Schleimspuren und Erdflohbefall im Raps
Vor der Rapssaat ist es entscheidend, die Besatzdichte von Acker- und Wegschnecken zu ermitteln, um mögliche Schäden zu vermeiden. Zudem müssen die auflaufenden Rapspflanzen sorgfältig auf Schädlingsbefall, insbesondere durch den Rapserdfloh, überwacht werden. Angesichts der fortschreitenden Resistenzentwicklung ist der Einsatz neuer Wirkstoffe, wie Cyantraniliprole, von besonderer Bedeutung.
von Dr. Jonathan Mühleisen, Regierungspräsidium Stuttgart erschienen am 21.08.2024Unmittelbar vor oder spätestens ab der Rapssaat sollte die Besatzdichte der Acker- und Wegschnecken ermittelt werden. Hierzu können feuchte Säcke, Bretter, Dachziegel oder Schneckenfolien ausgelegt werden. Für Rapsschläge in Schutzgebieten muss die Anzahl der Schnecken an mindestens zwei Stellen pro Bewirtschaftungseinheit dokumentiert werden. Wenn an jeder Kontrollstelle eine Schnecke gefunden wird, ist der Bekämpfungsrichtwert überschritten. Hinweise zur Schneckenbekämpfung und zur Wirkungsweise der Schneckenkornmittel sind in der Broschüre „Integrierter Pflanzenschutz 2024 – Ackerbau und Grünland“ in Tabelle 3 auf Seite 22 zu finden.
Beizen schützen nicht dauerhaft
Rapssaatgut kann zwar wieder mit einer Beizausstattung gegen Schädlinge erworben werden, doch die Behandlungen bieten keinen anhaltenden Schutz. Lumiposa schützt die auflaufenden Rapspflanzen in erster Linie vor einem Befall mit der Kleinen Kohlfliege, während Integral Pro den Befall durch Erdflöhe mindert und Buteo Start nach bisherigen Erfahrungen nur gegen frühen Befall durch den Rapserdfloh wirkt. Ab dem zweiten Laubblattstadium ist – auch bei guter Beizausstattung – mit Fraßschäden durch Erdflöhe zu rechnen. Daher müssen die Bestände regelmäßig auf Lochfraß durch Erdflöhe kontrolliert und mit Gelbschalen überwacht werden.
Eine Bekämpfung mit Insektiziden ist nur sinnvoll, wenn nach dem Auflaufen bis zum Drei-Blatt-Stadium 10 % der Blattfläche der Keim- und Laubblätter zerstört sind, oder wenn ab dem Vier- bis Sechs-Blatt-Stadium innerhalb von drei Wochen 50 bis 75 Erdflöhe in der Gelbschale gefangen werden. Mittel gegen den Rapserdfloh sind in der Broschüre „Integrierter Pflanzenschutz 2024 – Ackerbau und Grünland“ in Tabelle 42 auf den Seiten 84 und 85 aufgeführt.
Notfallzulassung gegen Resistenzbildung
Aufgrund der fortschreitenden Resistenzentwicklung der Rapserdflöhe gegen Mittel aus der Klasse der Pyrethroide hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zwei Notfallzulassungen für die Insektizide Exirel und Minecto Gold mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole erteilt. Dieser Wirkstoff gehört zur Gruppe der Diamide und hat einen anderen Wirkungsmechanismus (IRAC 28) als die Pyrethroide. Cyantraniliprole dringt in die Pflanze ein und wird mit dem Wasserstrom verteilt. Die Erdflöhe nehmen den Wirkstoff sowohl durch Fraß als auch durch Kontakt auf, sodass sowohl die Käfer als auch ihre Larven in der Pflanze erfasst werden.
Mittel mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole dürfen im Raps nur einmal innerhalb eines Kalenderjahres ausgebracht werden. Es darf folglich entweder mit Exirel oder mit Minecto Gold behandelt werden. Die Saat von mit Lumiposa gebeiztem Saatgut gilt nicht als Anwendung. Cyantraniliprole sollte bevorzugt nach dem Schlupf der Larven ab Oktober eingesetzt werden.
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