Omira setzt auf Stabilität
Am 17. Juni hielt die Omira Oberland-Milchverwertung GmbH ihre Gesellschafterversammlung in Weingarten ab. Die Versammlung war nicht öffentlich, um sich inhaltlich noch intensiver austauschen zu können, hieß es im anschließenden Pressegespräch. "Wir lassen unsere Leute immer in die Karten gucken", unterstrichen Geschäftsführer Ralph Wonnemann und Aufsichtsratschef Erich Härle.
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Zurückhaltend zeigte sich Ralph Wonnemann bei der Markteinschätzung: "Wir glauben, dass es im Laufe des Jahres noch weiter nach unten gehen wird." Durch die Instabilität der Märkte seien derzeit Prognosen extrem schwierig. Entsprechend wartet das Unternehmen mit größeren Investitionsentscheidungen erst einmal die weitere Entwicklung an den Märkten ab. Wonnemann und Härle waren mit dem Verlauf der Versammlung zufrieden. "Die Beschlüsse wurden mit großer Mehrheit gefasst", so Erich Härle. Er sprach von einer offenen, konstruktiven Stimmung, machte aber keinen Hehl daraus, dass die Lage am Milchmarkt den Erzeugern große Sorgen bereitet. Weniger Milchgeld, Steuernachzahlungen, ein hoher Kapitaldienst, Superabgabe, zurzeit kommt einiges zusammen: Ziel der Bauern sei es, die Betriebe möglichst in ein ruhiges Fahrwasser zu bringen.
Gut vorbereitet
Ralph Wonnemann betonte, dass man sich auf das schwierige Jahr 2015 vorbereitet hat. "Wir haben immer gewusst, wir müssen uns darauf vorbereiten", so Wonnemann. Sorge bereiten ihm ein zu hohes Milchaufkommen in der EU und der derzeit schwache Export. Aus China kommen 2015 deutlich weniger Bestellungen an Milchpulver und H-Milch, die Käseausfuhren nach Russland sind nach wie vor gebremst. Sorge bereitet ihm auch, dass das gute Image der Milch in Deutschland gerade kaputtgemacht werde, in dem Studien veröffentlicht werden, nach denen der Milchkonsum schlecht für die Gesundheit sei. Einen Aufschwung am Milchmarkt kann Wonnemann derzeit nicht erkennen. Die Omira plant das Jahr 2015 mit einem Milchpreis von durchschnittlich 30 Cent. Oberstes Ziel sei es, das Unternehmen stabil zu halten und solide zu wirtschaften.
Milchanlieferungen und Kennzahlen
Der Umsatz der Omira liegt im Jahr 2014 bei 609,2 Mio. Euro, rund 30 Mio. Euro weniger als im Vorjahr. Das liegt daran, dass die Anlieferungsmenge deutlich zurückging. Sie lag 2013 noch bei über einer Mrd. kg und ging auf 937 Mio. kg im Jahr 2014 zurück. Für 2015 wird mit 850 Mio. kg gerechnet. Für die zwei Standorte Ravensburg und Neuburg sei das gut so, ein bisschen weniger wäre auch in Ordnung. Wonnemann erinnerte kurz an die letzten Jahre: "Früher haben wir immer mehr Milch eingesammelt, ohne dafür ein Verwertungskonzept zu haben. Als ich ins Unternehmen kam, standen bereits 250 Mio. kg unter Kündigung." Während der Sanierungsphase hatte man lange Zeit die Sorge, dass für das Jahr 2015 nicht einmal mehr 800 Mio. kg Milchmenge bereitstehen könnten. Diese Mengen sind aber unbedingt erforderlich, um die Kapazitäten auszulasten. Die Omira-Gruppe hat aktuell noch 3030 aktive Milcherzeuger (Vorjahr: 3700).
Zufrieden mit dem Ergebnis
Mit dem Rohertrag von 100 Mio. Euro bei einem gleichzeitig guten Milchgeld, zeigte sich Wonnemann sehr zufrieden mit dem Geschäftsjahr 2014. Der Jahresüberschuss 2014 beträgt 3,3 Mio. Euro. "Dieser Jahresüberschuss ist völlig unbelastet", so Wonnemann. Im Vorjahr 2013 hatte man zwar 4,7 Mio. Euro Jahresüberschuss ausgewiesen, allerdings bestand damals noch eine Milchpreislücke aus dem 1. Halbjahr 2013 von 12,5 Mio. Euro. Das Anlagevermögen ging 2014 von 29,8 Mio. Euro auf 26,7 Mio. Euro zurück, was mit der Werkschließung in Rottweil zusammenhängt. Im laufenden Jahr hat man in den ersten vier Monaten ein positives Ergebnis von 1,9 Mio. Euro erwirtschaftet und 31,1 Cent Milchgeld ausbezahlt. Darin enthalten ist eine Rückstellung für die Preisgarantie der Alpenmilcherzeuger.
Eigenkapital steigt wieder an
Das Eigenkapital hat sich auf 48,8 Mio. Euro erhöht (Vorjahr: 41,4 Mio. Euro). Die Eigenkapitalquote von knapp 36 Prozent sei eine solide Basis, mit der man die Verluste aus dem Jahr 2012 wieder weitestgehend wettgemacht habe. Die Bilanzverschuldung wurde weiter runtergefahren auf 2,9 Mio. Euro. Wichtig war Wonnemann, dass man mit einem guten Bankguthaben von 18 Mio Euro ins Jahr 2015 gestartet ist. „Wir wussten von Anfang an, dass 2015 ein schwieriges Jahr wird", so Wonnemann.
Milchgeld über dem Durchschnitt
Im Jahr 2014 bekamen die Milchlieferanten im Schnitt netto 39,79 Cent pro kg ausgezahlt. Der Preis gilt für S-Klasse, zweitägige Abholung, mit Mengenzuschlag und GVO-Zuschlag bei 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß. Darin enthalten ist eine Nachzahlung von 1,0 Cent pro kg für das Jahr 2014. Ebenso enthalten ist ein Zukunftsbonus von 0,5 Cent, der endgültig für die Milchmenge 2015 abgerechnet wird. Ohne den Zukunftsbonus beträgt der Milchpreis 39,29 Cent. Ergänzt um eine zusätzliche Alpenmilch-Nachzahlung an die rund 1000 Omira-Alpenmilcherzeuger errechnet sich sogar eine Gesamtauszahlungsleistung von 40,1 Cent pro kg. Mit dem Milchpreis von 39,79 Cent lag man nach eigenen Angaben um 0,54 Cent über dem Landesschnitt und 1,7 Cent über dem Bundesschnitt.
Preissenkungen - eine harte Entscheidung
Das Absenken des Milchpreises auf 28,1 Cent im Mai 2015 war ein harter Schritt, dem ein intensiver Diskussionsprozess vorausging, erläuterte Wonnemann. Statt salamimäßig den Preis abzusenken, habe man sich entschlossen, die Reduzierung durchzuziehen. "Das haben wir der Ansbacher Genossenschaft angekündigt, bevor diese sich entschlossen hat, sich komplett der Omira anzuschließen", so Wonnemann. Bei der Abstimmung hätten sich 90,7 Prozent der Erzeuger für die Zukunft mit der Omira ausgesprochen, was Wonnemann als Bestätigung der offenen Kommunikationspolitik wertet. Auslöser für die kräftige Absenkung waren die Verluste aus den Frischeverhandlungen mit dem LEH von 5 bis 6 Cent pro kg. Bei einem Drittel der Milch für den Frischebereich mache das unterm Strich eine Preissenkung von 2 Cent erforderlich. Hinzu kämen Rückgänge aus dem Industriegeschäft von einem weiteren Cent. "Wir zahlen aus, was wir erwirtschaften. Und: Wir haben das gemacht, was wir angekündigt haben: Unseren Bauern keine Märchen zu erzählen", so Wonnemann.
Beschlüsse
Verabschiedet wurden u.a. Satzungsänderungen, wie die Einzahlungsvorschriften von Geschäftsguthaben nach der Milchquote. So sei die Höhe der Geschäftsguthaben künftig an die durchschnittliche Milchmenge der letzten drei Jahre gekoppelt. Die Entlohnung des Managements werde künftig erfolgsorientiert sein. Beschlossen wurde auch die Einführung eines Agrarbeirats aus 28 Erzeugern. Erste Aufgabe des Beirats wird sein, ein Konzept zur Nachhaltigkeit für das Unternehmen und für die Betriebe zu erarbeiten, in dem sich alle Erzeuger miteinbringen können. Ziel sei es, die Qualität der Produkte zu erhöhen, was dann letztendlich dem Auszahlungspreis zu Gute kommt. Beraten wird man dabei von der Fachhochschule in Triesdorf. Ein weiterer Punkt in der Arbeit des Unternehmens war das Harmonisieren der Milchlieferverträge.
Industriegeschäft wichtigstes Standbein
Bei der Restrukturierung der 2012 in Schieflage geratenen Omira ist man im Jahr 2014 laut Wonnemann und Härle einen großen Schritt weiter vorangekommen. Beim Produktportfolio habe man Milch aus der "Frische" abgezogen, weil hier die schlechtesten Verwertungen waren. Der Standort Rottweil wurde Ende Oktober 2014 geschlossen. Weiter ausgebaut wurde das Industriegeschäft mit internationalen Top-Kunden wie Mondelez. 2013 wurde das Alpenmilch-Programm aufgelegt mit rund 300 Mio.kg Milch. Das Programm läuft 2015 weiter, konnte aber nicht ausgeweitet werden. Stärken will man künftig die Marken, allen voran die MinusL-Marke. Hier gibt es jetzt auch Fernsehwerbung. Auch die anderen Verwertungen sollen gesteigert werden. So kann sich Wonnemann vorstellen, noch mehr mit der Schokoladen- und Süßwarnindustrie zusammenzuarbeiten. Zurzeit sei es schwierig, sich festzulegen, weil sich die Verwertungen in Deutschland gerade neu zusammenstellen und durcheinander gewirbelt werden. Kapazitäten wurden ausgebaut und es gibt erhebliche Verschiebungen, so dass man sehen muss, wie sich der Markt entwickelt. Fakt ist, dass zwei Drittel der Omira-Milch ins Industriegeschäft gehen - ein Geschäft, in dem Wonnemann weitere Pozenziale erkennt: "Qualität und Standards werden geschätzt. Die Kunden sind bereit, dies auch zu bezahlen", so Wonnemann. In die Käseproduktion möchte man nicht einsteigen. "Da gibt es genug andere, die das machen“, so Wonnemann. Kooperationen und Gespräche mit Nachbarmolkereien möchte man in Ravensburg und Neuburg in jedem Fall weiter pflegen und ausbauen. Wonnemann steht dazu, dass man sich bei der Omira entschlossen hat, die Bioschiene aufzugeben. "Damit haben wir kein Geld verdient. Das passt in unsere Struktur nicht rein", so der Geschäftsführer.
Wahlen und Arbeit im Aufsichtsrat
In der Gesellschafterversammlung wurden der amtierende Aufsichtsrat sowie Geschäftsführer Ralph Wonnemann mit großer Mehrheit entlastet. Wie Härle berichtete, wurde jedes Mitglied einzeln entlastet, schriftlich in geheimer Abstimmung. Turnusgemäß stellten sich Armin Arnegger, Walter Böhmer, Michael Gschwendtner, Ernst Herzog, Robert Müller und Rudolf Ruisinger zur Wiederwahl. Die Gesellschafter bestätigten die Herren mit einer überzeugenden Mehrheit für weitere 4 Jahre im Amt. Zusätzlich wurde Jürgen Schwab, Vorstandsvorsitzender der Bezirksmolkerei Ansbach eG, als neues Mitglied in den Aufsichtsrat berufen. Somit besteht der aktuelle Aufsichtsrat aus 14 Mitgliedern. Das in 2013 geäußerte Ziel Härles, die Arbeit des Aufsichtsrats weiter zu professionalisieren, wurde in 2014 umgesetzt. Alle Mitglieder setzten sich im Rahmen eines Qualifizierungsprogramms mit der Kommunikation im genossenschaftlichen Sektor sowie der Analyse von Jahresabschlüssen von Molkereiunternehmen auseinander. Weitere Veranstaltungen sind bereits geplant.
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