Käserei durchläuft Phase der Konsolidierung
Das Jahr 2024 war für die Bauernmolkerei Leupolz (Allgäuer Emmentalerkäserei Leupolz eG) ein schwaches Jahr, berichtete der Vorsitzende des Vorstandes, Markus Stützenberger, auf der Generalversammlung Ende November in Leupolz im Landkreis Ravensburg. Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens stuft er weiter als angespannt ein, trotz einer gegenüber dem Vorjahr verbesserten Ertragssituation.
von Matthias Borlinghaus erschienen am 03.12.2025Die Allgäuer Emmentalerkäserei konnte 2024 kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen“, räumte der Aufsichtsratsvorsitzende Karl Schneider in seinem Bericht ein. Nach dem schon sehr schwierigen Jahr 2023 hatten sich die Käseverwertungen erst im zweiten Halbjahr 2024 wieder stabilisiert. Gleichzeitig aber haben gestiegene Kosten die Produktion teurer gemacht und höhere Abschreibungen für die nun voll angelaufenen neuen Käsereianlagen zu einer Mehrbelastung geführt. Positiv bemerkbar machte sich einzig der Rückgang bei den Personalkosten, die dank der Investitionen in die neuen Anlagen gesenkt werden konnten, so der Vorsitzende des Vorstands, Markus Stützenberger. Der Milchauszahlungspreis im Jahr 2024 lag für konventionell erzeugte Kuhmilch unter dem Durchschnitt des Bundes- und unter dem Landesdurchschnittspreis. Für konventionelle Milch wurden im Schnitt 50,12 Cent pro kg brutto ausbezahlt, bei 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß. Für Bio-Milch wurden im Schnitt 62,83 Cent pro kg brutto bezahlt.
Schwierige Lage für Markenartikel
Rund 84 Prozent der Milch wird in Leupolz zu Käse verarbeitet, das waren 2024 rund 44,2 Mio. kg Milch und damit drei Prozent weniger als im Vorjahr. Insgesamt wurden 3700 Tonnen Käse hergestellt. Der Anteil Biomilch liegt bei rund einem Drittel. Die Mitgliederzahl hat sich um ein Mitglied auf 189 verringert. Der Umsatz war mit 28,56 Mio. Euro um 0,6 Mio. Euro höher als im Vorjahr. Die Bilanzsumme der Käserei ging von 17,5 Mio. Euro auf 16,7 Mio. Euro zurück – die Verbindlichkeiten von 10,6 Mio. Euro auf 10,05 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss beläuft sich auf 22.000 Euro, plus einem Gewinnvortrag von rund 16.500 Euro errechnet sich ein Bilanzgewinn von 38.500 Euro. Der langjährige Genoverbandsprüfer Harald Hörner hatte in Leupolz, wie er selbst sagte, schon viele bessere Ergebnisse zu verkünden. Doch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei es für Hersteller mit Premiumprodukten nicht einfach, bestätigte Hörner und ermutigte die Mitglieder: „Ich wünsche Ihnen zur alten Stärke zurück. Packen Sie es an.“ Laut Hörner ist die Vermögenslage der Käserei geordnet, das Eigenkapital beläuft sich auf 7,5 Mio. Euro und beträgt nun 38,9 Prozent der Bilanzsumme nach 37,5 Prozent im Vorjahr. Für ihre Arbeit wurden Vorstand und Aufsichtsrat von den Mitgliedern einstimmig entlastet.
Durststrecke geht weiter
Im laufenden Jahr 2025 ist man in einem stabilen Marktumfeld gestartet, doch bereits zu Beginn der Sommerpause haben sich die Butternotierungen stark abgeschwächt. Es wurde insgesamt weniger exportiert. Der Import von Butter und Käse habe in der zweiten Jahreshälfte deutlich zugenommen. Gleichzeitig stiegen die Milchanlieferungsmengen, was im September dann in Leupolz das „Fass zum Überlaufen“ gebracht habe, berichtete Geschäftsführer Michael Welte. Der Milchauszahlungspreis musste gesenkt werden. Parallel dazu erschwerten abstürzende Preise an den Spotmärkten die Kontraktverhandlungen. Die neuen Käsekontrakte lagen um mehr als ein Euro unter den alten Kontrakten. Insgesamt erlebe der Käsemarkt schon seit drei Jahren keinen richtigen Aufschwung mehr. Während sich die Preise für Frischprodukte stark erhöht haben, wurden beim Käse die Einkaufsmengen nicht erhöht und die Ausgaben der Verbraucher für Käse gingen nur geringfügig nach oben. Ähnlich am Spezialitäten-Markt. Hier gab es in Coronazeiten ein sehr starkes Wachstum, danach ging es wieder deutlich bergab. Heute geht es darum, den Käse möglichst günstig anzubieten. „Das macht wenig Spaß“, so Welte. Aber der Handel sei derzeit am Drücker. Immer mehr Käse werde importiert. Das trifft die Emmentalerkäserei in Leupolz. So würden die bestehenden Käsebestände aus vergleichsweise teuer eingekaufter Milch weniger wert. „Wir im Allgäu müssen schauen, wie wir uns gegen die internationale Konkurrenz behaupten. Das ist nicht einfach“, meinte Welte und versprach, weiter zu kämpfen und neue Strategien zu erschließen. Vielversprechend sei eine neue Käsesorte, die man mit einem Kunden gemeinsam entwickelt habe. Und hoffnungsvoll verliefen auch laufende Gespräche über neue Kontrakte sowie Überlegungen, mit Partnerkäsereien künftig noch weitreichender zu kooperieren, damit der Käse aus dem Allgäu weiterhin eine gute Zukunft hat.
Wahlen in die Gremien
Uli Graf, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, der seine Milchviehhaltung im November überraschend einstellen musste, stellte sein Amt zur Verfügung, was ihm sichtlich nicht leicht fiel. Graf bedankte sich bei den Mitgliedern für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Für Graf rückt Florian Kathan, bisher Mitglied im Vorstand, als stellvertretender Vorsitzender nach. Der Vorsitzende Markus Stützenberger wurde einstimmig im Amt bestätigt. Aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden sind Karl Schneider, Rumo Allespach, Gerhard Schnell und Jürgen Baldauf. Neu in den Aufsichtsrat wählten die Mitglieder Markus Sieber, Raphael Scheffeler, Christoph Hengge und Markus Blum. Bernd Fischer und Georg Heckelsmiller wurden wiedergewählt.
Im Biobereich, wo zunehmend große Konzerne mit einsteigen, wird die Vermarktung der Käsespezialitäten über den Naturkostfachhandel nicht unbedingt einfacher. Dennoch konnte die ÖMA Beer GmbH mit Sitz in Lindenberg, an der die Leupolzer Käserei beteiligt ist, ihren Umsatz im Jahr 2024 auf 40,4 Mio. Euro um fast acht Prozent erhöhen. Fürs Jahr 2025 rechnet Welte mit einem ähnlichen Verlauf.






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