Lokale Warenkreisläufe etablieren
Die Zeit des Demonstrationsnetzwerks für Erbsen und Ackerbohnen geht nach sechsjähriger Projektlaufzeit von 2016 bis 2021 geplant zu Ende. Im Oktober 2021 wurde im Rahmen einer Online-Veranstaltung über die Entwicklung der Wertschöpfungsketten heimischer Hülsenfrüchte berichtet.
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Leguminosen hatten im Jahr 2014 einen Anbautiefpunkt“, erklärte Petra Zerhusen-Blecher vom Fachbereich Agrarwirtschaft an der Fachhochschule Südwestfalen. Bis zum Jahr 2020 hat sich die Anbaufläche jedoch vervielfacht: Erbsen wurden in Deutschland auf 84.000 ha angebaut, bei Ackerbohnen lag die Anbaufläche bei 60.000 ha. Im Rahmen des Demonstrationsnetzwerks wurde unter anderem die Vermarktung der Körnerleguminosen von Betrieb zu Betrieb angestoßen, um die Tierfütterung aus lokalen Eiweißquellen voranzubringen. „Die Nachfrage nach Körnerleguminosen an regionalen oder individuellen Futtermischungen nimmt deutlich zu“, sagte Zerhusen-Blecher nach Gesprächen mit Futtermittelherstellern resümierend. Große Player hielten sich bei den Körnerleguminosen aus der Region aber noch zurück.
Ackerbohnen auf den Teller
In der Humanernährung wächst laut der Expertin die Nachfrage nach Erbsen und Bohnen, vor allem zur Herstellung vegetarischer und veganer Produkte. Insbesondere als Alternative zu importierten Körnerleguminosen und zu Soja, das in vielen vegetarischen Produkten enthalten ist, könnten Erbsen und Ackerbohnen aus Deutschland eine Alternative sein. Unter anderem wurde die Forschung zu Isolaten aus Ackerbohnen und Körnererbsen im Lebensmittelbereich während der Projektzeit angeschoben. Probleme beim Vertrieb der Hülsenfrüchte im Lebensmitteleinzelhandel bereiten nach Zerhusen-Blechers Aussage vor allem Ackerbohnen- und Erbsenkäfer, die zur Verarbeitung aussortiert werden müssen.
Erbsen und Bohnen als Futtermittel im Ökobereich
Werner Vogt-Kaute von der Naturland-Beratung stellte die Entwicklung der Wertschöpfungsketten im Ökolandbau vor. 2016 habe die Vermarktung von Erbsen und Ackerbohnen als Futtermittel im Ökobereich bereits sehr konstant funktioniert. Im Lebensmittelbereich wurden Ökoerbsen aber vorwiegend aus Italien, Kanada oder China importiert. „Die Bereitstellung der ökologisch und regional erzeugten Körnerleguminosen als Futtermittel läuft gut, wohingegen der konventionelle Bereich hier noch ein dickes Brett zu bohren hat“, erklärte Vogt-Kaute.
Vorurteile wurden beseitigt
Über die Projektlaufzeit hinweg seien Vorurteile beseitigt worden, wie dass für die Lebensmittelerzeugung nur Erbsen aus Italien eingesetzt werden können oder dass Erbsen und Ackerbohnen in Geflügelrationen nicht unterzubringen sind. „Das wäre heute undenkbar“, kommentierte Vogt-Kaute die verbreitete Verfütterung der Ökoleguminosen. Der Selbstversorgungsgrad bei Futtererbsen und Ackerbohnen liegt laut von Vogt-Kaute befragten Futtermühlen bei 50 bis 60 Prozent und ist über die vergangenen Jahre leicht gestiegen. Die Vermarktung an Futtermühlen erfolge oft direkt vom Betrieb oder über Öko-Erzeugergemeinschaften. „Die Preise liegen konstant bei 40 bis 44 Euro pro Dezitonne“, erklärte Vogt-Kaute. Während Ackerbohnen anfangs manchmal die zweite Wahl gegenüber Erbsen waren, werden sie jetzt oft mit Priorität nachgefragt wegen hoher Rohproteingehalte. Sie erzielen mindestens die gleichen Preise wie Erbsen. „Die Nachfrage nach Ackerbohnen kommt vermutlich vorwiegend aus der Rinderhaltung“, erläuterte der Berater.
Neue Sorten verfügbar
Vor allem die antinutritiven Inhaltsstoffe in den Körnerleguminosen machten bei der Verfütterung anfangs Sorgen: vicin- und convicinhaltige Ackerbohnen in der Geflügelhaltung und tanninhaltige Ackerbohnen und Erbsen in der Schweinefütterung. „Allerdings sind mehr und Sorten verfügbar, die sehr arm an antinutritiven Substanzen sind“, erklärte Vogt-Kaute. Vor allem in der Geflügelhaltung können vicinhaltige Bohnen zu Leistungsdepressionen führen, wohingegen die Tannine den Schweinen schlicht nicht so gut schmecken. Vogt-Kaute geht davon aus, dass der Anteil an Bohnen und Erbsen in der Geflügelhaltung etwas sinken wird. Rationen für Wiederkäuer werden in Zukunft wahrscheinlich mehr Erbsen und Ackerbohnen statt Ölkuchen enthalten, weil der Preis für Ölkuchen steigt.
Neue Produkte im Lebensmittelbereich
Der Fachmann rechnet mit vielen neuen Produkten im Lebensmittelbereich auf Ackerbohnen- und Erbsenbasis auf der Biofach 2022. „Die Nachfrage nach Ackerbohnen steigt aktuell erheblich stärker als die für Erbsen“, sagte Vogt-Kaute. Das Image der Ackerbohne als heimische Körnerleguminose bessere sich. Vor allem in der Außer-Haus-Verpflegung bestehe noch Potenzial für die Bohnen sowie in Unverpackt-Läden. Allerdings zieht der Befall mit Ackerbohnen- und Erbsenkäfer einen hohen Aufwand in der Aufbereitung nach sich: „Von der Fotoauslese bis Einfrieren sind zahlreiche Schritte nötig“, sagte Vogt-Kaute. Für Großverbraucher seien Gebinde mit Leguminosenmehlen aus ökologischer Erzeugung bereits breit verfügbar.
Weitere Infos
Im Rahmen des Projekts Demonstrationsnetzwerk für Erbsen und Ackerbohnen wurden Kontakte für die Vermarktung von Ackerbohnen und Erbsen etabliert und Absatzmöglichkeiten zusammengetragen:
Vermarktungskontakte stehen auf der Projektseite https://www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de/index.php?id=112
Eine Börse zum Kauf und Verkauf von Körnerleguminosen steht bereit unter https://www.leguminosenmarkt.de/startseite/
Eine Abnehmerkarte der Union Zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen bzw. Saaten-Union gibt es auf: https://www.ufop.de/agrar-info/erzeuger-info/abnehmerkarte/ sowie https://www.saaten-union.de/abnehmerkarte
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