Inländische Eiweißfuttermittel gefragt
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Düngemittelpreise schnellen in die Höhe, weil die Energiekosten explodieren. Das hat unbestreitbar Nachteile. Aber für die Stickstoff fixierenden Leguminosen könnte das einen guten Start ins neue Jahr bedeuten. Körnerleguminosen erfahren überdies zur Zeit eine große Nachfrage als Eiweißfuttermittel.
Für eine heimische Eiweißfuttermittelproduktion gebe es weder genügend regionale Soja, noch Erbsen oder Ackerbohnen, berichtet Bernhard Stoll vom Raiffeisen Kraftfutterwerk Kehl auf der 52. Pflanzenbaulichen Vortragstagung. Im Mittelpunkt der Veranstaltung des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg und des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) standen dieses Jahr die Körnerleguminosen.
In Kehl werden ausschließlich vollfete, getoastete Sojabohnen verarbeitet. Bei Erbsen und Ackerbohnen lege man Wert auf heimische Produktion. Doch während die Ackerbohne als Futtermittel laut Stoll "so richtig Potential hätte", das es auszuschöpfen gelte, tingelten Erbsen mit nur 20% Proteingehalt zwischen Stärke- und Eiweißfuttermittel hin und her.
Soja aus Deutschland gefragt
Jahrelang bezog die ZG Raiffeisen Futtermittel aus Brasilien, bis sie 2010 feststellte, dass die regionale Sojaproduktion gestärkt werden muss. So entwickelte der Futtermittelhersteller Legehennen-Futtermittel mit heimischen Eiweißanteilen (LAM Naturel) oder sogar großteils basierend auf heimischen Ackerbohnen, Erbsen und Soja (Regio LAM).
Körnerleguminosen in Baden-Württemberg
Gute Gründe für den Anbau von Körnerleguminosen
Tipp |
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Wer überprüfen will, ob sein StGeoportal.julius-kuehn.de eine kostenfreie Karte, die für Deutschland die Anbaueignung detailliert darstellt. | andort sich für den Sojaanbau eignet, findet im Internet unter
Den Sojaanbau will die ZG Raiffeisen weiterhin mit ihrem Sojaprojekt voranbringen: Infoveranstaltungen für Erzeuger, Anbauverträge mit verbindlicher Preisgestaltung für die Folgeernte und eine Vermehrung und Saatgutaufbereitung inklusive GVO-Analysen direkt bei der ZG Raiffeisen sollen die Betriebe für den Sojaanbau begeistern. Dabei gilt: Je höher der Proteingehalt, desto besser der Preis. Dieses Jahr zogen Proteingehalte unter 37,5% Preisabzüge nach sich. Nach einem teils desaströsen Jahr 2020 stiegen einige Betriebe aus dem Sojaanbau aus. Dann aber brachte die Ernte 2021 sehr gute Erträge mit top Proteinwerten von durchschnittlich 39 bis 39,5%.
Rekordpreise für Eiweißfuttermittel
Aktuell stehen die Eiweißfuttermittelpreise auf einem Rekordhoch. Für 2022 sind laut Stoll für die Ackerbohne Erzeugerpreise um 300 Euro pro Tonne, für Erbsen 250 €/t und für Soja 500 €/t zu erwarten, wenn der Landwirt selbst im Kraftfutterwerk in Kehl anliefert. Für Bioqualität könne man im Schnitt 25 bis 30 Euro pro 100 draufrechnen.
Damit heimische Futtermittel nicht nur etwas für Idealisten bleiben, bedürfe es einer zusätzlichen Wertschöpfung in der tierischen Produktion, so Stoll. Auch der steigende Anteil an Biobetrieben erhöhe den Bedarf an regionalen Eiweißfuttermitteln. „Wir hatten noch nie so gute Möglichkeiten, heimische Eiweißfuttermittel voranzubringen“, ist sich Stoll sicher. Dafür müssten Leguminosen auch noch stärker züchterisch bearbeitet werden.
Mitmachaktion 1000 Gärten
Im Frühjahr 2022 geht das Citizen- Science-Projekt „1000 Gärten“ der Universität Hohenheim und des Tofuherstellers Taifun in eine weitere Runde: Für die Mitmachaktion können sich Gärtner und Gärtnerinnen aus ganz Deutschland, die mindestens fünf Quadratmeter ihres Gartens für den Sojaanbau freimachen wollen, noch bis Ende Februar anmelden. Dort werden dann neue Sojastämme und -sorten auf Anbau- und Tofueignung getestet. Ziel ist es, die besten Sorten ausfindig zu machen, um Deutschland mit eigenem Soja für die menschliche Ernährung zu versorgen.
Mitmachen unter: www.1000gaerten.de
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