
Mehr Wärme, nicht genug Wasser
Der BayWa-Dürremonitor ist in diesem Jahr in die zweite Runde gegangen. Neben Weizen wurde erstmals auch Mais gemonitort. Seit Anfang August liegen die ersten satellitenbasierten Karten vor. Mitte August deutete sich bereits erster regionaler Trockenstress bei Mais auch für Baden-Württemberg an. BWagrar sprach mit BayWa-Experten über die aktuelle Situation, aber auch langfristige Trends, die uns Klimadaten zeigen.
von Susanne Gnauk erschienen am 22.08.2024Auf der Webseite des BayWa-Dürremonitors ist eine interaktive Deutschlandkarte zum Trockenstress bei Mais zu sehen. Die Karte wird regelmäßig um neuere Daten ergänzt. Es kann konkret in Regionen reingezoomt werden. Ein Pixel stellt ungefähr 25 km2 dar. Auf weißen Gebieten findet entweder keine Landwirtschaft statt oder es wird dort kein Mais angebaut. Über der Karte findet man die Karten kleiner im Vergleich mit Karten zum sechsjährigen Mittel.
Im Vergleich zum längeren zeitlichen Verlauf, den der BayWa-Dürremonitor anzeigt, ist auf einer Karte vom 21. August erkennbar, dass die sieben Tage davor speziell auch in Baden-Württemberg sehr heiß und trocken waren – mit entsprechender Zunahme von Trockenstress für Mais. „Im Vergleich der Karten vom 31. Juli und 21. August ist gut sichtbar, wie schnell Trockenstress entstehen kann, wenn der Mais im August mit den hohen Temperaturen viel mehr Wasser verbraucht“, erklärt BayWa-Maisexperte Michael Huber.

Einfluss von Trockenheit auf Pflanzenwachstum
„Der Dürremonitor zeigt uns immer nur eine rückwirkende Momentaufnahme an“, ordnet BayWa-Pflanzenbauexperte Josef Bauer ein. Man könne damit aber regional und überregional Vergleiche zum Einfluss von Trockenheit auf das Wachstum von Nutzpflanzen ziehen. Damit ließen sich Klimadiskussionen zum Beispiel über Dürre fundiert führen. Michael Huber ergänzt: „Wetter ist immer ein zentrales Thema in der Landwirtschaft. Der Dürremonitor ist ein Hilfsmittel, um Hintergründe und Anhaltspunkte dafür zu bekommen, was man tagtäglich draußen sieht. Er unterstützt auch Ertragsprognosen.“ Man sieht die räumliche und zeitliche Ausdehnung von Wetterereignissen wie zum Beispiel Dürre, so Bauer. „Bewirtschaftungsmaßnahmen lassen sich daraus nicht ableiten, mit Ausnahme zur Bewässerung, die aber im Mais kein Standard ist. In der Summe sieht man aber übers Jahr, wie lange eine Region im Trockenstress war. Je länger, desto mehr wirkt sich das auf den Ertrag aus.“
Landwirte müssen sich mit dem Klimawandel auch Gedanken darüber machen, welche Kulturen in ihrer jeweiligen Region an Vorzüglichkeit gewinnen, und welche verlieren. „Da kann so ein Datenmaterial bestimmt eigene Wahrnehmungen unterstützen“, bestätigt Bauer.
Ertragsprognosen für Mais
Für Baden-Württemberg schätzen die Experten ein, dass die Maiserträge vermutlich, auch bezogen auf Schläge einer Region, sehr heterogen sein werden. „Da spielt nicht nur die Trockenheit eine Rolle, sondern auch die hohen Niederschläge um Pfingsten herum, die zum Teil zu Staunässe führten. Darum ist eine aktuelle Einschätzung sehr schwer. Aber insgesamt erwarten wir einen guten Ertrag überall dort, wo Flächen im Mai/Juni nicht unter Wasser standen und die jetzt auch nicht unter Wassermangel leiden. Ein nennenswerter Anteil ist sicher dabei, wo es für den Mais gepasst hat“, prognostiziert Bauer.
Huber, der auch als BayWa-Berater für Ostbayern tätig ist, ergänzt: „Bei uns war Trockenstress zur Blüte heuer kein Thema, im Gegensatz zu den letzten Jahren. Mais kann sehr viel wettmachen. Auf Standorten mit mangelhafter Bodenstruktur sieht man allerdings bereits, dass die Pflanzen gelitten haben. Wenn jetzt noch ausreichend Niederschläge im August und September fallen, kann ein gut befruchteter Kolben aber noch viel Ertrag bringen.“
Bei Silomais gehe es dann um den richtigen Häckseltermin. Wenn selbst in Regionen mit rückwirkend Trockenstress gebietsweise noch Niederschlag falle, würden sich intakte Maispflanzen relativ schnell wieder mit Wasser vollsaugen und die meisten Pflanzen blieben dann intakt. „Werden die nächsten zwei Wochen allerdings wieder sehr heiß mit entsprechend hohem Wasserverbrauch der Pflanzen sowie wenig Niederschlag, dann muss man genau darauf achten, dass man den optimalen Punkt der Silierreife nicht übersieht, das kann sehr schnell gehen“, betont der Maisexperte.
Mehr Dürre bei gleichen Niederschlägen?
Gerade bei Mais spielt die generelle Wärmeentwicklung für die Pflanzenentwicklung und Reife eine große Rolle. Im Schnitt der letzten zehn Jahre lagen die Temperaturen in Bayern und Baden-Württemberg um zweieinhalb Grad höher als der langjährige Schnitt, berichtet Bauer. Tendenziell lasse sich dieser Trend für ganz Deutschland feststellen, im Norden allerdings abgeschwächter. Das aktuelle Jahr zeige erneut einen enormen Temperaturanstieg im langjährigen Vergleich. Mehr Wärme führe zu einer zügigeren Pflanzenentwicklung und damit früheren Reife bei Mais.
„Die Jahresniederschläge wiederum unterscheiden sich nicht viel vom langjährigen Mittel“, unterstreicht der BayWa-Pflanzenbauexperte. Beim Deutschen Wetterdienst ist dies das Mittel aus 30 Jahren von 1960 bis 1990.
Daten der Wetterstation Freising spiegeln das wider (siehe Grafik „Wetterstation“): Die Temperaturen liegen im Schnitt der letzten zehn Jahre (grüne Kurve) stetig über dem langjährigen Mittel (blaue Kurve). 2024 (gelb) ist die Abweichung nochmal gewachsen bei einem sehr warmen Februar. Zu sehen ist auch, dass die Temperaturabweichungen im Sommer und Winter tendenziell höher als im Frühjahr und im Herbst sind, verdeutlicht Bauer.
„Freising hat ungefähr 800 mm Jahresniederschlag. Im Gegensatz zur Temperatur gibt es beim Niederschlag im zehn- und langjährigen Mittel kaum einen Unterschied. Interessant ist, dass 2024 eigentlich ein überdurchschnittlich nasser Jahrgang in der Region ist.“ Das treffe aber für viele Regionen zu und hänge sicher mit den hohen Niederschlägen im April, Mai und dem Hochwasser im Juni zusammen.

„Praktisch bedeutet dieser Klimawandel, dass das Niederschlagsthema eher in der Intensität einzelner Ereignisse eine Rolle spielt. Signifikanter ist das Thema der zunehmenden Wärme“, ordnet Bauer ein. Mehr Wärme führe aber auch zu mehr Wasserverdunstung der Bestände. „Das heißt, dass ich heute eigentlich mehr Niederschlag als früher brauche. Deswegen nehmen die Dürreschäden zu.“ BayWa-Maisexperte Huber ergänzt: „Durch die höheren Temperaturen steigt auch der Wasserverbrauch der Pflanzen. Deswegen reicht die gleiche Wassermenge wie früher heute nicht mehr aus. Gefühlt werden die Phasen, in denen es nicht regnet, auch länger, wenn man an letztes Jahr denkt.“
Berater für Baden-Württemberg: Christoph Mauthe (Pflanzenbauberater Unterland/Gäu-Neckar, BayWa AG) und Peter Zoll (Verkaufsberater AD Region Württemberg Süd, BayWa AG).
Der BayWa Dürremonitor ist ein Projekt der BayWa AG und der Vista Geowissenschaftliche Fernerkundung GmbH: Eine interaktive Karte zeigt den durchschnittlichen Trockenstress von Winterweizen- und Maispflanzen in den sieben Tagen vor dem angegebenen Datum an. Für den BayWa Dürremonitor nutzt Vista neben üblichen Satellitendaten hydrologische, meteorologische und topografische Informationen. Die Kombination dieser Daten mit dem Vista-eigenen Pflanzenwachstumsmodell PROMET ermöglicht eine Aussage darüber, ob eine bestimmte Pflanze unter Trockenstress leidet. Gestartet wurde der Dürremonitor im vergangenen Jahr für Winterweizen, dieses Jahr kam Mais dazu. Überdies gibt es eine Sonderauswertung für Weizen zur Hochwassersituation im Juni. Die Webseite wird durch Lösungsangebote der BayWa ergänzt, um Entwicklungen wie Dürre Rechnung zu tragen.
Eine Sonderauswertung des Dürremonitors zeigt die Auswirkungen des Juni-Hochwassers auf Weizen. Ende Mai, Anfang Juni 2024 führten anhaltende Regenfälle in weiten Teilen Süddeutschlands zu Hochwasser. Davon war auch die Landwirtschaft betroffen: Viele Felder standen unter Wasser. In einer Sonderauswertung zeigt der BayWa Dürremonitor die Dynamik dieser Tage: Während die Situation am 29. Mai 2024 noch gut aussah, sorgten die Regenfälle ab 31. Mai für eine Ausnahmesituation: Die Karte vom 5. Juni 2024 zeigt in blauer Farbe Staunässe in vielen Gebieten Süddeutschlands. Die Karte vom 12. Juni 2024 vermittelt bereits wieder eine entspannte Situation.
Mehr Infos und Karten des BayWa-Dürremonitors sowie Lösungsangebote der BayWa finden Sie unter www.baywa.com/ueber-uns/landwirtschaft-ernaehrung/duerremonitor/baywa-duerremonitor.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.