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Interview mit

Lise Nistrup Jørgensen

Weizensorten-Mischungen können die Erträge im Weizenanbau gegenüber Einzelsorten steigern und zugleich Pflanzenschutzmittel einsparen. In Dänemark befindet sich der Anbau von Sortenmischungen deshalb im Aufwind.

von Das Interview führte Jonas Klein auf Englisch. erschienen am 02.09.2025
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Zur Person
Lise Nistrup Jørgensen
Lise Nistrup Jørgensen ist Wissenschaftlerin an der Aarhus Universität in Dänemark. Sie arbeitet am Fachbereich Agroökologie. Jørgensen führt Forschungen Auswirkungen von Weizensorten-Mischungen. Diese haben sich in Untersuchungen in Dänemark besser geschlagen als die leistungsfähigsten Einzelsorten. Insbesondere befasst sie sich mit der Verbreitung der Weizensorten-Mischungen unter Landwirtinnen und Landwirten und damit, wie man die Verbreitung der ökonomisch und ökologisch vorteilhaften Mischungen steigern kann.
Wie groß ist das Interesse dänischer Landwirtinnen und Landwirte am Anbau von Weizensorten-Mischungen? Etwa 40 Prozent des zertifizierten Weizensaatguts, das in Dänemark ausgesät wird, besteht aus Sortenmischungen. Wir wissen auch, dass viele Landwirte selbst das Saatgut verschiedener Weizensorten mischen. Mindestens 40 Prozent der dänischen Winterweizenfläche wird mit Sortenmischungen bestellt. Dies ist eine sehr positive Entwicklung, da der Anteil in wenigen Jahren von nur wenigen Prozent auf mehr als 40 Prozent gestiegen ist. Wir hatten mehrere Treffen mit allen Beteiligten der Wertschöpfungskette des Saatguts, in denen diskutiert wurde, wie Sortenmischungen unterstützt und gefördert werden können. Das Ergebnis dieser Kampagnenarbeit ist die zunehmende Verwendung von Sortenmischungen durch die Praktiker. In Frankreich befinden sich die Sortenmischungen ebenfalls im Aufschwung, weil es dort ein sehr strenges Reduktionsprogramm für Pestizide gibt. Zudem haben Wissenschaftler in Frankreich kürzlich festgestellt, dass die Aggressivität der Virulenz von Pilzen in Mischungen reduziert wird. Was braucht es, damit Sortenmischungen in der Praxis stärker verbreitet werden? Eine unserer Hauptbotschaften ist, dass alle Beteiligten an der Wertschöpfungskette von Saatgut an Bord geholt werden müssen. Da wäre die wissenschaftliche Gemeinschaft, die die Idee unterstützt: Zahlreiche Meta-Studien und Versuchsarbeiten bestätigen, dass die Aussaat von Sortenmischungen eine gute Idee ist. Es gibt eine Menge Literatur zu dem Thema. Auch Beratungsdienste müssen mit einbezogen werden und selbst Versuche zu Sortenmischungen durchführen. Dort wird sich herausstellen, dass Weizensorten-Mischungen einen Ertragsvorteil gegenüber Einzelsorten haben. Gegenüber Krankheiten zeigte sich in Versuchen ein klarer Vorteil der Mischungen, was Pilze wie Mehltau, Septoria und Rost betrifft. Septoria ist die am meisten gefürchtete Getreidekrankheit, da sie typischerweise einen Ertragsverlust von zehn bis 15 Prozent auf betroffenen Schlägen verursacht. Die dänische Regierung unterstützt einige dieser Sortenmischungsversuche finanziell. Die in Dänemark durchgeführten nationalen Sortenversuche haben Sortenmischungen aufgenommen. Auch die größten dänischen Saatgutzüchtungsunternehmen bieten Weizensorten-Mischungen an. Der landwirtschaftliche Handel wiederum vertreibt Sortenmischungen, die zuvor in dänischen Sortenprüfungen getestet wurden. In der Sortenprüfung konnten die Mischungen ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Viele der ertragreichsten geprüften Weizen sind Mischungen. Welche Vorzüge haben Sortenmischungen im Vergleich zum Anbau einzelner Weizensorten auf einem Schlag? Weizensorten-Mischungen haben einen wirtschaftlichen Vorteil von etwa 1 bis 2 Prozent. Das entspricht einem Mehrertrag von ungefähr 1,4 dt pro Hektar gegenüber einer einzeln angebauten Weizensorte. Wir haben Versuchsergebnisse, die dafürsprechen, dass Sortenmischungen den Einsatz von Pestiziden reduzieren können, sodass auch Kosten für Pflanzenschutz eingespart werden. Das Saatgut der zertifizierten Mischungen ist etwas teurer, aber die Vorteile überwiegen die Preiserhöhung. Vor allem für Low-Input-Betriebe oder Ökobetriebe bieten sich die Sortenmischungen an, wohingegen High-Input-Betriebe durch Sortenmischungen Pflanzenschutzmittel einsparen können. Eine unserer Doktorandinnen hat drei Artikel über die Vorteile von Mischungen geschrieben, darunter die potenziellen Einsparungen bei Fungiziden. Beim Anbau von Weizensorten-Mischungen kann man in der Regel eine Spritzung pro Saison ausfallen lassen. Dies verringert auch das Risiko, dass Pilze gegen Fungizide resistent werden. Sie verglich die Mischungen auch mit den drei besten Einzelsorten, die Landwirte anbauen: Dabei gab es immer einen Vorteil für die Mischungen. Landwirte wählen meistens die ertragreichste und gesündeste Sorte aus den Versuchsergebnissen aus. Doch die Sorte, die in einem Jahr am besten abschneidet, kann im Folgejahr Probleme haben und einer anderen Sorte unterliegen. Sortenmischungen helfen daher, mehr Stabilität in die Erträge zu bringen. Wir konnten auch einen Vorteil in weniger Lagerneigung der Mischungen sehen. Eine der Mischungssorten könnte anfällig dafür sein, ins Lager zu gehen, aber die anderen, robusteren Sorten könnten die weniger stabilen Sorten unterstützen. Diese Ergebnisse sprechen auch für ein Einsparpotenzial bei Wachstumsreglern. Sollten die Bestände für eine gute Backqualität nicht möglichst einheitlich sein? Für Brotweizen sind sehr gleichmäßige Qualitäten erforderlich. Das könnte immer noch eine Herausforderung sein. Es gibt Hinweise darauf, dass Qualitätsparameter in Mischungen nicht negativ beeinflusst werden, aber für Mühlweizen sind noch weitere detaillierte Untersuchungen erforderlich. Die erste dänische Mischung, die Sorten kombiniert, die bereits als Brotweizensorten kategorisiert sind, wurde im Herbst 2023 in Dänemark zum Verkauf angeboten. Können die verschiedenen Kulturen ackerbaulich gleich geführt werden? Die zertifizierten Sortenmischungen haben sehr einheitliche Reifetermine. Auch verschiedene Pflanzenhöhen müssen kein Nachteil sein. Das Gleiche gilt für das Wurzelsystem, das durch verschiedene Sorten vielfältiger wird. Die Wurzeln einiger Sorten kommen möglicherweise an Wasser in tieferen Bodenschichten und sind toleranter gegenüber Trockenheit. Die Variabilität der Sorten kann dazu beitragen, dass die Mischung robuster ist als einzelne Sorten und Lücken besser geschlossen werden, die sonst von Unkräutern besetzt werden. Außerdem kann die Sortenvielfalt zu etwas mehr Biodiversität beitragen, auch wenn Weizen natürlich die einzige Kultur auf dem Schlag bleibt. Sortenmischungen dabei sind nichts Neues. In Osteuropa und Dänemark gibt es historisch eine große Akzeptanz gegenüber Sortenmischungen für Getreide. Über mehrere Jahrzehnte ist das Mischen von Sorten jedoch in Vergessenheit geraden. Jetzt gibt es starken Druck, den Einsatz von Pestiziden und Fungiziden zu reduzieren. Der Wunsch nach einem besseren, integrierten Pflanzenschutz hat die Idee der Sortenmischungen wiederbelebt. Sind die Sortenmischungen das Gleiche wie Populationen im Ökolandbau? Insbesondere biologisch-dynamische Betriebe verwenden Landrassen-Populationen. Wir haben mit Populationen noch keine Versuche durchgeführt. Ich mache mir Sorgen, dass wir auf diesem Weg die Ertragssteigerungen verlieren werden, die die Zuchtindustrie seit Jahrzehnten generiert hat. Die Erträge steigen jedes Jahr um ein Prozent, und wir dürfen diese Steigerungen nicht aufgeben. Die Erträge von Sortenmischungen müssen für große konventionelle Betriebe wettbewerbsfähig sein, das ist eine wichtige Voraussetzung. Wohin geht die Entwicklung bei den Sortenmischungen in Dänemark? Die Diskussion über Pestizide in Dänemark hat auch zu einem Interesse an Sortenmischungen in anderen Kulturen wie Mais und Raps geführt. Eine Möglichkeit, die Mischungen weiter zu optimieren, besteht darin, Sorten mit unterschiedlichen Abstammungen einzuschließen. So wird die Kombination verschiedener Toleranz- und Resistenzgene in einer Mischung gewährleistet. Aktuell können Sorten in den Mischungen noch Überlappungen bei den Resistenzgenen aufweisen, sodass es noch Potenzial für Verbesserungen gibt.
Sortenmischungen können den Einsatz von Pestiziden reduzieren Lise Nistrup Jørgensen
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