor allem bei Äpfeln und Sommerfrüchten Hagelschäden verursacht.
Für eine Fortsetzung der erfolgreichen Entwicklung im Geschäftsfeld Global Produce spricht die hohe Nachfrage der Verbraucher nach gesundheitsfördernder Nahrung sowie bei T&G Global ein verbesserter Produktmix für den besonders attraktiven asiatischen Markt. Zum Ergebnis erstmals wieder beitragen wird auch die Al Dahra BayWa Agriculture LCC in den Vereinigten Arabischen Emiraten: Nach der Zerstörung des Klimagewächshauses durch eine Naturkatastrophe im Januar 2020 wurde es im Laufe des Berichtsjahres wieder aufgebaut. Die ersten Tomaten der neuen Saison werden ab April geerntet.
Mit neuen Bestmarken beim Verkauf von Neu- und Gebrauchtmaschinen hat das Geschäftsfeld Technik die Erwartungen übertroffen. Neben Traktoren waren vor allem Maschinen für einen effizienteren und damit ressourcenschonenderen Betriebsmitteleinsatz gefragt. Von den höheren Verkaufszahlen im vergangenen Jahr wird der Werkstattservice auch in Zukunft profitieren, während sich das Neumaschinengeschäft nach dem Rekordjahr normalisiert.
Segment Bau verzeichnet größtes Wachstum
Ein außergewöhnlich starkes Geschäftsjahr verzeichnet das Segment Bau: Der Umsatz kletterte auf 1,9 (1,7) Mrd. Euro. Das EBIT von 46,9 (32,1) Mio. Euro übertraf die Erwartungen bei Weitem. Getrieben wurde die Entwicklung sowohl von einer sehr hohen Nachfrage des Bauhandwerks über das gesamte Produktportfolio als auch von einem veränderten Freizeitverhalten im Privatbereich: Da viele Menschen coronabedingt ihren Urlaub zu Hause verbrachten, investierten sie verstärkt in Renovierungen sowie Garten- und Landschaftsbau.
Als Grundversorger waren die BayWa Baustoffstandorte auch während der Lockdowns durchgehend geöffnet und voll lieferfähig. Parallel zum stationären Geschäft boomte der Online-Handel. Auch im laufenden Geschäftsjahr liegt der Schwerpunkt auf dem Ausbau der digitalen Lösungen. Das Geschäft der BayWa Bau Projekt GmbH, die 2020 mit der Vermarktung der ersten Wohneinheiten begonnen hat, wird ebenfalls anziehen: Weitere Bauprojekte befinden sich bereits in der Umsetzung oder sollen mit Baubeginn 2021 ab diesem Jahr realisiert werden.
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