Die Kirschessigfliege knabbert am Umsatz
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„Die Stimmung unter den Erzeugern ist schlecht wie nie, es prasselt von verschiedenen Seiten im Moment einfach zu viel auf sie ein“, sagte der OGM-Vorstandsvorsitzende Wendelin Obrecht. Dass er trotzdem mit Optimismus nach vorne blicke, begründete Obrecht unter anderem damit, „dass der OGM viel tut, damit die Erzeuger die Schwierigkeiten meistern können – Erzeuger in anderen Regionen beneiden uns um unsere Vermarktungsorganisation.“ Er erinnerte an das frühzeitige Votum für den Hagelflieger, die Aktivitäten in Sachen Kirschessigfliege und die Mindestlohn-Kundgebung. „Zusammenstehen scheint mir das Gebot der Stunde zu sein“, sagte er.
Spielregeln einhalten
Obrecht mahnte, die Spielregeln bei der Förderung im Rahmen der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) einzuhalten, insbesondere sei der Verkauf an Wiederverkäufer nicht erlaubt. Alle Jahresabschlüsse der Gremienmitglieder würden 2015 auf satzungskonformes Verhalten hin geprüft, ab 2016 sei dies auch für andere Mitglieder geplant.
Er appellierte an die Betriebe, wenn nötig zu reagieren, beispielsweise mit echten Betriebsteilungen. „Wer nicht sicher ist, soll bei uns nachfragen, so lange sie nicht in einer Behördenprüfung stehen, ist für uns alles heilbar“, so Obrecht. Die Vermarktung an Endkunden sei möglich, der maximale Anteil dabei wurde von 10 auf 20 Prozent angehoben. Das Jahr 2014 bewertete Obrecht im Rückblick als durchwachsenes Jahr. Es wurde 11Prozentmehr Ware bewegt, die Preise befriedigten nur teilweise. Der Umsatz stieg um 4,2 Prozent auf 38,2 Mio. Euro (netto, ohne Verpackung), was Geschäftsführer Michael Roßmann als passabel bezeichnete.
Gut lief es laut Roßmann bei den Erdbeeren, wo 6250 Tonnen eine Rekordmenge bedeuteten. Die Preise lagen für Freilandware bei 2,21 Euro/kg (Vorjahr: 2,01Euro/kg), für die 600 Tonnen Tunnelware wurden im Schnitt 3,49 Euro/kg erzielt, 32 Prozent weniger als 2013.
Beerenernte hat gelitten
Die Strauchbeeren fielen mengenmäßig ab, preislich war es in den meisten Kulturen ein überdurchschnittliches Jahr. Der OGM habe eine marktführende Stellung in Deutschland, die Aussichten seien aber vor dem Hintergrund von Mindestlohn und Kirschessigfliege nicht rosig. „Die nächsten zwei bis drei Jahre werden richtungsweisend sein“, sagte Roßmann. Drei Millionen Euro an Umsatz fehlten dem OGM insgesamt durch die Kirschessigfliege, schätzte Roßmann. Bei Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren waren die Ausfälle durch die Kirschessigfliege erheblich.
Himbeeren erlösten 5,68 Euro/kg, etwas über dem langjährigen Schnitt. Rote Johannisbeeren litten unter der Witterung im Juli, mit 1163 Tonnen war die Menge bescheiden. Mit 2,03 Euro/kg war der Preis etwas besser als im Vorjahr. Auch bei Stachelbeeren war die Vermarktungsmenge mit 210 Tonnen knapp. 3,30 Euro/kg bedeuteten einen neuen Rekorderlös. Bei Brombeeren war die Menge mit 251 Tonnen Tafelware und 64 Tonnen Industrieware höher als im Vorjahr. Die Preise lagen bei der vorherrschenden 125-Gramm-Verpackung auf dem neuen Rekordwert von 8,25 Euro/kg.
Kirschen gab es viele: 3140 Tonnen Brennkirschen, 767 Tonnen Industriekirschen, 1019 Tonnen für die Schokoladen-Industrie und 95 Tonnen Tafelkirschen wurden mit Ausnahme der Tafelkirschen zu befriedigenden Preisen vermarktet.
7745 Tonnen Zwetschgen bedeuteten einen weiteren Rückgang um500 Tonnen gegenüber der schon kleinen Ernte 2013. Der Durchschnittspreis lag nur bei 0,50 Euro/kg. Schon bei den Frühzwetschgen lief es mit einem Durchschnittspreis von 0,61 Euro/kg nicht gut, bei den Spätzwetschgen war die Situation noch schwieriger, so dass nur noch 0,40 Euro/kg erzielt wurden, verbunden mit einem hohen Personalaufwand durch die Qualitätskontrollen. Für die Premiumsorte „Zwetty“ wurden 0,79 Euro/kg erreicht, der OGM hält an der Marke fest.
Die Frühjahrsvermarktung der Äpfel lief zufriedenstellend, aber im Herbst waren die Preise wegen der hohen Ernte und des Russland-Embargos nicht mehr kostendeckend. Mit zwei Eckzahlen verdeutlichte Roßmann die Lage: Obwohl 1500 Tonnen Kernobst mehr abgesetzt wurden, fehlten gegenüber dem Jahr zuvor 2,5 Mio. Euro Umsatz.
Marktgebühr im Schnitt rückläufig
Beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit stand wegen höherer Personalkosten und Rückzahlungen von GMO-Fördermitteln ein Minus von gut 213.000 Euro zu Buche (Vorjahr: 1,12 Mio. Euro). Wegen eines hohen Gewinnvortrages konnte dennoch ein Bilanzgewinn von fast 207.000 Euro bilanziert werden.
Die gestaffelte Marktgebühr lag im Schnitt bei 6,36Prozentgegenüber 6,51Prozentim Jahr zuvor. Der Rückgang sei durch den Strukturwandel bedingt. Im Prüfungsbericht des Genossenschaftsverbandes wurde festgestellt, dass es für den Markt immer schwieriger werde, mit der seit 2001 unveränderten Gebühr auszukommen.
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