Mit diesen Sorten liegen Sie richtig
Die Ergebnisse der Zuckerrübenprüfung für Baden-Württemberg können Sie an dieser Stelle bereits lesen. Gedruckt finden Sie diese in unserer Ausgabe BWagrar 3/2016.
Wie in den Vorjahren wurden die wichtigsten nematodentoleranten Sorten an Standorten sowohl mit, als auch ohne Nematodenbefall geprüft. Dabei zeigte sich, dass einzelne Sorten unter beiden Bedingungen hervorragend abschnitten.
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Der trockene Sommer 2015 hatte bei weitem nicht so negativen Folgen auf den Zuckerertrag wie befürchtet. Dies ist zu einem großen Teil dem züchterischen Fortschritt zu verdanken.
Es gilt weiterhin, dass Standardsorten nur auf sicher nematodenfreien Feldern angebaut werden sollen. Ist bereits Befall aufgetreten oder es besteht begründeter Verdacht auf Nematodenbefall sollte in jedem Fall eine nematodentolerante Sorte angebaut werden. Ab diesem Jahr werden alle Versuchsergebnisse an dieser Stelle mit bundesweit erarbeiteten Ergebnissen dargestellt, da die Anzahl an geprüften Versuchen deutlich erhöht ist und dies die Aussagekraft der Ergebnisse verbessert.
Die Ergebnisse werden in allen Darstellungen „Blattgesund“, also mit Fungizidbehandlung, aufgeführt.
Die Werte werden hierbei als Relativzahlen dargestellt, wobei das Verrechnungsmittel (= 100 %) für Standorte ohne Nematodenbefall durch die Sorten Beretta, Sabrina KWS und Annika KWS (Verrechnungssortiment) gebildet wird. Kristallina KWS, Finola KWS und BTS 440 bilden das Verrechnungsmittel für Standorte mit Nematodenbefall. Auf der Waagrechten (X-Achse) wird der relative Rübenertrag (RE), auf der Senkrechten (Y-Achse) der relative Zuckergehalt (ZG) in Prozent angegeben.
Die für den Anbau 2016 im baden-württembergischen Verbandsgebiet empfohlenen Sorten sind in den Graphiken mit den jeweiligen Züchterfarben gekennzeichnet. Für den Anbau 2017 können alle empfohlenen Sorten im Rahmen der Frühbestellung mit 10 % Rabatt bestellt werden.
Sorten für Standorte ohne Nematodenbefall - Beschreibung
Danicia KWS NEU ! (KWS / zugelassen seit 2014): Danicia KWS erreichte als Neueinsteiger Platz 1 im bereinigten Zuckerertrag (BZE ; 106,6 %). Der sehr hohe Rübenertrag (RE ; 106,4 %) bei durchschnittlich bereinigtem Zuckergehalt (BZG) von 100,2 % und Standardmelasseverlust (SMV ; 97,1 %) führten zu diesem Spitzenplatz. Danicia KWS liegt bei allen Blattkrankheiten im Durchschnitt und hat die geringste Schossneigung des empfohlenen Sortiments.
Hannibal (Strube / zugelassen seit 2012): Hannibal ist wie im Vorjahr Spitzenreiter beim bereinigten Zuckergehalt (107,1 %). Der SMV (91,5 %) ist sehr niedrig, bei gleichzeitig leicht unterdurchschnittlichem RE (96,3 %) belegt Hannibal den zweiten Platz im BZE (103,2 %). Bei Blattgesundheit und Schossneigung lag Hannibal im Mittelfeld.
BTS 770 (Betaseed / zugelassen seit 2013): BTS 770 belegt Platz 3 im bereinigten Zuckerertrag (BZE ; 102,8 %). Leicht überdurchschnittlicher Rübenertrag (102,2 %) bei durchschnittlich bereinigtem Zuckergehalt (100,5 %) und SMV (97,3 %) waren hierfür die Grundlage. BTS 770 ist blattgesund und führt wieder bei Cercosporabefall das empfohlene Sortiment mit dem geringsten Befall an. Sie ist durchschnittlich schossanfällig.
Annemaria KWS (KWS / zugelassen seit 2012): Annemaria KWS liegt in allen wichtigen Werten wie bereinigter Zuckergehalt (101,9 %), Rübenertrag (100,6 %) und SMV (96,9 %) über dem Durchschnitt und erzielt so den vierten Rang beim BZE (102,5 %). Auch beim Feldaufgang, der Blattgesundheit und der Schosseranzahl ist Annemaria KWS im guten Mittelfeld des Sortiments angesiedelt.
Artus (Strube / zugelassen seit 2011): Artus hatte mit 89,7 % den niedrigsten SMV des gesamten Prüfsortiments. Guter Rübenertrag (100,2 %) und bereinigter Zuckergehalt (101,7 %) ergeben in Summe einen bereinigten Zuckerertrag von 102 Prozent. Auf die Blattgesundheit muss geachtet werden, da Artus bekanntermaßen bei Cercosporabefall zu den anfälligeren Sorten zählt. Das Schosserauftreten war in den Prüfjahren durchschnittlich.
Julius (Syngenta / zugelassen seit 2011): Julius erreicht die hohe Leistung im BZE (101,8 %) durch eine überdurchschnittliche Leistung im BZG (102,2 %) bei gleichzeitig guter Leistung im Rübenertrag (99,4 %) und niedrigem SMV (92,4 %). Auf Schosser sollte geachtet werden, da Julius 2015 in diesem Bereich Schwächen gezeigt hat.
Alcedo NEU ! (SES / zugelassen seit 2014): Alcedo wurde aufgrund guter Leistung im bereinigten Zuckergehalt (106,8 %) und niedrigem SMV (92,7 %) in die Empfehlung aufgenommen. Der Rübenertrag liegt mit 94,3 Prozent leicht unter dem Verrechnungssortiment. In Summe ergibt sich beim bereinigten Zuckerertrag ein guter Wert mit 100,9 %. Alcedo hatte in den Prüfjahren wenige Schosser, auf die Blattgesundheit sollte jedoch geachtet werden.
Sorten für Standorte mit Nematodenbefall
Im Segment der nematodentoleranten Sorten haben sich gegenüber dem Vorjahr keine Empfehlungsänderungen ergeben. Die empfohlenen nematodentoleranten Sorten konnten auch im Normalsegment ohne Nematodenbefall mithalten und belegten teilweise Spitzenplätze.
Lisanna KWS (KWS / zugelassen seit 2013): Lisanna KWS erzielte beim BZE mit 105,3 % wieder den ersten Platz unter Nematodenbefall. Ein überdurchschnittlich hoher RE (106 %) bei leicht unterdurchschnittlichem BZG (99,5 %) und im Nematoden Segment sehr gutem SMV (97,5 %) bilden die Grundlage für diese gute Leistung. In den Versuchen ohne Nematodenbefall erzielte Lisanna KWS beim BZE mit 104,3 % Platz 2 des geprüften Sortiments. Lisanna KWS hatte wenige Schosser und zeigte sich in den Versuchen durchschnittlich blattgesund.
BTS 440 (Betaseed / zugelassen seit 2013): Im Nematodenbereich belegte BTS 440 wie im Vorjahr den zweiten Platz im BZE (102,3 %) bedingt durch hohen Rübenertrag (102,6 %) bei gleichzeitig gutem bereinigtem Zuckergehalt (99,7 %) und gutem SMV (98 %). BTS 440 zeigte sich blattgesund, neigt allerdings zum Schossen. In Versuchen ohne Nematodenbefall belegt BTS 440 Platz 3 beim BZE (103,9 %).
Kristallina KWS (KWS / zugelassen seit 2011): Die bewährte Kristallina KWS erreichte mit durchschnittlichem RE (100,3 %), ZG (99,5 %) und SMV (102,3 %) beim BZE 99,5 %. Auch ohne Nematodenbefall erzielt Kristallina KWS mit 101,6 % beim BZE ein beachtliches Ergebnis. Kristallina KWS zeigte 2015 in norddeutschen Versuchen einen deutlich erhöhten Schosseranteil. Sie ist blattgesund, fällt aber durch gelbe Blattspitzen auf.
Vasco (SES / zugelassen seit 2013): Vasco hatte wie im Vorjahr den besten Feldaufgang in den letzten drei Jahren der geprüften Sorten. Vasco erreicht im BZE mit 99 % ein durchschnittliches Ergebnis. Grundlage hierfür ist ein hoher RE (103,5 %) bei leicht unterdurchschnittlichem ZG (96 %). Der SMV ist mit 99,6 Prozent akzeptabel. Ohne Nematodenbefall erzielt Vasco 98,8 % im BZE. Auf Blattgesundheit und Schosser sollte geachtet werden.
Kleist (Strube / zugelassen seit 2012): Kleist hat einen hohen RE (102,6 %) unter Nematodenbefall. Im ZG (96,4 %) konnte sich Kleist leicht verbessern und erreicht mit durchschnittlichem SMV (100,1 %) somit beim BZE 98,5 %. Der BZE (99,6 %) unter Nichtbefall mit Nematoden liegt nur leicht unter dem Durchschnitt. Kleist hatte von den empfohlenen Sorten die wenigsten Schosser, war aber für Blattkrankheiten empfänglich.
Finola KWS (KWS / zugelassen seit 2012): Finola KWS ist die zuckerreichste Sorte (BZG 101 %) unter Nematodenbefall. Bedingt durch leicht unterdurchschnittlichen RE (97,1 %) in Kombination mit gutem SMV (99,7 %) ergibt sich somit einen BZE von 98,1 Prozent. Auch in Versuchen ohne Nematodenbefall erzielt Finola KWS mit 99,1 % im BZE ein gutes Ergebnis. Finola KWS hatte wenige Schosser und zeigte sich blattgesund.
Sondersorten
Bei den Sondersorten konnte auf Standorten mit Rübenkopfälchenbefall Beretta die besten Ertragsergebnisse erreichen und wird daher weiterhin empfohlen.
Auf in den Vorjahren mit Rhizoctonia befallenen Standorten wird Premiere empfohlen. Auf Verdachtsflächen (noch keine Rhizoctonia beobachtet, aber hoher Maisanteil in der Fruchtfolge) sollte »vorsorglich» Isabella KWS ausgesät werden.
Da es in den letzten Jahren bekanntlich Probleme mit überlagertem Saatgut gab, sollten die Saatgutmengen so sorgfältig geplant werden, dass möglichst kein Saatgut überlagert werden muss.
Das Saatgut 2016 ist wie gewohnt mit niedriger und hoher Insektizidausstattung beziehbar.
Da die Aufbrauchfristen für die Pillierungen Poncho beta und Janus forte 2016 auf „drainierten Flächen“ nach alter Zulassung auslaufen, sollte dieses Saatgut restlos aufgebraucht werden. Zur Erinnerung: Bei der Wiederzulassung von Poncho beta und Janus forte wurde die Auflage NW 811 "Keine Ausbringung auf gedrainten Flächen" ausgesprochen. Saatgut mit den Syngenta-Wirkstoffen – Cruiser Force bzw. Force Magna ist von dieser Auflage bis einschließlich Anbau 2017 nicht betroffen!
Die Grafiken zu den Ergebnissen finden Sie im Anhang.
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