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Braunvieh-Zuchtwerte April

Bullen-Karussell dreht sich kräftig

Mit der Einführung des neuen Gesamtzuchtwertes und einiger Veränderungen in der Zuchtwertschätzung hat es die Top-Liste der Braunviehbullen deutlich durcheinander gebracht. Mit der stärkeren Gewichtung von Milch im Gesamtzuchtwert kommen die heimischen Bullen, die schon seit längerem etwas mehr auf Milchmenge selektiert wurden gut zurecht. Gleichzeitig werden deutlich negative Beziehungen von Fruchtbarkeit und Eutergesundheit zur Milchleistung angenommen, sowie die Sicherheiten der genomischen Zuchtwerte reduziert.
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Die Vassli-Tochter Romanze von Norbert King aus sny vertrat die RBW auf der Jungzüchterschau in Buchloe.
Die Vassli-Tochter Romanze von Norbert King aus sny vertrat die RBW auf der Jungzüchterschau in Buchloe.RBW
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Bedingt durch die Vielzahl an Modelländerungen, kommt es zu erheblichen Veränderungen in der Top-Liste. Die größten Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Spitze haben die Neugestaltung des Gesamtzuchtwertes, die neuen genetischen Beziehungen der Merkmale zueinander und die Veränderung der Sicherheiten. Zudem wurden bei den Gesundheitszuchtwerten nun auch Diagnosedaten aus Bayern verwendet, eine veränderte Zuchtwertschätzung für Fruchtbarkeit eingeführt, im Zuchtwert für Kalbeverlauf die Trächtigkeitsdauer berücksichtigt und ein Zuchtwert für Aufzuchtverluste eingeführt.

Der Gesamtzuchtwert der Rasse Braunvieh setzt sich nun aus einem Gewicht von 50 Prozent auf Milchleistung, fünf Prozent auf Fleisch und 45 Prozent auf die Fitnessmerkmale zusammen. Die Milchbestandteile wurden in Anlehnung an bestehende Auszahlungssysteme von 1:10 (Fett: Eiweiß) auf 1:1,34 verengt und gleichzeitig ein zusätzliches Gewicht auf die Eiweißprozente gesetzt, um die Eiweißrasse Braunvieh zu betonen. Damit erhöht sich der Druck auf die Leistungsbestandteile insgesamt.

Bei den Fitnessmerkmalen besteht das Hauptgewicht auf Nutzungsdauer (zwölf Prozent), Fruchtbarkeit (15 Prozent) und Eutergesundheit (zehn Prozent). Persistenz, weiblicher Kalbeverlauf und der Vitalitätswert erhalten mit drei Prozent, einem Prozent und vier Prozent untergeordnete Bedeutung. Melkbarkeit findet sich im Gesamtzuchtwert nicht mehr wieder, wird aber durch die positive genetische Beziehung mit der Leistung auch weiterhin positiv beeinflußt und als Selektionshilfe ausgewiesen. Das Gewicht auf Fruchtbarkeit wird nun mit 15 Prozent fast verdoppelt, weist allerdings nur eine Erblichkeit von 2,5 Prozent aus.

Großen Effekt auf die Gesamtzuchtwerte haben die neuen genetischen Beziehungen. So wurde ermittelt, dass die Nutzungsdauer, Eutergesundheit und Fruchtbarkeit mit den Leistungsmerkmalen stark in negativer Beziehung stehen (minus 0,25, minus 0,40, minus 0,25), das heißt hochleistende Bullen werden es schwer haben, auf einen hohen Gesamtzuchtwert zu kommen, der Milchwert wird wieder etwas mehr an Bedeutung gewinnen, sofern man auf ausreichende Leistung achten will.

Neben den genannten Änderungen bringt die Neuberechnung der Sicherheiten eine gewisse Durchmischung der Top-Liste. Modellbedingt waren die Sicherheiten und damit die Streuungen der stark abweichenden Bullen überschätzt. Die neu verwendete Indexmethode reduziert nun die sehr hohen Gesamtzuchtwerte, was bei Bullen mit einem Zuchtwert von 135 zu einer Stauchung von durchschnittlich sieben Punkten führt, bei einem durchschnittlichen Zuchtwert von 130 werden die Zuchtwerte um zirka sechs Punkte gestaucht.

Somit haben nur noch 28 Bullen Zuchtwerte von über 130, 117 Bullen befinden sich in der Spanne von GZW 125 bis 130. Gleichzeitig werden vor allem Bullen mit geringerer Sicherheit stärker gestaucht, so dass wieder mehr nachkommen-geprüfte Bullen in der Top-Liste sind. Seit langem finden sich wieder Altbullen unter den Top fünf. Vier der besten fünf haben Nachkommenergebnisse. Mit Vassli und Husold sind zwei davon in RBW-Besitz. Die Sicherheiten der genomischen Bullen mit genomischen Ahnen, die inzwischen die Mehrzahl der Braunviehjungbullen ausmachen, reduzieren sich um zwei bis vier Prozentpunkte und pendeln sich zum Teil bei 60 Prozent Sicherheit ein. Ein deutliches Zeichen dafür, dass es wichtig ist, ausreichend Abwechslung im Einsatz von genomischen Bullen einzubauen, um das Risiko zu streuen.

Neue Spitzenreiter im Anmarsch

Auch wenn die Liste inzwischen vom nachkommengeprüften Bullen Vanpari angeführt wird, liegt das Augenmmerk der Top-Liste klar auf den hohen genomischen Bullen. Vor allem die Vanpari-Söhne wie Varasty, Vanpay und Vaju profitieren von der guten Lage ihres Vaters und können sich alle drei unter den besten 20 Bullen behaupten. Neu steigen zudem einige Söhne von Vintage ein. Einer der interessantesten ist sichertlich Vito. Mit einem GZW von 130 kann er neben seiner sehr hohen Leistung von 1000 Kilogramm Milch auf ein starkes Exterieur mit sehr gutem Euter bauen.

Vito ist mit Vintage aus Payboy aus Huray aus Ellection sehr interessant gezogen, seine Urgroßmutter konnte als 100.000 Kilogramm-Kuh auf der RBW-Schau 2016 gezeigt werden. Er wurde von Josef Bentele in Grünkraut gezogen. Als weiterer Vintage-Sohn kommt der Bulle Vineboy, der von Dieter Zollikofer in Seibranz gezüchtet wurde. Er geht ebenfalls auf Payboy und Huray zurück und verspricht eine gute Entwicklungsfähigkeit bei sehr guten Fundamenten, hoher Milchmenge und guter Nutzungsdauer.

Als dritter Vintage-Sohn ist der aus Vigor gezogenene Vintor im Einsatz, der als Halbbruder von Vavigo sehr korrektes Exterieur und gute funktionale Merkmale hinterläßt. Insgesamt besitzt Vintage sechs Söhne unter den Top-50. Unter den besten 25 der Rasse befinden sich die Bullen Auranto und Pet. Auranto bleibt einer der höchsten Anibal-Söhne weltweit. Als neue Bullen laufen die ersten Söhne von Verdi an. Hier fällt Verity auf, der aus Payssli gezogen auf eine sehr sichere Kuhfamilie von Werner Frey in Rot an der Rot zurückgeht. Er wird große stilvolle Nachkommen hinterlassen, die sich auf besten Fundamenten bewegen und sehr gute Euter zeigen.

Als Bullenväter waren bereits die Feuerstein-Söhne Fireplay und Figo im Einsatz. Fireplay ist über Payssli auf Pronto gezogen und verspricht ideal platzierte Euter mit bester Strichform und Stellung, bei über 900 Kilogramm Milch. Figo geht auf die Kuhfamilie von Starbuck-Fiesta zurück und verspricht noch mehr Chic im Euter bei einer Gesamteuternote von 122 und 758 Kilogramm Milch. Hurasto ist der erste im Einsatz befindliche Hupays-Sohn (Huxoy*Payssli), der auf Easton zurückgeht und von Markus und Josef Heine, Oberessendorf gezüchtet wurde. Er verspricht eine gute körperliche Vererbung bei sehr hoher Milchmenge (plus 1206 Kilogramm) und positiven Fitnessmerkmalen. Damit sind wieder viele neue genomische Bullen im Einsatz, die es ermöglichen, eine breite und sehr hochwertige Streuung vorzunehmen.

Nachkommengeprüfte Bullen mit Potenzial

Bei den geprüften Vererbern wird die Liste von Vanpari angeführt. Vassli kann sich mit weiteren Töchtern, 539 sind aktuell in der Zuchtwertschätzung, deutlich verbessern und steigt auf Platz drei der Gesamtliste auf. Nach seiner Nachzuchtpräsentation in Buchloe erfreut er sich auch großer internationaler Nachfrage. Sein höchster Sohn Vavigo befindet sich mit einem GZW von 129 unter den besten 50 der Rasse.

Erste Leitungszahlen zeigen auch die späten Huray Söhne Husold und Hulk. Husold läuft nun mit einem Gesamtzuchtwert von 136 auf Platz fünf der Gesamtliste an. Auch er verspricht sehr viel Milch (plus 1310 Kilogramm). Hulk kann inzwischen mit mehr als 200 Töchtern in Milch seinen genomischen Zuchtwert bestätigen, er läßt feinzellige Töchter erwarten, die sehr gute, drüsige Euter besitzen. Auch wenn der Umdreher etwas weiter hinten sitzt, besitzen die Töchter eine feste Lende und eine gute Beckenlage.

Huretvei bestätigt sich bei einem GZW von 127. Puck war als Prejula-Sohn bereits im breiten Einsatz und kann sich mit nun mit einem GZW von 131 sehr gut bestätigen. Aufgrund seiner Blutführung und seiner korrekten Eutervererbung war er ein leicht einzusetzender Bulle, auf die Fundamentqualität ist bei der Paarung zu achten. Nachdem Julau mit seiner Tochter Alpengirl den Grand Champion auf der RBW-Schau 2016 stellen konnte, wird auch dieser Outcrossbulle wieder stärker gefragt. Er bringt sehr gut ansitzende Euter mit gutem Euterboden und idealer Strichlänge und -dicke.

Damit wird das Spektrum der nachkommengeprüften Bullen wieder breiter aufgestellt, allerdings sind von den meisten dieser Bullen bereits Töchter in den Herden, so dass auf Söhne und Enkel ausgewichen werden kann. Zudem sind die nun hoch anlaufenden Huray-Söhne nur dann von Interesse, wenn sie mütterlicherseits alternativ gezogen sind, so wie Husold oder Hulk.
 

 

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