Neuer Mut für die Biogasbranche
- Veröffentlicht am

Grund seien die positiven Signale, die kurz vor dem Jahreswechsel aus dem Bundesrat kamen, erklärte Otto Körner, Regionalbüro Süd im Fachverband Biogas, Anfang der Woche auf den Biogastagen Oberschwaben in Bad Waldsee. Etliche Bundesländer fordern darin aktuell von der Bundesregierung wirtschaftliche Perspektiven für bestehende und neuen Anlagen im Erneuerbaren Energien-Gesetz (EEG) zu verankern.
Tatsächlich ist Biogas aus dem Strommix kaum mehr weg zu denken, wie Stefan Kesenheimer von der IHK Bodensee-Oberschwaben bestätigt. In einer Stromdatenerhebung für die Region Bodensee-Oberschwaben, Ostwürttemberg, Schwaben und Ulm wurde festgestellt, dass bei Abschaltung des Kernkraftwerkes Grundremmingen im Jahr 2022 Versorgungslücken entstehen werden. „In der Region gibt es viele Großverbraucher“, so Kesenheimer. Der Ausbau der Strom-trassen von Norden nach Süden wäre eine Lösung. Momentan bestehe allerdings die Sorge, dass dies nicht im geplanten Zeitraum erfolgen kann. Ersatzkapazitäten, vor allem flexible Gaskraftwerke, könnten da eine weitere Lösung sein, um die Grundlast und die Versorgung zu sichern.
Regelwerke wie bei der Kernenergie
Walter Albrecht von der LEW Verteilnetz GmbH sagt klar, wenn die Trassen nicht da sind, gehen auch 2022 nicht „die Lichter aus“. „Wir sind europaweit gut vernetzt“, sagt er. Albrecht ist stolz darauf, das Verteilnetz in der Region im Griff zu haben. Es gebe wenig Ausfälle. Probleme sieht er für die Anlagenbetreiber: „Bauen und anschließen ist nicht mehr“. Biogasanlagen werden künftig ähnlich umfassende technische Regelwerke wie die großen Kernkraftwerke brauchen, um die Versorgung zu sichern. Noch wichtiger sei dann, dass sich die Betreiber an das Regelwerk halten. „Sie gefährden sonst künftig die Versorgungsicherheit“, so Albrecht. Moderator Dr. Stefan Rauh vom Fachverband Biogas konstatiert: „Wenn wir diese Sicherheit erbringen sollen, dann muss dies auch honoriert werden“. Das EEG habe einst nicht diese Aufgabe im Blick gehabt.
Waldemar Westermayer, MdB, sieht im Biogas eine Zukunft, wie er bei der Podiumsdiskussion bekennt. „Mehr als 60 Prozent der Kohle, die hierzulande verfeuert wird kommt aus dem Ausland und wird teilweise mit Kinderarbeit abgebaut. Es ist klar, dass diese Energie keine Zukunft haben kann.“ Er mahnt die Anlagenbetreiber aber deutlich, im Hinblick auf die EEG-Novelle, die noch in diesem Jahr erfolgt: „Einigt Euch schnell, was ihr wollt und kommuniziert dies deutlich“. Nur Geschlossenheit führe zum politischen Ziel.
Derzeit sind die Vorstellungen über die Nachfolgeregelungen der Vergütung zweigeteilt. Während ein Teil an der bisherigen Festpreissystematik für die Einspeisung festhält, fordert ein anderer Teil dieses durch ein Ausschreibungsmodell zu ersetzen. Damit wird die Vergütungshöhe quasi über den Wettbewerb ermittelt.
Chancen zu mehr Vergütung sieht Kesenheimer in der Direktvermarktung: „Allerdings erst, wenn Grünstrom auch Grünstrom bedeutet.“ Derzeit werde dieser verramscht. Einigkeit herrscht auf dem Podium auf jeden Fall darüber, dass es kein Zurück zur fossilen Energie gibt.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.