1 Million Tonnen deutsche Sojabohnen gesucht
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Die Überschrift lässt aufhorchen: „1 Million Tonnen deutsche Soja gesucht!“ steht da auf einer Einladung des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) mit Sitz im badischen Karlsruhe. Eine Million Tonnen? Gibt es so viele Sojabohnen überhaupt in Deutschland? Nein, diese Mengen gibt es nicht aus deutscher Erzeugung. Was soll dann die provokante Überschrift? Sie soll die Aufmerksamkeit der fachlich interessierten Leser wecken. Denn der Urheber der Nachricht braucht in den nächsten Jahren ein Mehrfaches der deutschen Sojabohnenproduktion für seinen Bedarf.
150.000 Tonnen geerntet
Zur Ernte in diesem Jahr wurden in Deutschland rund 45.000 Hektar Sojabohnen angebaut. Das teilt der Deutsche Sojaförderring mit. Ausgehend von einem Durchschnittsertrag von gut 3 Tonnen je Hektar ergibt sich eine Erntemenge von geschätzt rund 150.000 Tonnen. Das ist weniger als ein Sechstel der gesuchten 1 Million Tonnen. Im Umkehrschluss müsste sich der aktuelle Sojaanbau in Deutschland vervielfachen, um die gesuchte Menge zu erreichen.
Das sei durchaus möglich, sagt Wolfgang Geltinger mit bayerischem Akzent am Telefon. Geltinger arbeitet für den amerikanischen Getreide- und Ölsaatenhändler Archer Daniels Midland (ADM). Im bayerischen Straubing hat ADM bereits eine Verarbeitung von GVO-freien Sojabohnen aufgebaut. Die Sojabohnen stammen von Landwirten aus dem näheren und weiteren Einzugsgebiet. Ähnliches soll um die Ölmühle in Mainz entstehen. Dazu wirbt der Lebensmittelverarbeiter, der in der Human- und Tierernährung unterwegs ist in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und in Ostdeutschland für den Anbau. Die Anbauverträge werden über den örtlichen Landhandel ausgegeben, der die Erfassung übernimmt.
Unterstützung für heimisches Engagement
Im baden-württembergischen Landhandel wird das Engagement der US-Amerikaner positiv aufgenommen. Denn es unterstützt die jahrelangen, teils zähen Bemühungen von Genossenschaften und privatem Agrargewerbe um die Etablierung der GVO-freien Sojabohne in Deutschland. ADM setzt Geltinger zufolge auf nachgelagerte Lebensmittelverarbeiter, die auf Sojaprodukte angewiesen sind, aber neuerdings entwaldungsfreie Lieferketten nachweisen müssen. Mittelfristig strebe das Unternehmen eine Erfassung von 500.000 bis 600.000 Tonnen europäischer GVO-freier Sojabohnen an. Sie sind für die beiden deutschen und einen serbischen ADM-Verarbeitungsstandort bestimmt.
Und was hat das mit der 1 Million Tonnen auf sich? Da ist Wolfgang Geltinger ganz entspannt. Im Jahr 2016 wurden in Deutschland 30.000 Tonnen Sojabohnen angebaut, sagt er, 2023 sind es bereits 150.000 Tonnen. In den kommenden fünf bis zehn Jahren könnte der Anbau dem ADM-Manager zufolge auf bis zu 1 Million Tonnen wachsen. Das bestätigt Geschäftsführer Martin Miersch vom Sojaförderring.
Auf die Frage, zu welchen Erzeugerpreisen die Landwirte im Südwesten zur Ernte 2024 für den Sojaanbau gewonnen werden sollen, musste Geltinger passen. Preise würden erst im Dezember veröffentlicht. Vielleicht lässt sich nächste Woche mehr erfahren bei der besagten LTZ-Veranstaltung am 29. November zu Anbau und Vermarktung von Sojabohnen. Die Veranstalter rechnen offenbar mit einem großen Andrang. Für den Termin wurde die Schwarzwaldhalle im mittelbadischen Appenweier gebucht.
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