Im Süden getrübt, im Norden perfekt
Worüber Marktteilnehmer, Lagerhalter und das Agraramt in Frankreich sprechen, hat jetzt das Arvalis Institut du Végétal bestätigt. Die Entwicklung der Feldbestände an Halmgetreide ist gut bis sehr gut. Laut einer ersten Hochrechnung eines Analysten dürften dieses Jahr von 4,75 Millionen Hektar 36,1 bis 37,2 Millionen Tonnen Weichweizen kommen.
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Diese Zahl kann sich bis zur Ernte noch ändern, aber angesichts der angekündigten Witterung in den nächsten zwei Wochen ist es unwahrscheinlich, dass die Spannenuntergrenze tangiert wird. Und falls die Bedingungen sehr günstig sind, könnten es sogar noch eine Million Tonnen mehr werden. Arvalis hat aufgrund des sehr frühen Zeitpunktes noch keine Ertragsschätzung zur Ernte 2023 abgegeben.
Feldbestände unterschiedlich
Die Zustände der Feldbestände sind sehr heterogen. Im südöstlichen Viertel Frankreichs ist die Lage besonders schlecht. Nach der starken Trockenheit zu Beginn des Frühlings regnet es jetzt zu viel. Die Getreidepflanzen sind aber in einem zu weit fortgeschrittenen Entwicklungsstadium, um vom Niederschlag zu profitieren. Das Gegenteil ist der Fall, die Qualität, insbesondere beim Hartweizen, leidet. Es könnte sein, dass die Ernten noch schlechter ausfallen als im vorangegangenen Jahr, so Arvalis. Allerdings ist der Anbau von Weizen und Gerste in der genannten Region vergleichsweise klein. Daher werden die absehbar niedrigen Erträge wenig Einfluss auf das Gesamternteergebnis haben.
Bedenken wegen möglichem Pilzdruck im Südwesten
Im Südwesten war das Wasserdefizit weit weniger ausgeprägt, sodass das Potenzial für alle Halmgetreide wie Weichweizen, Hartweizen, Sommergerste und Wintergerste relativ gut ist. Etwas Bedenken lösen die aufgrund des Regens während der Blüte verstärkt auftretenden Fusarien aus, was mit einer Behandlung allerdings in den Griff zu bekommen ist. Ein Fusarium-Befall war in der Vergangenheit wegen der sehr trockenen Bedingungen in Frankreich überhaupt kein Thema gewesen. Es gibt auch Probleme mit Septoria. Wintergerste weist zudem eine starke Biomasseentwicklung auf, was die Lageranfälligkeit fördert. Ein weiteres Problem sind die Unkräuter.
Hohe Erwartungen an die Ernte im Norden
In einer der stärksten Getreideregionen, dem Grand-Est, das von Elsass über Lothringen, der Champagne bis in die Picardie im Westen und Burgund im Süden reicht, ist die Lage gut bis sehr gut. Die Feuchtigkeit im Frühjahr versorgte die Kulturen mit Nährstoffen, und die derzeitige Sonneneinstrahlung sowie die höheren Temperaturen bremsen die Entwicklung von Krankheiten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Bedingungen für den Anbau von Halmgetreide in Frankreich, mit Ausnahme des Südostens, als günstig eingeschätzt werden. Die Bestände sind dicht und die Anzahl der Ähren hoch, sodass die Erträge bei Weichweizen, Hartweizen, Winter- und Sommergerste hoch ausfallen werden. Schwere Böden könnten ohne Niederschläge bis zur Ernte durchhalten. Darüber hinaus verlief die Stickstoffversorgung während des gesamten Schossens gut. Bei leichten Böden ist Wasser jedoch nicht überreichlich. Falls es dort bis zur Ernte nicht regnet und die Temperaturen längerfristig über 26 bis 28°C steigen, könnten einige Doppelzentner verloren gehen.
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