Beregnung abreifender Bestände: gut gemeint, aber …
In der letzten Woche war für viele Menschen eine kalte Dusche eine wohltuende Abwechslung, um die Hitze erträglicher zu gestalten. Diese positive Erfahrung lässt sich aber nur eingeschränkt auf Kartoffelflächen übertragen.
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In noch grünen Beständen, war eine Beregnung auf den allermeisten Standorten sinnvoll, um das Wachstum der Kartoffel-pflanzen über eine ausreichende Wasserver-sorgung weiter aufrecht zu erhalten. Gleich-zeitig wurde dem Auftreten von Zweitwachs-tumssymptomen oder einem neuerlichen Knollenansatz entgegengewirkt.
Kühlung?
Bei der Beregnung schon deutlich in der Abreife befindlicher Bestände stand die Kühlung der Kartoffelknollen im Damm im Vordergrund. Dieser Ansatz ist jedoch ein zweischneidiges Schwert, da das zur Beregnung genutzte, kältere Brunnenwasser gemeinsam mit der Verdunstungskälte zunächst für die gewünschte Abkühlung sorgt. Mit der Feuchtigkeit im Boden verändert dieser jedoch sowohl seine Farbe als auch seine Wärmeleitfähigkeit.
Dunkle Böden erwärmen sich viel schneller und intensiver und der höhere Wassergehalt im Boden leitet diese Wärme viel besser nach unten weiter, zumal das isolierend wirkende Blätterdach fast gänzlich fehlt. Damit kehrt sich der erwünschte Effekt nach etwa drei Tagen um. Die beregneten Flächen leiden dann in den nächsten Tagen stärker und intensiver unter den hohen Temperaturen, so dass der Hitzestress letztendlich noch verstärkt wird.
Qualitätsrisiken
In diesem Jahr weisen viele Bestände einen mehr oder minder starken Befall mit Krautfäule auf, so dass gerade bei nachlassendem Phytophthora-Schutz die Gefahr des Ein-waschens von Pilzsporen zunimmt. Das Gleiche gilt für die Fäulnisbakterien aus schwarz-beinigen Pflanzen, deren Stängel und Blätter zumeist schon breitflächig auf den Dämmen liegen. Besonders risikofördernd kommen in diesem Jahr auf vielen Flächen die vergleichs-weise hoch im Damm sitzenden Knollennester hinzu, so dass die Sporen bzw. Bakterien nur einen kurzen Weg zurückzulegen haben.
Außerdem wächst die Gefahr eines direkten Freispülens weiterer, flach liegender Knollen in den Dämmen, da dem ausgetrockneten Boden das Blätterdach als wirksamer Schutz gegen die Aufprallenergie des Beregnungswassers fehlt. Diese Knollen bilden durch die Sonnen-einstrahlung schnell Chlorophyll und lassen sich durch die Ergrünung später nicht mehr vermarkten.
Klutenmindernd
Auf schwereren Standorten kann jedoch eine Beregnung klutenreicher Flächen vor der Ernte sinnvoll sein, um die Kartoffeln anschließend beschädigungsarm roden zu können. Dabei sollten zwischen Beregnung und der Ernte etwa 24 bis 48 Stunden liegen, damit die Knollen sich an den veränderten Feuchtestatus im Boden anpassen können. Die Kluten verlieren mit der Wasseraufnahme ihre scharfen Kanten und lassen sich auf dem Weg durch die Erntemaschine viel leichter ab-trennen, so dass eine knollenschonende Rodereinstellung möglich ist. Für diese Partien ist aber eine schnelle und effektive Abtrock-nung im Lager unerlässlich.




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