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Praktikant im Ausland

Weit, weit weg zur Landwirtschaft

Fremde Kulturen kennenlernen, neue Arbeitsweisen erfahren oder einfach nur die Sprache trainieren – Gründe für einen Aufenthalt in einem anderen Land sind schnell gefunden. Und wer in der Landwirtschaft tätig ist, tut sich in der Regel auch nicht schwer, einen Praktikumsplatz im Ausland zu finden.
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Philipp Hofmann aus Großrinderfeld hat während seines Studiums ein Urlaubssemester gemacht und einige Monate in Irland verbracht.
Philipp Hofmann aus Großrinderfeld hat während seines Studiums ein Urlaubssemester gemacht und einige Monate in Irland verbracht.Privat
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Irgendwann fing ich an, in Englisch zu träumen“, erinnert sich Philipp Hofmann aus Großrinderfeld wenn er an seinen Aufenthalt in Irland denkt. Er hat dort ein Praktikum auf einem Milchviehbetrieb gemacht und drei Monate lang die dortigen Produktionsbedingungen kennengelernt. Der 25-Jährige hat an der Universität in Hohenheim Agrarbiologie studiert und arbeitet seit Herbst an seiner Doktorarbeit am Institut für Nutztierwissenschaften. Dass er eine Weile ins Ausland geht, ergab sich während des Masterstudiums.

Praktikum im Ausland

Davor habe er eigentlich nie über einen Auslandsaufenthalt nachgedacht. „Ich wollte aber auch ein weiteres Praktikum auf einem landwirtschaftlichen Betrieb machen“, erzählt er. Da lag es nahe, beide Wünsche miteinander zu verbinden. Doch wie angehen? „Ich habe auf Anzeigen in den landwirtschaftlichen Zeitschriften geantwortet“, erinnert er sich. Daraus sei dann aber leider nichts geworden. Philipp hat weiter recherchiert und ist schließlich auf das Praktikantenprogramm der Schorlemer Stiftung des Deutschen Bauernverbandes gestoßen. Dort werden junge Berufstätige und Studenten aus der Landwirtschaft in die ganze Welt vermittelt. Philipps Traum waren die USA oder Kanada. Diese Länder brauchen allerdings eine lange Vorlaufzeit und die Organisation ist wesentlich aufwendiger. „Ich wollte vor allem in ein englischsprachiges Land, um meine Kenntnisse zu verbessern“, so Philipp. Daher war Irland ebenfalls eine gute Wahl. Auch wenn er noch eine Weile zittern musste. Da er kein Pflichtpraktikum zu machen hatte, sondern ein freiwilliges Urlaubssemster für seine praktische Weiterbildung eingelegt hat, wollte die Partnerorganisation im Ausland erst keinen Platz für ihn genehmigen. „Dabei hat mir die Uni extra bestätigt, dass es an der Hochschule gern gesehen ist“, erinnert sich der Doktorand. Doch dann kam in letzter Minute die Zusage vom Bauernverband. „Die haben sich intensiv gekümmert, um mich unterzubringen“, hat sich Philipp gefreut.

Reise auf die Grüne Insel

Ab da ging es rasend schnell. Nach dem positiven Bescheid im November hat er noch vor Weihnachten alle Unterlagen nach Irland gesendet. Motivationsschreiben, Lebenslauf, Arztbescheinigung und einen Fragebogen – alles in englischer Sprache. „Dazu Fotos, die mich mit Kühen zeigen“, sagt er lachend. Wahrscheinlich weil man dann besser vermittelbar ist, vermutet er. Zwei Wochen später kam dann schon ein Betriebsspiegel und Fotos von seinem künftigen Aufenthaltsort. „Ich hätte auch absagen und auf einen neuen Vorschlag warten können“, sagt Philipp. Aber was er sah, hat ihm gefallen. Der Betrieb machte einen guten Eindruck und so nahm er direkt Kontakt über die mitgesandte Adresse auf.

120 Kühe und viel Weide

Anfang März begann sein Praktikum im irischen Rosscarbery, rund eine Autostunde von Cork entfernt. 120 Milchkühe, 40 Färsen, 180 Hektar Ackerland und 60 Hektar Weideland. Im Frühjahr beginnt die saisonale Abkalbung. „Das ist die Arbeitsspitze in den irischen Betrieben“, erzählt Philipp im Rückblick. So kümmerte er sich vorwiegend um das Melken der Kühe und die Versorgung der Kälber. Bereits nach wenigen Tagen hat ihm der Betriebsleiter viel Verantwortung übertragen und weitgehend selbstständig arbeiten lassen. Er hatte ein gutes Verhältnis. Seine Gastfamilie hatte ihn bereits am Flughafen abgeholt und herzlich willkommen geheißen. „Gewohnt habe ich in einem eigenen kleinen Haus direkt am Hof“, so Philipp. Ein Luxus, den man nicht immer erwarten kann. Obwohl das Häuschen mit Küche ausgestattet war, fand das gemeinsame Frühstück, Mittagessen und Abendbrot im Esszimmer der „Senioren“ statt. „Sonntags wurde nicht gekocht, aber dennoch wurde mir eine Mahlzeit zum Warmmachen dagelassen“, erinnert sich Philipp lachend. Dazu kam, dass er neben sehr geregelten Arbeitszeiten am Wochenende 1,5 Tage frei hatte. So konnte er die Umgebung erkunden. Auch seine Arbeitgeber sorgten für Abwechslung und nahmen ihn zum Hockey- oder Rugbyspiel mit. Ihm sei es richtig gut gegangen. Sogar ein alter Jeep wurde dem Praktikanten zur Nutzung überlassen. Gerade an den freien Tagen ein großer Luxus, um mobil zu sein. In Irland liegen viele Farmen abseits der guten Verkehrsanbindung. Selbstständiges Arbeiten, Mahlzeiten und Fahrzeug sind nicht immer selbstverständlich, weiß Philipp aus Erzählungen von anderen Praktikanten, die er in Irland kennengelernt hat.

Glück mit der Familie und dem Gastbetrieb

Man muss schon etwas Glück haben mit der Familie. Seine Gasteltern haben viele Jahre Erfahrung und wussten, was ein junger Mensch zum Wohlfühlen braucht. Die Partnerorganisation vor Ort habe sich allerdings auch gekümmert. Anfangs seien wöchentliche Anrufe erfolgt, ob es in der Familie gut läuft. Sogar einen Besuch durch Vertreter der Agentur habe es gegeben.
Über den Bauernverband wurde nicht nur der Arbeitsplatz, sondern auch die Krankenversicherung organisiert. Kranken- und Unfallversicherungsschutz ist für die gesamte Dauer des Auslandsaufenthaltes für alle Programmteilnehmer gegeben. Ebenso kümmert sich die Schorlemer Stiftung um die Beschaffung von Visa oder einer Arbeitserlaubnis, sollten diese für das jeweilige Land nötig sein.
Da Irland innerhalb Europas liegt, war Letzteres nicht nötig. Trotzdem war auf der Insel vieles anders als in Deutschland. „Es wird nach dem Low-Cost-Prinzip gearbeitet“, erzählt Philipp. 5500 Liter Milchleistung hatte sein Gastbetrieb im Durchschnitt. Vorwiegend aus Grünland. War die Qualität des Weidelandes nicht so gut, wurde etwas mehr Kraftfutter zugefüttert. Auch beim Melken wird wenig Aufwand getrieben. „Es wurde nicht gesäubert, vorgemolken oder gedippt“, erinnert sich der Doktorand. Und auch die saisonale Abkalbung findet man auf deutschen Betrieben dieser Größe kaum. Für ihn gab es immer was zu tun. Nur ans Steine sammeln auf dem Acker erinnert sich Philipp nicht so gerne.

Bauernverband fördert Praktikum

550 Euro habe der Aufenthalt gekostet. Dazu noch die Kosten für An- und Abreise. Über ein Stipendium des BMEL hat er einen Teil der Kosten finanzieren können. Und auch auf dem Betrieb hat er ein kleines Taschengeld erhalten. „Ich würde nochmals für eine begrenzte Zeit ins Ausland gehen“, kann er sich vorstellen. Er habe nicht nur die Sprache verbessert, sondern ist zudem in einer anderen Kultur, in einer fremden Familie zurechtgekommen. Und hat dabei auch fachlich einiges an Wissen mitgenommen.

Mehr zum Praktikanten-Angebot des Deutschen Bauernverbands finden Sie hier

Mehr zum Praktikantenprogramm der Schorlemer Stiftung des Deutschen Bauernverbandes, Tel.: 030/31904-321, -322, -214, E-Mail: dbv-praktika-international@bauernverband.net, Internet: www.dbv-agrarpraktikum.de

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