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Unkrautbekämpfung in Zuckerrüben 2016

Rüben ohne Unkraut

Den Beitrag aus BWagrar 12/2016, Seite 16, zur Unkrautbekämpfung in Zuckerrüben finden Sie an dieser Stelle in voller Länge, mit einer weiteren Tabelle und Text, der in der Printausgabe keinen Platz gefunden hat.

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Fiest
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Für die Unkrautbekämpfung in Zuckerrüben stehen uns auch 2016 lediglich die bekannten Mittel, teils in neuen Formulierungen und mit neuen Anwendungsauflagen zur Verfügung. Eine Zulassung wirklich neuer Wirkstoffe ist derzeit nicht absehbar.

Drei Behandlungen im Keimblattstadium der Unkräuter haben sich bewährt und sind zurzeit die erfolgversprechendste Strategie. Die Tankmischungen sollten dabei aus einer Kombinationen von Blatt- und Bodenwirkstoffen bestehen. Welche Wirkstoffe kombiniert werden, richtet sich nach den vorhandenen Unkrautarten.

Welche Wirkstoffe wirken über das Blatt und welche über den Boden?

Die Hauptwirkung über das Blatt entfalten die Wirkstoffe Phenmedipham (z.B. Betasana), Desmedipham (z.B. Betanal maxxPro), Triflusulfuron (Debut) und Clopyralid (z.B. Lontrel). Diese sind bei trockenen Witterungsverhältnissen zu bevorzugen. Metamitron (z.B. Goltix Gold), Ethofumesat (z.B. Ethosat 500) und Dimethenamid (Spectrum) wirken zum größten Teil über den feuchten Boden, haben aber auch eine Teilwirkung über die Blätter. In Kombination mit den oben genannten blattaktiven Substanzen entwickeln (oder bewirken) sie eine nicht unerhebliche Wirkungsverstärkung. In die gleiche Kategorie verstärkender Wirkstoffe sind Lenacil (in Betanal maxxPro enthalten) und Quinmerac (Goltix Titan) einzuordnen. Lenacil unterstützt hierbei den Transport der Wirkstoffe in die Unkräuter aber auch in die Rüben, was zu Unverträglichkeiten führen kann. Quinmerac verstärkt die Wirkung bei Klettenlabkraut und Hundspetersilie. Chloridazon (z.B. Rebell Ultra) ist ein in Zuckerrüben zugelassener bodenaktiver Wirkstoff, er sollte aber aufgrund problematischem Abbauverhaltens im Boden nicht mehr zum Einsatz kommen. Zudem wurden die Auflagen für chloridazonhaltige Herbizide erweitert. Seit April 2015 ist die Anwendung auf leichten Böden (unter 17 % Tongehalt) und in einigen konkret benannten Wassergewinnungsgebieten definitiv verboten.

Die meisten Blattherbizide bestehen aus verschiedenen Kombinationen der prinzipiell gleichen Wirkstoffkombinationen, jedoch mit unterschiedlichen Konzentrationen und Formulierungen in den einzelnen Produkten. Hier Beispiele:

Betanal maxxPro enthält die Wirkstoffe Phenmedipham, Desmedipham, Ethofumesat und Lenacil. Betanal maxxPro enthält derzeit als einziges Produkt diesen Lenacilzusatz und ist dadurch das blattaktivste aller „Betanal“-Produkte. Besonders bei Trockenheit ergeben sich dadurch Wirkungsvorteile gegen schwerbekämpfbare Unkrautarten wie Amarant, Hundspetersilie und Vogelknöterich.

Unter kritischen Bedingungen - Rüben mit geringer Wachsschicht nach Niederschlägen - können aber auch Kulturschäden auftreten. Auf jeglichen Ölzusatz sollte bei Betanal maxxPro aus gleichem Grund verzichtet werden.

Belvedere Extra enthält ebenfalls die Wirkstoffe Phenmedipham, Desmedipham und Ethofumesat. Die Fertigformulierung ist sehr Rübenverträglich und hat den höchsten Ethofumesat-Anteil aller blattaktiven Wirkstoffkombinationen, braucht aber für eine gute Unkrautwirkung immer einen Öl-Zusatz. Durch Variation dieser Ölmenge können Sie dann aber auch auf eine unterschiedlich ausgeprägte Wachsschicht der Rüben reagieren. Tankmischungen mit weiteren Mitteln, wo nötig, z.B. Debut, Spectrum, Lontrel oder Gräserherbizid können somit auch unter etwas ungünstigeren Bedingungen gefahren werden. Dann sollten Sie aber auf den Öl-Zusatz verzichten. Gleiches gilt für Betasana Trio SC, das die gleichen Wirkstoffe wie Belvedere enthält.

Die Kombination von Einzelwirkstoffen, z.B. Betasana SC (Phenmedipham) und Oblix 500 (Ethofumesat) kann kostengünstiger sein. Ein Öl-Zusatz sichert auch hier die Blattwirkung ab. Diese Kombination kann auf Grund der Auflagen bei Oblix 500 nur 2-mal eingesetzt werden. Oblix 500 darf zudem erst ab dem 2. Laubblattstadium der Zuckerrüben angewandt werden. Weiterhin ist der Einsatz immer in Kombination mit Betasana SC als Mischpartner vorgeschrieben. Für eine weitere dritte Nachauflaufbehandlung müssten andere Produkte verwendet werden.

Einsatzgebiete der Bodenwirkstoffe:

Metamitron ist das Basisherbizid für die meisten Unkrautgesellschaften. Seine Schwäche gegen Windenknöterich, Bingelkraut und Klettenlabkraut muss durch Mischungspartner ausgeglichen werden. „Reine“ Metamitronprodukte sind Goltix Gold und Metafol SC. Beide enthalten gleiche Wirkstoffmengen und zeigten in Versuchen keine Wirkungsunterschiede.

Goltix Titan ist eine Kombination der Wirkstoffe Metamitron und Quinmerac, wobei Quinmerac die Wirkung gegen Klettenlabkraut und Hundspetersilie verstärkt.

Ethosat 500 und Oblix 500 haben Wirkungsstärken bei Klettenlabkraut und Bingelkraut.  Für Eigenmischungen ist Ethofumesat eine wichtige Komponente und dient als Zusatz zur Verstärkung der Bodenwirkung. Von Ethosat 500 stehen 2016 nur noch Restmengen zur Verfügung, der Vertrieb wird nach unseren Informationen eingestellt.

Spectrum enthält den Bodenwirkstoff Dimethenamid. Das Wirkungsspektrum umfasst Hirse, Amarant, Nachtschatten, Kamille und Hundspetersilie. Es wird mit 0,3 - 0,6 l/ha bei der 2. und 3. NAK der Tankmischung zugesetzt. Dabei ist zu beachten, dass Spectrum die Tankmischung deutlich blattaktiver macht. Unter feuchten Witterungsbedingungen sollte der Ölanteil reduziert oder ganz weggelassen werden. Spectrum besitzt eine „Solo-Zulassung“ erst ab dem 6-Blattstadium der Rüben. Wird Spectrum früher benötigt, darf es aufgrund der Zulassungsbestimmungen nur in Kombination mit Rebell Ultra eingesetzt werden. Wenn Rebell Ultra nicht eingesetzt werden darf oder soll (leichte Böden, Wasserschutzgebiete siehe oben), muss dann die Rebell Ultra Menge auf „Null Liter je Hektar“ reduziert und so auch dokumentiert werden.

Es gibt Situationen (erste Unkräuter im 2-4 Blattstadium) oder einige schwer bekämpfbare Unkrautarten, bei denen zusätzliche Wirkstoffe nützliche Ergänzungen sein können.

Debut hat unter solchen Umständen inzwischen einen festen Platz, um in erster Linie die Blattwirkung auf „Problemunkräuter“ zu verbessern. Die Stärken von Debut liegen bei Bingelkraut, Amarant, Hundspetersilie, Klettenlabkraut und Ausfallraps. Auch gegen Vogelknöterich und Ölrettich werden gute Wirkungsgrade erzielt, jedoch nicht bei Weißem Gänsefuß und Windenknöterich. Debut wird zur 2. und 3. NAK mit 20-30 g/ha der „Standard-Tankmischung“ zugesetzt. Der Zusatz zur 1. NAK erfolgt aus Verträglichkeitsgründen nur bei stark entwickelten Unkräutern und idealer, sprich warmer Witterung. Bei auflaufendem Raps ist die Zugabe von 15-20 g/ha Debut ausreichend.

Der Wirkstoff „Clopyralid“, besser bekannt unter dem Markennamen Lontrel, wird inzwischen in unterschiedlichen Formulierungen und Konzentrationen angeboten. Lontrel 720 SG ist eine Granulat-Formulierung mit 165 g/ha Aufwandmenge. Neben der altbekannten flüssigen Formulierung Vivendi 100 mit 1,2 l/ha wird 2016 eine neue hochkonzentrierte flüssige Formulierung Lontrel 600 mit 0,2 l/ha Aufwandmenge zur Verfügung stehen.

Disteln werden mit Lontrel bei einer Wuchshöhe von ca. 15-20 cm (Handteller groß) gut erfasst. Es ist darauf zu achten, dass noch keine Blütenknospen gebildet wurden. Bei starkem Distelbesatz hat sich die Splittingspritzung von zweimal 50 Prozent der zugelassenen Aufwandmenge plus 1,0 l/ha Öl bei einer Wuchshöhe von 10 cm bewährt. Wirkungsunterstützend ist hierbei wüchsige Witterung.

Neben der Distelwirkung werden Windenknöterich, Kamille, Hundspetersilie, Amarant und Nachtschatten sowie Buchweizen mit halbierter Aufwandmenge in der Tankmischung gut erfasst.

Gräser bekämpfen

Der sicherste Bekämpfungserfolg wird erzielt, wenn sich die Gräser zwischen 3-Blatt-Stadium und Bestockungsbeginn befinden, d.h. auch größere Gräser werden noch gut erfasst. Wichtig ist, dass möglichst alle Gräser aufgelaufen sind, da keines der Gräserherbizide über eine Bodenwirkung verfügt. Es steht eine relativ große Palette von Produkten zur Verfügung und die Wirkungsunterschiede zwischen den Mitteln sind bei den meisten Gräsern gering. Unterschiede zeigen sich bei der Bekämpfung von Trespen und der Einjährigen Rispe, welche nur mit Gallant super und Select sicher bekämpft werden.

Der zeitliche Abstand zur Unkrautbehandlung sollte mindestens drei Tage betragen.

Die Zunahme an resistenten Gräsern ist auch in Baden-Württemberg zu beobachten. Haben Sie in den letzten Jahren zunehmend Probleme mit der sicheren Bekämpfung von Schadgräsern in Zuckerrüben?

Wenn diese Frage von Ihnen mit „Ja“ beantwortet wird, sind Sie schon von der Entscheidung befreit, ob eine „Solo-Behandlung“ oder eine Kombination mit der Unkrautbehandlung angezeigt ist.

Nach unseren Erfahrungen darf jetzt nur eine „Solo-Behandlung“ mit Focus Ultra + Dash EC oder Select 240 EC + Para Sommer mit voller Aufwandmenge erfolgen. Die beiden Gräsermittel enthalten Wirkstoffe deren Name mit „dim“ endet. Da derzeit meist „-fop“ Resistenzen auftreten, ist es die einzige Möglichkeit die resistenten Gräser mit „dims“ zu eliminieren. Es sollte immer die volle Mittelmenge zum Einsatz kommen, da Teilmengen erneute Resistenzen fördern. Eine Zumischung mit voller Gräsermittelmenge zur Tankmischung verbietet sich dann schon aufgrund von möglichen Verträglichkeitsproblemen, da beide Graminizide in Kombination mit dem Zusatzmittel gefahren werden müssen.

Grundlagen für gute Wirksamkeit:

Nur ab Keimblattstadium bis zur Bildung der ersten Laubblätter der Unkräuter kann in Zuckerrüben optimal mit den zur Verfügung stehenden Mitteln im Nachauflauf gearbeitet werden. Der Behandlungstermin richtet sich nach dem Entwicklungsstadium der Unkräuter unabhängig von der Rübengröße. 2015 behandelten, wie so oft in trockenen Frühjahren, einige Landwirte zu spät. Tipp: Wenn die ersten Rüben auflaufen, sind die ersten Unkräuter schon da!

Für eine gute Wirkung der Blattwirkstoffe ist eine gleichmäßige Benetzung der Unkräuter wichtig. Dies wird mit feintropfigen Düsen, die dennoch abdriftstabil sind, erreicht. In der Praxis und in Versuchen haben sich Wasseraufwandmengen von 200 l/ha mit Injektordüsen der Größen 025 oder 03 (z.B. Lechler IDK 120 025) bewährt. Ob eine Flachstrahl- oder eine Doppelflachstrahldüse eingesetzt wird, macht nach unseren Versuchserfahrungen keinen Unterschied. Die Wirkung beider Düsentypen lag sowohl in feuchten Jahren als auch bei Trockenheit auf gleichem Niveau.

Vorteile zeigten Doppelflachstrahldüsen bei der Gräserbekämpfung und „steil“ stehenden Unkrautarten, wie z.B. Vogelknöterich im Keimblattstadium.

Nach meiner Ansicht sollte eine Behandlung am Morgen erfolgen, da durch die kühleren Bedingungen die Wirkstoffe besser aufgenommen werden und es meist windstill ist. Abends sind die Bedingungen, besonders nach warmen, sonnigen Tagen, ungünstiger was die Aufnahme der Wirkstoffe betrifft. Außerdem reißt die aufsteigende Warmluft (Thermik) die feinen Tropfen mit nach oben. Um die Wirkung unter warmen, trockenen Bedingungen zu verbessern, kann der Anteil der Blattherbizide leicht erhöht oder Öl zugesetzt werden.

Öl-Zusatz: Die Zugabe von Öl bzw. anderen Hilfsmitteln zur Wirkungsverstärkung z.B. Hasten 0,3-0,5 l/ha, Oleo 0,5-1,0 l/ha oder Access 0,5–1,0 l/ha ist bei Pflanzenschutzmitteln mit SC oder SE Formulierung Voraussetzung für eine gute Initialwirkung. Die Aufwandmenge richtet sich nach Art, Größe und der Wachsschicht der Unkräuter.

Altverunkrautung rechtzeitig ausschalten

Große Unkräuter bereiten bei der Unkrautbekämpfung in Rüben erhebliche bis unlösbare Probleme. Deshalb muss Altverunkrautung aus dem Winter vor der Saat bekämpft werden. Auf wenigen Flächen gelingt dies im Rahmen der Saatbettbereitung. Haben sich die Unkräuter im milden Winter sehr gut bewurzelt, reicht diese mechanische Bekämpfung nicht mehr aus. Unter diesen Bedingungen muss die Verunkrautung vor der Rübensaat mit glyphosathaltigen Mitteln mit nicht zu geringer Dosierung beseitigt werden (z.B. Roundup Ultra 5 l/ha).

Falls die Vorsaatbekämpfung der Unkräuter nicht möglich ist, können einige glyphosathaltige Mittel noch bis 5 Tage nach der Saat eingesetzt werden. Bei diesen Behandlungen treten oft Minderwirkungen auf, da Unkräuter durch die Bodenbearbeitung bzw. Saat mit Erde bedeckt sind und zu geringe Wirkstoffmengen aufnehmen. Die Behandlung muss spätestens mit der Keimung der Zuckerrüben abgeschlossen sein, um eine Schädigung der Rüben zu vermeiden.

Die Glyphosat-Anwendungen stehen derzeit stark in der politischen Diskussion. Um den Wirkstoff langfristig zu erhalten, sind Anwendungen auf das notwendige Maß zu beschränken und alle Auflagen penibel einzuhalten.

 

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