„Leipziger Schaumtester“ gewinnt IQ Innovationspreis Leipzig
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Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ in Leipzig erhielt den diesjährigen IQ Innovationspreis Leipzig für die Entwicklung eines Test-Sets zur Bestimmung der Schaumneigung von Substraten in Biogasanlagen. Mit dem „Leipziger Schaumtester“ ist es Betreibern von Biogasanlagen nun möglich, innerhalb kurzer Zeit die Schaumentwicklung von Substraten vorauszusagen und damit mögliche Gefahren für ihre Anlagen abzuwenden.
Biogas kommt im Zusammenspiel der Erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle zu, da es flexibel, bedarfsorientiert und vielseitig für die Erzeugung von Strom, Wärme, Kraftstoffen und als Erdgassubstitut eingesetzt werden kann. Eine der häufigsten Betriebsstörungen in Biogasanlagen ist die unkontrollierte Schaumbildung, die durch die verwendeten Substrate auftreten kann. Die Folgen reichen von Wirkungsgradverlusten bis hin zur Beschädigung von Leitungen und Biogasbehältern. Neben dem dadurch erhöhten Sicherheitsrisiko wird zudem der Gasertrag der Anlagen verringert und der wirtschaftliche Gewinn sinkt.
Vorgänge in der Biogasanlage simulieren
In dem vom Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“ finanzierten Projekt „Optgas“ (FKZ: 03KB018C) stellte sich das Team um Prof. Dr. Andreas Zehnsdorf und Dr. Lucie Moeller vom UFZ genau diesem Problem. Drei Jahre lang erforschten sie die Ursachen der Schaumbildung und entwickelten den nun prämierten „Leipziger Schaumtester“. Er besteht aus einer Apparatur mit einer Heizmanschette und einer Testflasche. „In dieser Flasche wird das Gärmaterial aus der Biogasanlage mit dem zu testenden Substrat vermischt. Die Flasche stellt man dann in das Gerät. Ein geregeltes Heizelement sorgt für eine konstante Temperatur während des gesamten Versuches und bereits nach einem halben Tag ist die Schaumentwicklung in der Flasche sichtbar. So können Betreiber vor Ort und zeitnah die Vorgänge in der Biogasanlage anschaulich simulieren, kritische Substrate rechtzeitig erkennen und so zur Sicherheit der Biogasanlage beitragen. Die einfache Bedienung des Testers macht ihn zudem überall und unkompliziert einsetzbar“, so Dr. Moeller.
Der nach Moellers Aussage weltweit erste Schaumtester wird bereits durch die Leipziger Messgerätespezialisten Eismann & Stöbe vertrieben und stößt auch international auf großes Interesse. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis für den „Leipziger Schaumtester“ wurde am 02. Juli 2014 durch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung im Rahmen des Wettbewerbes IQ Innovationspreis Mitteldeutschland überreicht, der jährlich von der Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH veranstaltet wird und damit neuartige sowie marktfähige Produkte, Verfahren und Dienstleistungen zur Steigerung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft in der Region fördert.
Ausführliche Informationen zum „Leipziger Schaumtester“ finden Sie auch in der Messmethodensammlung Biogas, ein Handbuch aus der Schriftenreihe des Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ mit allgemeinen Empfehlungen und Methoden zur Bestimmung von analytischen und prozessbeschreibenden Parametern im Bereich Biogas (ISSN 2192-1806,
Band 7).
Das Förderprogramm
Im Juni 2008 startete das insgesamt 48 Millionen Euro umfassende Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“. Nach fast sechsjähriger Laufzeit werden mit rund 41.6 Millionen Euro 90 Projekte bzw. 225 Einzelprojekte gefördert, die zum Thema Biomasse als Energieträger forschen. Im Fokus stehen insbesondere Forschungs- und Entwicklungsprojekte zur praxistauglichen Weiterentwicklung wettbewerbsfähiger Technologien, insbesondere in den Bereichen Verbrennung, Vergasung und Vergärung von Biomasse. Weitere Forschungsschwerpunkte sind systemflexible Anlagenkonzepte und Produkte für eine nachhaltige und effiziente Erzeugung von Strom und Wärme aus Biomasse, hier vor allem aus biogenen Rest- und Abfallstoffen. Fördermittelempfänger sind klassische Forschungseinrichtungen, aber auch klein- und mittelständische Unternehmen, die die Markteinführung bestimmter Technologien anstreben. Das DBFZ ist für die wissenschaftliche Begleitung des Förderprogramms zuständig. Mit der fachlichen und administrativen Koordination desselben wurde der Projektträger Jülich (PtJ) beauftragt. Vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit initiiert, wird das Programm seit März 2014 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Die Laufzeit ist momentan bis 2015 geplant.
Weitere Informationen
Förderprogramm Energetische Biomassenutzung >> www.energetische-biomassenutzung.de
Projektsteckbrief „Optgas“ >> www.energetische-biomassenutzung.de/optgas
Video zum „Leipziger Schaumtester“, 2:52 min
Messmethodensammlung Biogas
>> www.energetische-biomassenutzung.de/messmethodensammlung_biogas
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