Streben nach Perfektion
Der 33. Berufswettbewerb der deutschen Landjugend ist am 7. Februar 2017 gestartet. In Württemberg und Nordbaden wetteifern knapp 1000 junge Landwirte, Forstwirte, Winzer und Hauswirtschafter in Ausbildung um die Qualifikation für die zweite Runde. An der Eugen-Grimminger-Schule in Crailsheim gab es einen feierlichen Auftakt mit Pressevertretern.
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Knarzend bohren die Prüflinge Gewinde in eine Sechskantmutter, anschließend sägen sie eine Kante im Winkel von 105 Grad heraus. Junge Landwirte aus dem Landkreis Schwäbisch-Hall und mehrere Prüfer pendeln zwischen Werkbank und Bohrmaschinen, sehen ab und zu auf die Uhr.
Ein Meister begutachtet prüfend die Edelstahlteile, aus denen innerhalb von 45 Minuten ein Flaschenöffner werden soll. Beim Berufswettbewerb müssen sich Auszubildende in Praxis und Theorie der Landwirtschaft auskennen und selbstsicher auftreten, um Spitzenplätze zu holen.
Vier Aufgaben meistern
Für alle Schüler begann der Tag um acht Uhr mit dem Theorieteil. Fragen zu Geschichte, Chemie und Gebrüder Grimms Märchen verlangten den Teilnehmern Allgemeinwissen ab. Die Wettbewerber mussten zehn Geschichten wie etwa Rapunzel anhand von Beschreibungen wie „Mädchen lässt Jüngling an ihrem Zopf klettern“ erkennen.
Im Fachteil standen unter anderem Fragen zu Verdauungsorganen von Rind und Schwein, Pflanzenernährung und dem Hormonhaushalt einer Milchkuh. „Hormone wie Prostaglandin ihrer Funktion zuzuordnen, fand ich am schwierigsten“, sagt Azubi Matthias, „Im ersten Lehrjahr haben wir die noch nicht richtig durchgenommen.“ Wer alle Fragen richtig beantwortete, holte schon 30 von insgesamt erreichbaren 100 Punkten.
Weitere 15 Punkte konnten die Schüler bei der Präsentation ihres Ausbildungsbetriebs einheimsen. Auf Plakaten und Folien mussten sie Betriebszweige erklären und die Zuhörerschaft aus Landwirtschafts-Meistern überzeugen. „Präsentieren ist einfach nicht meins“, erklärt der 17-jährige Simon. Anstatt sich vor eine Gruppe zu stellen und draufloszureden, macht er lieber etwas Handfestes.
Im Praxisteil warteten der Bau des Flaschenöffners und die Bestimmung von Saatgut und Werkstoffen auf die Teilnehmer des Wettbewerbs.
20 Materialien aus der Natur standen in kleinen Pappförmchen auf den Tischen. Innerhalb von 15 Minuten unterschieden die Schüler aus Hohenlohe etwa Buchweizen von Hirse und erkannten mit Hilfe von Maserung und Gewicht eines Holzstücks die Herkunft aus Buche, Pappel oder Kiefer. „Im dritten Lehrjahr habe ich das alles schon x-mal gesehen, die Bestimmung war für mich einfach“, erklärt der Azubi Michael. Selbst braune Krümel identifizierte er schnell als Zellulose.
Praxis wiegt am schwersten
Viele seiner Berufskollegen hatten sich zuvor über die holzige Masse den Kopf zerbrochen. 55 von 100 Punkten konnten die Kandidaten im Praxisteil sammeln: Wer in der Werkstatt sauber arbeitete und viele Proben korrekt bestimmte, hatte somit gute Chancen auf einen Spitzenplatz im Kreiswettbewerb.
Die drei Junglandwirte zwischen 17 und 19 Jahren erledigten die Aufgaben besonders gut und kamen aufs Siegertreppchen: Simon Stier aus Kirchberg-Kleinallmerspann gewann den Kreisentscheid in Crailsheim vor Michael Schneider aus Niederstetten-Pfitzingen, Matthias Habel aus Creglingen wurde Dritter. Ein Werkzeug bekam aber jeder Schüler für die erfolgreiche Teilnahme als Preis von der Landjugend Württemberg-Baden.
Sehen, wo man steht
Für die Sieger geht es in der zweiten Runde weiter zum Landesentscheid, die besten Lehrlinge erwartet anschließend der Bundeswettbewerb. Die Teilnahme lohnte sich für jeden: „Auf dem Wettbewerb kommt man mit anderen zusammen und kriegt ein Bild, wo man als junger Landwirt steht“, sagt der zweitplatzierte Michael zusammenfassend.
„Jeder dieser jungen Menschen ist Botschafter seines Berufsstands“, erklärte Marie-Luise Linckh, die Präsidentin der Landfrauen Württemberg-Baden. In ihren Augen ist diese Selbsteinschätzung wichtig, damit sich Menschen in Grünen Berufen erfolgreich in der Gesellschaft behaupten können. Klaus Mugele sagte ergänzend: „Wir bringen täglich frische Lebensmittel auf den Tisch und sind zu Recht stolz auf unsere Arbeit.“
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