ZG verdoppelt Überschuss
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Im Jahr 2014 ist der Umsatz der ZG Raiffeisen-Gruppe Gruppe im Wesentlichen preisbedingt um 11,4 Prozent auf 1,3 Mrd. Euro zurückgegangen. Das Ergebnis konnte hingegen ausgebaut werden. „Wir befinden uns also auf gutem Kurs“, sagte Vorstandsvorsitzender Dr. Ewald Dr. Glaser auf der jährlichen Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens am 23. Juni 2015 in Karlsruhe.
Aus den Geschäftsbereichen
Das Agrargeschäft mit den Geschäftsbereichen Pflanzliche Produktion, Vermarktung, Tiernahrung und Technik erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Anteil von 45,5 Prozent vom Gesamtumsatz.
Vermarktung
Das Jahr 2014 war von einem späten und trockenen Frühjahr, einem sehr trockenen Juni und einer verregneten Erntekampagne gekennzeichnet. Aufgrund der hohen Schlagkraft bei den Landwirten, aber auch an den Getreideerfassungsstellen der ZG Raiffeisen eG, konnte eine Rekordmenge von 693.000 Tonnen erfasst werden. Aufgrund der wiederum sehr guten Weltgetreideernte gerieten die Notierungen an den Warenterminbörsen unter Druck, was zu schwächeren Erzeugerpreisen führte. Trotz der gestiegenen Erfassungsmenge sank der Umsatz im Geschäftsbereich Vermarktung deshalb preisbedingt um 10,8 Prozent auf 216 Mio. Euro. Dank ausgeklügelter Vermarktungsmodelle konnte die ZG Raiffeisen den Preisrückgang für viele ihrer Mitglieder abfedern.
Pflanzliche Produktion
Im Geschäftsbereich Pflanzliche Produktion ist der Umsatz aufgrund der gesunkenen Düngerpreise um 4,9 Prozent auf 145 Mio. Euro gesunken. Der schwierige Witterungsverlauf stellte sowohl an die Landwirte als auch an das Unternehmen höchste Anforderungen. Nicht nur in der Beratung, sondern auch in der Logistik musste flexibel reagiert werden. Eine Folge des Klimawandels und der Globalisierung des Güterverkehrs seien neue tierische Schädlinge, Pilze, Ungräser und Unkräuter. Vor dem Hintergrund der weiter sinkenden Anzahl von zugelassenen Wirkstoffen ergäben sich beim Pflanzenschutz zunehmend fast unlösbare Probleme. Ein wichtiges Beispiel sei die erstmals im vergangenen Jahr massiv aufgetretene Kirchessigfliege, für deren Bekämpfung es noch keine klare Strategie gebe.
Tiernahrung
Der Geschäftsbereich Tiernahrung konnte trotz rückläufiger Tierzahlen an die positive Entwicklung der Vorjahre anknüpfen. Während der Umsatz preisbedingt um 4,1 Prozent auf 59,1 Mio. Euro zurückging, konnte die Menge um 5,3 Prozent auf 106.000 Tonnen gesteigert werden. Dabei spüre man, dass die Tierhaltung immer stärker in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerate, sagte Dr. Glaser. Aus Sicht der ZG Raiffeisen müsse man in dem enger werdenden Markt für tierische Veredelung, der von einem rückläufigen Fleischkonsum insbesondere bei Schweinefleisch geprägt sei, die bäuerliche Struktur in Baden-Württemberg öffentlichkeitswirksamer herausstellen.
„Wir haben nur mit einer qualitäts- und regional geprägten Strategie eine Chance“, sagte Dr. Glaser. „Nach wie vor sind wir mit unserem eigenständigen und ganz klaren gentechnikfreien Kurs bei Futtermitteln Trendsetter und damit Imageträger für unsere regionalen Lebensmittel. Wir produzieren gesunde Nahrung für gesunde Tiere. Zu dieser Strategie gehört auch der verstärkte Einsatz von in unserer Region erzeugten Sojabohnen. Zusammen mit der Schwarzwaldmilch und anderen mittel-ständischen Verarbeitungsunternehmen arbeiten wir an der Vision, den Obst- und Gemüsegarten Baden auch zu einem Feinkostladen Deutschlands zu machen.“
Technik
Der konsolidierte Umsatz der Beteiligungsunternehmen im Geschäftsbereich Technik sank 2014 um 1,4 Prozent auf 157 Mio. Euro. Mit 38 Werkstätten, in die in den letzten 10 Jahren 8,3 Mio. Euro investiert wurden, biete die ZG Raiffeisen einen flächendeckenden leistungsfähigen Service.
„Nach wie vor investieren wir sehr stark in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter“, erklärte Dr. Glaser. „Der Kampf um gute Köpfe ist härter geworden. Moderne Technik kann nur mit qualifizierten und motivierten Mitarbeitern verkauft und betreut werden.“
Neben dem Agrargeschäft ist das Verbraucher- und Handwerkergeschäft mit den Geschäftsberei-chen Energie, Märkte und Baustoffe und 54,4 Prozent des Gesamtumsatzes die zweite wichtige Säule der ZG Raiffeisen-Gruppe.
ZG Raiffeisen Märkte
Die ZG Raiffeisen Märkte inklusive der elsässischen Betriebe konnten den Umsatz um 2,6 Prozent auf 86,5 Mio. Euro steigern. Man verspüre in diesem Geschäft einen immer härter werdenden Wettbewerb, was im Übrigen für den gesamten deutschen Einzelhandel gelte, sagte Dr. Glaser: „Da der Gesamtmarkt nicht mehr wächst, ist einzelbetriebliches Wachstum nur durch Verdrängung möglich. Offensichtlich liegen wir mit unserem verstärkten Angebot von regionalen Lebensmitteln gut im Trend, denn das anhaltende Wachstum bestätigt dies. Auch in unseren ZG Raiffeisen Märkten setzen wir verstärkt auf gentechnikfreie Produkte, insbesondere auf unsere eigene Eiermarke, die wir zusammen mit 18 Mitgliedsbetrieben kreiert haben. Mit dieser Eigenmarke werden wir ab Herbst in die Offensive gehen.“
Die Planungen für das Logistikzentrum Lahr, das die ZG Raiffeisen zusammen mit der Schweizer Zentralgenossenschaft fenaco baut, konnten 2014 abgeschlossen werden. Am 18. Juni 2015 erfolgte der Spatenstich für den ersten Bauabschnitt mit einem Investitionsvolumen von rund 7 Mio. Euro. Man gehe davon aus, dass der Betrieb Ende des Jahres aufgenommen werden könne. Mit diesem neuen Logistikzentrum sei man in der Lage, zusammen mit anderen europäischen Genossenschaften den Import für die ZG Raiffeisen Märkte im Einkauf zu bündeln und umzuschlagen. Auf 14.000 Quadratmetern, die nach dem ersten Bauabschnitt zur Verfügung stehen werden, sollen 120.000 Paletten pro Jahr ein- und ausgelagert werden.
Energie
Kaum ein anderer Markt ist so stark von politischen Weltgeschehen abhängig wie der Ölmarkt. So lagen die Höchstpreise 2014 bei 120 US-Dollar pro Barrel und stürzten zum Jahresende auf unter 60 US-Dollar pro Barrel ab. In diesem Umfeld brach der Umsatz des Geschäftsbereichs Energie sowohl preis- als auch mengenbedingt um 21 Prozent auf 475 Mio. Euro ein. Während sich der Absatz von Heizöl um 8 Prozent verringerte, konnte die ZG Raiffeisen den Absatz von Diesel um 6 Prozent und den Tankstellenabsatz in ihren 14 Stationen um 5 Prozent steigern. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen gelang es dem Geschäftsbereich Energie, das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr weiter auszubauen.
Im vergangenen Jahr erfolgten im Geschäftsbereich Energie zwei wichtige Weichenstellungen. Das Geschäftsfeld Biodiesel wurde in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Biodieselhersteller Tecosol eingebracht. Das gemeinsame Unternehmen firmiert unter dem Namen Biofuels und hat am 1. Mai 2015 den Betrieb aufgenommen. Außerdem wurde das Geschäftsfeld Holzpellets zusammen mit der Firma German Pellets ebenfalls in ein gemeinsames Unternehmen eingebracht, das unter dem Namen Best Pellets firmiert. Dieses Joint Venture ging am 1. März 2015 an den Markt. Von diesen beiden Unternehmen erwarte man eine Intensivierung der Marktbearbeitung.
Baustoffe
Das Baustoffhandelsgeschäft, das unter dem Dach der Raiffeisen Baucenter GmbH betrieben wird, konnte den Umsatz inklusive unserer Joint-Ventures um 2,4 Prozent auf 162,5 Mio. Euro steigern. Die Umsatzsteigerung ging mit einer deutlichen Ergebnisverbesserung einher, die nicht zuletzt auf die im Jahr 2013 eingeleiteten Umstrukturierungsmaßnahmen zurückzuführen sei, erklärte Dr. Glaser. Ein Höhepunkt im vergangenen Jahr war die Eröffnung des neuen Baucenters in Rastatt, der zu einem Leuchtturm für modernen Baustoff-Fachhandel in der Region geworden sei.
Bilanz der ZG Raiffeisen-Gruppe
Im vergangenen Jahr hat sich die Bilanzsumme der ZG Raiffeisen-Gruppe um 2,4 Prozent auf 445 Mio. Euro verringert. Dabei weist das Anlagevermögen einen Anstieg um 8,2 Mio. Euro auf 160,5 Mio. Euro aus. Der deutliche Anstieg des Anlagevermögens ist auf die starke Investitionspolitik der ZG Raiffeisen-Gruppe zurückzuführen. Rund 23 Mio. Euro wurden in neue Standorte, Informationstechnik, Fuhrpark sowie Betriebs- und Geschäftsausstattung investiert. Wichtige Investitionen waren: die neue Agrar-Niederlassung in Pfullendorf-Krähenried, die neue Getreideerfassung und Trocknungsanlage im Karlsruher Hafen, das neue Raiffeisen Baucenter in Rastatt, das neue Gewächshaus im ZG Raiffeisen Markt Radolfzell und die Getreideerfassung in Mühlhausen-Ehingen.Dem stehen Abschreibungen in Höhe von 13,8 Mio. Euro gegenüber. Somit habe die ZG Raiffeisen-Gruppe auch im vergangenen Jahr ihre Substanz weiter vergrößert.
Einen Rückgang verzeichnete hingegen das Umlaufvermögen, welches um 18,9 Mio. Euro auf 284,3 Mio. Euro gesunken ist. Hier wurde bewusst die Reduzierung insbesondere der Bestände vorange-trieben.
Zur Passivseite
Das Eigenkapital der ZG Raiffeisen-Gruppe erhöhte sich um 10,5 Prozent bzw. 10,4 Mio. Euro auf 109,8 Mio. Euro. Durch diesen Anstieg und den Effekt der verminderten Bilanzsumme erhöhte sich die Eigenkapitalquote um 2,9 Prozentpunkte auf 24,7 Prozent. Der Muttergesellschaft ZG Raiffeisen eG sind im vergangenen Jahr wiederum 182 neue Mitglieder beigetreten. Zum 31. Dezember 2014 zählte die ZG Raiffeisen 3.468 Mitglieder, die Geschäftsguthaben in Höhe von 20,6 Mio. Euro hielten.
Die Rückstellungen sind per Saldo um 4,5 Mio. Euro auf 49,8 Mio. Euro gestiegen. Dabei erhöhte sich die Summe der Rückstellungen für Pensionen im Wesentlichen aufgrund der Zinsentwicklung um 1,8 Mio. Euro, für Steuern um 0,7 Mio. Euro und für sonstige Rückstellungen um 2,1 Mio. Euro. Diese Veränderung resultierte hauptsächlich aus Rückstellungen für Getreidenachzahlungen aufgrund treuhänderischer Vermarktung. Der Posten Verbindlichkeiten ging um 25,4 Mio. Euro zurück. Davon entfällt der Löwenanteil auf verringerte Bankverbindlichkeiten.
Gewinn- und Verlustrechnung
Der Jahresüberschuss der ZG Raiffeisen-Gruppe konnte von 2,9 Mio. Euro auf 6,0 Mio. Euro gestei-gert werden. Als Ursache hierfür nannte Dr. Glaser zum einen das trotz niedrigerem Umsatz bessere Rohergebnis und zum anderen ein besseres Zinsergebnis. Bei der Würdigung des Ergebnisses sei zu berücksichtigen, dass die Zuführung zu Pensionsrückstellungen aufgrund des gefallenen Zinsniveaus um 800.000 Euro höher ausgefallen ist als im Vorjahr. Im Jahresüberschuss ist zudem bereits eine Warenrückvergütung in Höhe von 490.000 Euro verarbeitet.
Der ausgewiesene Gewinn erlaubt es, wie in den Vorjahren eine 4-prozentige Dividende sowie die Zinsen auf das von den Mitgliedern zur Verfügung gestellte Genussrechtskapital auszuschütten. Zu-sammen ergeben die Warenrückvergütung, die Dividende (820.000 Euro) und die Zinsen auf das Ge-nussrechtskapital (522.000 Euro) einen Betrag von 1,8 Mio. Euro (Vorjahr 1,7 Mio. Euro), der an die Mitglieder ausgeschüttet wird.
Das Jahr 2015
In den ersten vier Monaten des Jahres 2015 ist der Umsatz der ZG Raiffeisen-Gruppe preisbedingt nochmals um 4 Prozent auf 391,6 Mio. Euro gefallen. Der Umsatzrückgang sei im Wesentlichen auf die gesunkenen Getreidepreise zurückzuführen. Erfahrungsgemäß werde der Geschäftsverlauf in der zweiten Jahreshälfte durch die neue Ernte geprägt. Die Getreide- und Maisbestände haben im Vergleich zum Vorjahr keinen Vegetationsrückstand, sind jedoch in Nordbaden und auf den leichten Böden in der Rheinebene durch Trockenheit geschwächt. Insbesondere die kleine Hitzewelle in der ersten Juniwoche hat beim Weizen, der sich gerade in der Kornfüllungsphase befand, Ertrag gekostet. „Nach dem derzeitigen Wissensstand gehen wir von einer schwachen Durchschnittsernte aus, die allerdings eine Woche später als im Vorjahr einsetzen wird“, sagte Dr. Glaser.
Im Mittelpunkt der Unternehmensaktivitäten in den verbleibenden sechs Monaten des Jahres steht für den Vorstand die vollständige Realisierung der verabschiedeten Investitionen: Ein zentrales Düngerlager im Kehler Hafen, die neue Siloanlage im Karlsruher Hafen, die Erweiterung des Logistikzentrums für ZG Raiffeisen Märkte in Kehl um ein automatisiertes Behälterlager, die Fertigstellung des ersten Bauabschnittes des neuen Logistikzentrums in Lahr, der Neubau des Agrartechnik-Zentrums in Walldürn, der Neubau der Agrartechnik-Werkstatt Sommerau, der Neubau der Agrartechnik-Werkstatt Riedhausen, die Eröffnung eines neuen ZG Raiffeisen Marktes in Waldshut-Tiengen.
Über die ZG Raiffeisen
Die ZG Raiffeisen-Gruppe mit Hauptsitz in Karlsruhe ist als Handels- und Dienstleistungsunternehmen in Baden, im Elsass und in Lothringen tätig. Die rund 1900 Mitarbeiter der Genossenschaft betreiben mehr als 30 Technik-Werkstätten, 70 Raiffeisen Märkte, 40 Raiffeisen Baucenter sowie über 20 Energie- und 70 Agrar-Niederlassungen.
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