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Biosicherheit

Legehennenställe vor Eintrag von Keimen schützen

Es wird viel Geld fürs Impfen ausgegeben, aber eher wenig für Desinfektion, so Dr. Thorsten Arnold, Fachtierarzt für Geflügel, Tierhygiene und Mikrobiologie aus Ankum. Auf einer Vortragsveranstaltung des Geflügelwirtschaftsverbandes Hessen führte er den Zuhörern deutlich vor Augen, an wie vielen Stellen im Betrieb man genau hinsehen muss.
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„Bei Hygienemanagementmaßnahmen fremde Hilfe annehmen, weil man selber oft betriebsblind ist“, rät Dr. Thorsten Arnold, Fachtierarzt, Ankum.
„Bei Hygienemanagementmaßnahmen fremde Hilfe annehmen, weil man selber oft betriebsblind ist“, rät Dr. Thorsten Arnold, Fachtierarzt, Ankum.Mayer
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Mangelnde Hygiene in Geflügelställen entsteht häufig durch Betriebsblindheit, betonte Dr. Arnold in Bad Hersfeld. Man läuft aus Gewohnheit an vielen Kontrollstellen vorbei oder hat gerade andere Dinge im Kopf.

Desinfektionsmittel nicht verdünnen

Das fängt bei der Durchführung von Reinigung und Desinfektion an. „Die erste Fehlerquelle für mangelhafte Wirksamkeit ist vorprogrammiert, wenn nach der Reinigung zu schnell zum Desinfektionsmittel gegriffen wird. Sind die Flächen noch nicht trocken, wird das Desinfektionsmittel verdünnt und kann nicht seine volle Wirksamkeit entfalten“, betonte Dr. Arnold. Der Stall sollte nach der Reinigung richtig trocknen bevor das Desinfektionsmittel ausgebracht wird.

Welches Desinfektionsmittel das richtige ist, hängt natürlich von den Gegebenheiten im Stall ab. Kombiprodukte sind günstig und daher beliebt und erfüllen in einem sauberen und trockenen Stall durchaus ihren Zweck. Kritisch zu sehen sei die Trockenreinigung, die reiche nicht aus, Salmonellenprobleme könnten sich dadurch wieder hochschaukeln, warnte der engagierte Fachtierarzt.

Worauf sollte man in diesem Zusammenhang noch achten? Besonders wichtig sei, die Ställe erst nach einer gründlichen Nassreinigung aufzuheizen und den „Eiweißfehler“ zu vermeiden. Gemeint sei damit eiweißhaltige Rückstände und Ausscheidungen gründlich zu entfernen, weil Desinfektionsmittel durch diese Stoffe stark inaktiviert werden, erklärte der Hygienefachmann.

Muss wegen eines Seuchenfalles als erstes desinfiziert werden, sind robustere Desinfektionswirkstoffe einzusetzen, zum Beispiel Aldehyde, die gegenüber „Eiweißfehlern“ weniger anfällig sind, aber schnell einen „Kältefehler“ aufweisen, da sie ihr Wirkoptimum bei 20 °C haben. Darunter wirken Aldehyde nur noch stark eingeschränkt.

Geliebtes „Stiefkind“ Desinfektionswanne

„Eine dreckige Stiefel-Desinfektionswanne schadet mehr als sie nützt“, wies Dr. Arnold auf einen leider allzu oft anzutreffenden Missstand hin. Von hier aus können Keime in den Stall getragen werden. Steht die Wanne nicht im Stall, sondern davor, kann die Desinfektionslösung durch Regenwasser verdünnt werden.

Richtig ist, die Wanne einmal am Tag reinigen und mit frischem Desinfektionsmittel in richtiger Dosierung zu befüllen. Geeignet sind Mittel mit kurzer Einwirkzeit. Und natürlich ist die Wanne auch zu benutzen: Mit „sauberen“ Sohlen – durch den Dreck im Gummistiefelprofil dringt die Desinfektionslösung nicht hindurch – sollte man einige Sekunden auf der Matte stehenbleiben.

Das gelte natürlich für alle Personen und für alle Ein- und Ausgänge, spielte Dr. Arnold auf die gelegentliche Beobachtung an, dass am Hinterausgang des Stalles schon mal auf die Desinfektionsmatte verzichtet werde, weil hier ja nur der Tierhalter selber mal schnell raus- und wieder reingeht.

Ungebetene Gäste bleiben draußen

Die Vorschriften für Besucher im Stall sind klar: Personenverkehr so wenig wie möglich, und wenn, dann sind Hygieneschleuse mit Schutzkleidung und -schuhen und gründlichem Händewaschen selbstverständlich. Andere Selbstverständlichkeiten muss man jedoch immer wieder mal betonen: Spatzen und Schwalben haben im Stall nichts zu suchen. Gleiches gilt für Hofhund und -katze, ganz zu schweigen von Mäusen und Ratten sowie Fliegen und Milben.

Was gern vergessen wird: Auch mit unsauberer Einstreu gelangen Tiere und Keime in den Stall, oder mit unsauberen Streumaschinen. Dr. Arnold rät, auch innerhalb desselben Betriebes beim Wechsel von einem Stall zum nächsten die Maschine gründlich zu reinigen und dabei auch an die Reifen zu denken.

Ebenfalls wichtig: Auch mit dem Staub werden Bakterien, Viren und Pilze übertragen. Das bedeutet, regelmäßig auszumisten und auf ausreichende Lüftung zu achten, dabei dann auch gleich den Ammoniakgehalt der Luft zu kontrollieren.

An Maschinen, Futter und Tränkwasser denken

Zu einer rundum sauberen Produktionsstätte gehört auch die Reinigung von Maschinen und Geräten und allen Einrichtungen, die zur Tierhaltung dazugehören. Besonderes Augenmerk verdient alles, was mit Futter und Wasser in Berührung kommt. Am Futtersilo führen Kondenswasser plus Staub schnell zu Schimmel und Bakterienbesiedlung.

Die Tränkwasserleitungen müssen sauber sein, weil hier Stoffe an die Tiere verabreicht werden. Möglich ist eine Behandlung mit Chlortabletten oder speziellen Desinfektionsmitteln, „da gibt es auch welche für den Ökobereich“, wies Dr. Arnold hin. Eine Behandlung könne zum Teil auch im belegten Stall durchgeführt werden.

Nach jeder Verabreichung von Mitteln müsse gereinigt werden, betonte Dr. Arnold. Dabei dürfe auch der Vorlaufbehälter nicht vergessen werden. Neben den technischen Einrichtungen der Tränkwasserversorgung spielen Tränkwasserhygiene - Verschmutzung mit Staub, Kot, Einstreu und Futter - und Trinkwasserqualität – Gehalt an Chlor, Nitrit, Nitrat, Mangan, Eisen, Kupfer und pH-Wert – eine entscheidende Rolle.

Das richtige Desinfektionsmittel auswählen

Die verschiedenen Keime und Krankheitserreger sind unterschiedlich empfindlich. Gut erfasst beim Desinfizieren werden Viren mit Hülle, zum Beispiel Influenzaviren, ebenso viele grampositive und gramnegative Bakterien und Pilze und Pilzsporen. Gut wirksam sind die in der Liste der Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) aufgeführten Mittel. Die Liste wird laufend aktualisiert (www.dvg.net), für den Biobereich gibt es die Betriebsmittelliste des Forschungsinstitutes für biologischen Landbau FiBL (www.fibl.org), empfahl Dr. Arnold.

Zu beachten sei, dass die Mittel nur bei der vorgeschriebenen Konzentration optimal wirken würden und dass bei niedrigen Temperaturen die Konzentration erhöht werden müsse. Das gelte natürlich auch für die Desinfektionswannen. Da Milben Krankheiten übertragen können, sei auch an die Milbenbekämpfung zu denken, für die jetzt ein neues Mittel auf dem Markt sei, erinnerte er.

Nacharbeiten und dokumentieren

Was leicht vergessen wird: Reste von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln müssen aus den Fütterungs- und Tränkelinien entfernt werden. Die Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahme sollte immer kontrolliert werden. Eine optische Beurteilung ist unerlässlich. Eine genauere Überprüfung kann mit Nährbodenplatten durchgeführt werden, die an festgelegten Probenahmestellen aufgedrückt werden. Für Salmonellennachweise gibt es spezielle Tupfer. Maßnahmen und Kontrollen sollen in einem Hygieneplan festgelegt und dokumentiert werden, appellierte Dr. Arnold zum Schluss seines Vortrags an die Tagungsteilnehmer.

Emissionen mindern

Im Hinblick auf die Emissionsminderungsverpflichtungen, die voraussichtlich auf die Tierhalter zukommen, wurden am DLG-Testzentrum in Groß Umstadt vier Abluftreinigungsanlagen getestet. Dr. Volker Siemers, Prüfingenieur Abluftreinigung, stellte auf der Vortragstagung in Bad Hersfeld die Ergebnisse vor. Getestet wurden vier Filtersysteme über eine Messdauer von 480 (Masthähnchen) bzw. 392 Tagen (Legehennen). Verglichen wurden die Parameter Ammoniak, Staub und Geruch.

Ammoniak und Staub konnten um gut 80 % reduziert werden. Am Beispiel einer Hähnchenmastanlage mit 40 000 Plätzen und acht Durchgängen pro Jahr stellte er die Kosten dar: An Betriebskosten kommen pro Tier und Durchgang 0,038 bis 0,048 Euro/Tier auf den Landwirt zu, Gesamtkosten von 0,061 bis 0,067 Euro/Tier und Durchgang oder, auf die Stallnutzfläche bezogen, 7,94 bis 9,54 Euro/m2 und Jahr.

Funktionierende Indoor-Maßnahmen können Abluftreinigungsanlagen ersetzen, wenn nachgewiesen wird, dass mit ihnen die  Ammoniakemissionen um 40 % gemindert werden und am betreffenden Standort eine derartige Minderung ausreichend ist. Dies kann auch für Bestandsanlagen gelten, wenn eine gesetzlich vorgeschriebene Ammoniakminderung (vorgesehen in der TA-Luft) von 40 % gefordert wird. In einem Verbundprojekt werden zurzeit Kombinationen von Indoor-Maßnahmen auf ihre Ammoniakminderungsleistung geprüft. Um eine sichere Aussage treffen zu können ob die Ziele der 40 %-igen Ammoniakminderung erreicht werden sind weitere Untersuchungen nötig, die bis zum Sommer 2018 andauern werden.

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