Ackerbohnen und Futtererbsen im Sortentest
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Der Flächenumfang von Leguminosen ging von 2017 bis 2019 zurück. Gründe hierfür waren zum einen das Durchführungsverbot von Pflanzenschutzmaßnahmen auf den ökologischen Vorrangflächen, zum anderen der massive Schädlingsbefall und die stark schwankenden Erträge aufgrund fehlender Niederschläge und hoher Temperaturen. Auch an der unbefriedigenden Preis- und Vermarktungssituation hat sich wenig geändert.
Erfreulicherweise erlebt der Leguminosenanbau jetzt wieder einen leichten Aufschwung. Der Trend geht kontinuierlich in Richtung heimische eiweißhaltige Erzeugnisse: Viehhaltende Betriebe versuchen zunehmend das Importsoja durch eigene, gentechnikfreie Futtermittel zu ersetzen. Auch der Bedarf an Körnerleguminosen als Marktware in der Lebensmittelindustrie nimmt kontinuierlich zu. Zudem suchen immer mehr Verbraucher nach Alternativen zum Fleischkonsum und steigen auf pflanzliche Eiweißprodukte um.
Mehr Ackerbohnen im Land
2020 lag der Anbauumfang von Ackerbohnen in Baden-Württemberg bei 3.620 ha. Das entspricht einem Flächenzuwachs von über 30 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Futtererbsen verzeichneten mit einer Anbaufläche von 5.030 ha ebenfalls einen Anstieg von knapp 9 %. In der Praxis wurden durchschnittlich 31 dt/ha Ackerbohnen geerntet. Bei den Futtererbsen lag die Erntemenge bei 35 dt/ha1.
Landessortenversuche Ackerbohnen und Futtererbsen werden mit nur einer Behandlungsstufe (einfaktoriell) und vierfach wiederholt angelegt. Um die wertbestimmenden Eigenschaften der Prüfsorten besser beurteilen zu können, braucht man eine größtmögliche Datenbasis von Versuchsergebnissen. Aus diesem Grund werden die baden-württembergischen Standorte länderübergreifend mit den Prüfstandorten in Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz ein- und mehrjährig verrechnet.
So entwickelten sich die Bohnen
Die Ackerbohnen wurden Mitte-Ende März bei durchweg guten Bedingungen ausgesät. Warme Witterung und ausreichend Bodenfeuchte führten zu einem schnellen Wachstum und üppigen Beständen. 2020 hatten die Bohnen weniger Hitze- und Trockenstress zu ertragen als in den Vorjahren, sodass der Blütenansatz zufriedenstellend war und sich der Hülsenabwurf in Grenzen hielt. Im Juli kam es zu Befall mit Botrytis und Bohnenrost, der sich durch die feuchtwarme Witterung schnell verstärkte.
Hohe Temperaturen und fortschreitender Krankheitsbefall führten mancherorts zu einer schwachen Kornausbildung und zu raschen Abreife. Zu Vegetationsbeginn trat der Blattrandkäfer zum Teil massiv in Erscheinung, auch von Bohnenblattlausbefall wurde berichtet. Im Erntegut gab es zum Teil Schädigungen durch den Bohnenkäfer.
Gute Bohnenerträge
Die LSV Ackerbohnen wurden 2020 über sechs Prüfstandorte verrechnet. Durch einen Hagelschlag Ende Juni wurde der Versuch in Döggingen so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass er nicht in die Auswertung kam (Bild 1). Die Durchschnittsernte über alle Versuche lag bei guten 44 dt/ha. Den höchsten Ertrag erzielte der rheinland-pfälzische Standort Ruppach-Goldhausen mit 57 dt/ha. Ertragsschwächster Standort war Orschweier/Baden-Württemberg mit 30 dt/ha. Hier reiften die Bestände sehr früh ab und die Ernte erfolgte bereits am 21. Juli. Der durchschnittliche Proteingehalt lag bei 26 % (bei 86 % TM), der Proteinertrag bei 11,6 dt/ ha. Enttäuschend war die Tausendkornmasse mit nur 366 g (Vorjahr 480 g).
2020 wurden in Baden-Württemberg auf einer Fläche von 180 ha Ackerbohnen vermehrt2. Die im Praxisanbau bedeutendsten Sorten sind nach wie vor Tiffany und Fanfare. Das Sortenangebot bei Ackerbohnen bleibt überschaubar. Neu zugelassen wurde nur die frühblühende, vicin-arme Sorte Allison. Aus den zweijährigen EU-Prüfungen wurden die sehr ertragsstarken Sorten Daisy und Stella in die Beschreibende Sortenliste 2020 aufgenommen.
Aussaat der Erbsen
Die Aussaat 2020 der LSV-Futtererbsen erfolgte termingerecht und ebenfalls unter guten Bedingungen Die Bestände liefen gleichmäßig auf. Zu Vegetationsbeginn kam es an manchen Standorten zu einem erhöhten Befall mit Blattrandkäfer, der eine Insektizidbehandlung erforderte. In der Blühphase trat standortspezifisch der Erbsenwickler verstärkt in Erscheinung. Bis zur Ernte blieben die Erbsen durchweg gesund und standfest.
2020 kamen 11 Prüfstandorte in die länderübergreifende Auswertung. Der Standort Orschweier war nicht wertbar. Hier zeigten sich starker Symptome von Mischvirosen in fast allen Parzellen (Bild 2). Die Ernte erfolgte standortabhängig zwischen dem 21.7 und 21.8. Über alle Sortenversuchen wurden durchschnittlich 50 dt/ha gedroschen. Im hessischen Fritzlar lag der Ertrag bei 66 dt/ha. In Biedesheim/Rheinland-Pfalz und Tailfingen/Baden-Württemberg waren es jeweils nur 40 dt/ha.
Hohe Erbsen-Proteingehalte
Beim Rohproteingehalt von 24,4 % (bei 86 % TM) bewegen sich alle Prüfsorten auf ähnlich hohem Niveau. Der Rohproteinertrag erreichte durchschnittlich 10,7 dt/ha. Die Tausendkornmasse war mit 250 g höher als im Vorjahr. Mit einem Umfang von 390 ha2 verzeichnete die Erbsenvermehrung in Baden-Württemberg 2020 einen Zuwachs von 14 %. In der Praxis werden vorranging die Sorten Alvesta und Astronaute angebaut. Vier Neuzulassungen kamen in die Beschreibende Sortenliste 2020, darunter die Sorten Kameleon und Orchestra mit Höchsterträgen in Korn- und Protein sowie die grünkörnige Sorte Greenwich.
1Gemeinsamer Antrag 2020; statistisches Landesamt BW; 2Saatgutanerkennungsstele LTZ
Augustenberg
Beobachtungen aus den LSV-Futtererbsen 2020 und mehrjährige Ertragsergebnisse über die Anbaugebiete Süd/Südwestdeutschland
- Kornertrag: 50,4 dt/ha (11 Standorte ST)
- agronomische Werte1 (Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Lager vor Ernte (2,3); Bestandeshöhe (64,4 cm); HEB-Index (0,67)2
- Krankheiten1 (die Krankheiten wurden jeweils nur an 1 Standorte erfasst): Mehltau (2,4); Ascochyta (2,3); Botrytis (2,0)
- Qualitäten (11 ST): Tausendkornmasse TKM (250 g), Rohproteingehalt (24,4 % in 86 % TM); Rohproteinertrag: (10,7 dt/ha)
1Skala 1-9; je höher die Note, desto negativer die Merkmalsausprägung; 2 Bestandeshöhe/Wuchshöhe zu Blühende; 2020 ohne nennenwerte Abweichungen
Erbsensorten vorgestellt
Alvesta: 2020 insgesamt mit sehr guten Erträgen; mehrjährig durchschnittliches Leistungsniveau und Proteinertrag unter dem Durchschnitt; kurze Blühdauer und frühe Abreife; kurzer Wuchs, standfest (2,0); blattgesund; Proteinertrag (10,7 dt/ha) und TKM (248 g) mittel.
Astronaute: 2020 an fast allen Prüfstandorten sehr hohe Erträge; auch mehrjährig hervorragende Ertragsleistung bei Korn und Protein (BSL 9); Agronomie und Resistenzen durchschnittlich; Proteinertrag (11,6 dt/ha) und TKM (257 g) hoch.
Kameleon3: 2020 über drei Prüfstandorte ertragsstark; mehrjährig hohe Kornerträge (BSL 9) und sehr hohe Proteinerträge (BSL 9); kürzerer Wuchs, sehr standfest; frühblühende Sorte mit mittelfrüher Abreife; 2020 ohne Auffälligkeiten bei den Blattkrankheiten; laut BSL mittlere bis hohe TKM.
LG Ajax: 2020 und mehrjährig schwache Korn- und Proteinerträge; kurze Sorte, standfest (1,8); 2020 an einem Standort auffällig wegen erhöhtem Mehltaubefall; Rohproteinertrag unterdurchschnittlich (9,8 dt/ha); TKM niedrig (215 g).
Orchestra: 2020 an allen Prüfstandorten mit hervorragenden Erträgen; ein- und mehrjährig ertragsstärkste Sorte bei Korn (BSL 9) und Protein (BSL 9); unterdurchschnittliche Standfestigkeit (2,8); Proteinertrag (12,4 dt/ha) und TKM (278 g) sehr hoch.
Safran EU4: 2020 schwache Erträge; mehrjährig höhe res Ertragsniveau; mehrjähriger Proteinertrag leicht unterdurchschnittlich (laut BSL mit 7 eingestuft); längste Futtererbse im Prüfsortiment, leichte Tendenz zu Lager (3,0); lange Blütephase; geringer Mehltaubefall (1,8); hohes TKM (260 g); Proteinertrag (9,1 dt/ha) niedrig.
Salamanca: ein- und mehrjährig unter dem Durchschnitt; in Eiselau 2020 mit sehr gutem Ergebnis; langer Wuchs bei bester Standfestigkeit (1,7); kurze Blüte und frühe Reife; Proteinertrag (10,6 dt/ ha) mittel; TKM (243 g).
3konnte nicht orthogonal verrechnet werden; saatgutbedingt schlechter Feldaufgang
4 saatgutbedingt schlechter Feldaufgang
Empfehlungssorten bei Erbsen für 2021:
Alvesta, Astronaute
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Beobachtungen aus den LSV-Ackerbohnen 2020 und mehrjährigen Ertragsergebnis se über die Anbaugebiete Süd/Südwestdeutschland
- Kornertrag: 44 dt/ha (6 Standorte ST)
- agronomische Werte1 (Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Lager vor Ernte (2,1)
- Krankheiten1 (Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Botrytis (3,9); Bohnenrost (4,2)
- Qualitäten (Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Tausendkornmasse TKM (366 g/3 ST); Proteinertrag (11,6 dt/ ha/6 ST) Proteingehalt (26 % in 86 % TM/6 ST)
1Skala 1-9; je höher die Note, desto negativer
die Merkmalsausprägung
Bohnensorten präsentiert
Allison: vicinarme Sorte; 2020 über die Standorte sehr inhomogene Relativerträge; insgesamt ein- und mehrjährig leistungsstärkste Ackerbohne in der Prüfung sowohl bei Korn- wie auch bei Proteinertrag; frühe Blüte; mittlere Standfestigkeit; gute bis durchschnittliche Blattgesundheit; TKM (382 g) hoch; Proteinertrag sehr hoch (13,3 dt/ha).
Bianca: vicinarme, tanninfreie Ackerbohne; 2020 und mehrjährig mit sehr niedrigen Korn- und Proteinerträgen; mittelspäte Abreife; an einem Standort deutliche Reifeverzögerung; durchschnittliche Resistenzen, 2020 wenig Rostbefall (3,6); höchster Proteingehalt (27,0 %) im Prüfsortiment; niedriger Proteinertrag (8,6 dt/ ha); mittlere TKM (365 g).
Daisy EU: 2020 über alle Prüfstandorte sehr homogen mit hervorragenden Ergebnisse: mehrjährig überdurchschnittliches Ertragsniveau und sehr hohe Proteinerträge (BSL 9); mittelfrühe Abreife; lange Sorte mit mittlere Standfestigkeit (2,4); überdurchschnittlicher Botrytisbefall (4,6); TKM (363 g) mittel; Proteinertrag (12,5 dt/ha) hoch.
Fanfare: im Vergleich zum ertragsstarken Vorjahr 2020 mit deutlichem Ertragseinbruch; mehrjährig unterdurchschittliches Ertragsniveau und mittlerer Proteinertrag (BSL 8); blattgesund (Botrytis 3,5); niedrige TKM (339 g); 2020 Proteinertrag (10,8 dt/ha) unterdurchschnittlich.
Fuego: in den LSV 2020 nur am Standort Oberhummeln (Bayern) herausragende Leistung; insgesamt ein- und mehrjährig unterdurchschnittliche Erträge; standfest (1,8); frühe Blüte, lange Blühdauer; gute bis mittlere Blattgesundheit; Proteingehalt und -ertrag (11,4 dt/ha) mittel; TKM (378 g) hoch.
LG Cartouche EU2: 2020 und mehrjährig weit unterdurchschnittliches Ertragsniveau; mehrjährig durchschnittlicher Proteinertrag; kurzer Wuchs; standfest; mittlere Blattgesundheit; es liegen keine aktuellen Qualitätsdaten vor: nach BSL mit 6 höchste Einstufung beim Proteingehalt; mit BSL 9 sehr hoher Proteinertrag; TKM hoch (BSL 6).
Macho: an fast allen Prüfstandorten weit überdurchschnittliche Erträge, mehrjährig sehr hohes Ertragsniveau, beim Proteinertrag mehrjährig leicht unterdurchschnittlich; spätblühende Sorte mit kurzer Blüte; an einem Standort mit deutlicher Tendenz zu Reifeverzögerung; 2020 geringe Rostinfektion (3,6); höchstes TKM (440 g); Proteingehalt niedrig (24,4 %); hoher Proteinertrag (12,2 dt/ha).
Stella EU: 2020 mit Ausnahme der LSV in Orschweier sehr hohe Erträge; mehrjährig hervorragende Ertragsleistungen bei Korn und Protein; Agronomie und Resistenzen durchschnittlich; TKM (370 g) mittel bis hoch; hoher Proteinertrag (12,2 dt/ha).
Tiffany: Sorte mit stark reduziertem Vicin- und Convicingehalt; 2020 heterogene Leistungen, über die Standorte insgesamt hohe Erträge; mehr- jährig in der Ertragsleistung unter dem Durchschnitt, bei den mehrjährigen Proteinerträgen dagegen weit überdurchschnittlich; mittlere agronomische Eigenschaften; rostanfällig (5,1); hoher Proteingehalt und -ertrag (12,2 dt/ha); niedrige TKM (342 g).
Trumpet: 2020 mit Ausnahme vom Standort Oberhummel (Bayern) gute bis sehr gute Erträge; auch mehrjährig hohes Ertragsvermögen, aber niedrige Proteinerträge; mittelspäte Abreife; lange Sorte mit bester Standfestigkeit (1,6) im Prüfsortiment; 2020 mit geringstem Botrytisbefall (3,4); Proteingehalt niedrig; Proteinertrag durchschnittlich (11,3 dt/ha); TKM (304 g) sehr niedrig.
2nicht orthogonal verrechnet
Empfehlungssorten für 2021
Fanfare, Fuego, Tiffany
Versuchsberichte, Kurzinfo und Sortenratgeber zu den Landessortenversuchen stehen unter unter www.ltz-augustenberg.de > Arbeitsfelder > Pflanzenbau > Sorten > Leguminosen
Informationen zum Körnerleguminosenanbau (Anbauanleitung), zur Eiweißinitiative und zum Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne finden Sie unter www.ltz-augustenberg. de > Arbeitsfelder > Eiweißpflanzen
M. Müller-Belami/LTZ Augustenberg
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