Streicheleinheiten für die Krume
Die Bodenfruchtbarkeit fördern und Erosion stoppen – das sind wichtige Ziele moderner Landwirtschaft. Wie das gelingen kann, zeigten ein Biobetrieb und eine Betriebsgemeinschaft auf einem Feldtag des Arbeitskreises für konservierende Bodenbearbeitung und Direktsaat in der Nähe von Tübingen Anfang Juni. Hier sehen Sie mehr zur Fruchtfolge des Biobetriebs, Vorzügen weiter Reihen im Getreideanbau und eine Bildergalerie zum Direktsaat-Mähdrescher.
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Siebengliedrige Fruchtfolge im Ökolandbau ohne Pflug
Das Hofgut Martinsberg betreibt seit 1972 ökologischen Landbau, seit mehr als 20 Jahren haben sich Betriebsleiter Joachim Schneider und seine Mitarbeiter schon an den pfluglosen Ackerbau angenähert. Auf diese Weise wird auf dem Betrieb eine siebengliedrige Fruchtfolge umgesetzt, deren Körner überwiegend in den Konsum gehen.
Zur Nachlieferung von Stickstoff baut der Betrieb Kleegras für zwei Jahre im Rahmen einer siebengliedrigen Fruchtfolge an. „So laden wir unseren Stickstoffakku im Boden wieder auf“, sagte Schneider. Auf diese Weise seien zwar zwei Siebtel der Ackerbaufruchtfolge mit nicht-vermarktbaren Früchten belegt, allerdings müsse man dies als Investition in eine Stickstoffdüngung sehen, die konventionell wirtschaftende Betriebe wiederum ebenso für Stickstoffdünger bezahlen müssten.
Als zweites Fruchtfolgeglied kommt auf den Flächen von Familie Schneider Winterweizen auf die Felder. „Der Winterweizen geht ausschließlich in den Konsum“, merkte der Betriebsleiter an. Die Vermarktung erfolgt im Rahmen der Erzeugergemeinschaft ReBio. Das nächste Fruchtfolgeglied ist entweder Triticale oder Roggen, wobei der Triticale wegen attraktiverer Vermarktungsmöglichkeiten jüngst der Vorzug gegeben wurde. Diese beiden Fruchtfolgeglieder leben laut Schneider noch zu 100 Prozent von dem Stickstoff, den der Klee ihnen zur Verfügung gestellt hat.
Auf das Getreide folgt eine Zwischenfrucht, die auf die Folgefrucht Soja zugeschnitten ist – also eine Mischung ohne Leguminosen. Diese bleibe bis zum Frühjahr stehen, wenn der Boden trocken genug für eine Bearbeitung sei. Im Anschluss kommen die Sojabohnen auf den Acker, die auf den Flächen des Hofguts Martinsberg rund um Tübingen nach Schneiders Aussage besser funktionieren als Ackerbohnen oder Erbsen. Die Sojabohnen gehen zur Tofu-Herstellung zur Firma Taifun nach Freiburg. Der nicht für die Tofuherstellung verwendbare Teil der Bohnen geht wiederum in die Geflügelfütterung auf dem Betrieb: „In den Tofusorten ist zehn Prozent mehr Rohprotein drin, das kann man auch in der Fütterung gut gebrauchen.“
Nach den Sojabohnen bleiben keine gewaltigen Stickstoffmengen im Boden für die Folgekultur; den Stickstoff steckt die Leguminose, nämlich vor allem in die Bohnen. Nach Soja folgen entweder Wintergerste oder Dinkel, die auch mit weniger Stickstoff zurechtkommen. „Zumindest schlägt der geringere Stickstoffgehalt im Boden beim Dinkel vermarktungsmäßig nicht eins zu eins auf die Qualitätsparameter durch, was beim Weizen beim Klebergehalt schon deutlich der Fall ist“, gab Schneider zu Bedenken. Zudem sind nach dem Sojaanbau die Voraussetzungen für die Weizen-Saatguterzeugung günstig.
Dann folgt wieder eine Zwischenfrucht mit möglichst hoher Stickstofflieferung für die Folgekultur Körnermais, etwa mit Ackerbohnen und Futtererbsen drin. Eine Erfahrung: Feinsämereien in der Mischung eine Woche nach den Ackerbohnen – dem Hauptstickstofflieferanten in der Mischung – säen. „Wo die Feinsämereien eine Woche später gesät wirken, sind einige Wochen später die Ackerbohnen doppelt so hoch“, schilderte er. Verzichte man ganz auf die Feinsämereien, komme später in der Vegetation zwischen den Körnerleguminosen aber viel Unkraut durch, etwa Kamille. Die Feinsämereien werden in einem zweiten Arbeitsgang mit Luftdruck ausgeblasen und eingestriegelt.
Dann kommt der Körnermais. „Körnermais passt sehr gut in eine Öko-Ackerbau-Fruchtfolge“, sagte Schneider. Die Kultur könne von der verzögerten Stickstofffreisetzung im Ökolandbau profitieren.
Weite Reihen im Getreideanbau lassen Hacken zu
Kulturen wie Triticale werden auf dem Hofgut mit einer Reihenweite von aktuell 30 cm gesät, damit auch Getreide wie Soja oder Ackerbohnen gehackt werden kann. „Das hat so gut funktioniert, dass wir den kompletten Getreidebau auf diesen Reihenabstand umgestellt haben“, erläuterte Schneider. Die Umstellung ergebe aber nur Sinn, wenn man die weiten Reihen zum Hacken nutze.
Sein Fazit: Man braucht ein Drittel weniger Saatgut, Erträge und Qualitäten sind überlegen. Als Grund dafür vermutet Schneider, dass über die geringere Pflanzendichte der Einzelpflanze mehr Wasser in Trockenphasen zur Verfügung stehen und dass übers Hacken schon im Frühjahr die Mineralisierung von Stickstoff in Gang gebracht wird.
Der Direktsaat-Drescher
Schon während des Mähdruschs eine Zwischenfrucht säen, die Bodenfeuchte nach der Ernte somit optimal nutzen und einen Wachstumsvorsprung gegenüber Unkräutern wie Ackerfuchsschwanz gewinnen – das hat Tobias Heumesser mit dem Umbau seines Mähdreschers realisiert. Der Drescher trägt einen Saattank quasi Huckepack. Über ein Gebläse gelangen die Körner in Schläuchen an Auslässe an der Rückseite des Gebisses. Diese Art der Direktsaat beim Dreschen wurde von Heumesser bereits erfolgreich auf etwa 80 Hektar erprobt.
Mehr zu den Themen pflugloser Ökolandbau und Direktsaat lesen Sie in BWagrar 23/2019.
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