Mit „FungiDetect“ dem Pilzbefall auf der Spur
Milde Winter und ein lange gemäßigtes Frühjahr führen in Weizen oft zu „Gelbrostjahren“ mit hohen Ertragseinbußen. Damit könnte bald Schluss sein. „Den Pilzbefall in einem sehr frühen Stadium zu erkennen, ermöglicht uns mit minimaler Aufwandmenge eine sehr effiziente Behandlung durchzuführen, ohne dass es zu Ertragseinbußen kommt“, sagte Prof. Dr. Cornelia Weltzien am Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB). Dort startete Ende Juni 2016 das auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt „Sensorgestützte Online-Detektion von Krankheiten im Getreide – FungiDetect“. Vor dem Hintergrund gesuchter „Innovationen in der Agrartechnik zur Steigerung der Ressourceneffizienz“ widmen sich die Experten der frühzeitigen Entdeckung des Gelbrostes in Winterweizen.
- Veröffentlicht am
Die optischen Sensoren erkennen den Pilz selbst nicht. Vielmehr bilden insgesamt drei Sensoren die Rückstrahlung ausgesendeten Lichts in einem Spektralbogen ab. Die Anwesenheit des Gelbrostes markiert ein Farbspektrum zwischen orange und zitronengelb. Dazu wird ein nach unten ausfahrbarer Bodensensor am Traktor angebracht, der unterhalb der obersten Blätter drei Etagen des Nutzpflanzenspektrums erfasst. Die Spektralkamera am Traktor und eine weitere an einem Oktokopter für den großen Überblick runden das Bild von Boden- und Pflanzenunterschieden ab. Im Idealfall zeigt das Gesamtbild abzüglich Boden-, Witterungs- oder Ausbringungsverhältnisse Indizien für einen Gelbrostbefall.
Dr. Michael Schirrmann vom ATB formuliert das erwartete Ergebnis vorsichtig. Bislang sind nur Sensoren für die Biomasse marktreif. Andere Sensoren an der Schnittstelle zwischen biologischem und technischem System sind noch nicht so weit. Zu viele Faktoren können Fehlinterpretationen hervorrufen. Mehr wissen die Wissenschaftler am ATB erst in drei Jahren, wenn das Projekt endet.
Die Sensortechnik ist der Schlüssel für Precision Farming und „Landwirtschaft 4.0“. Die Sensortechnik hinkt den Erwartungen zwar noch etwas hinterher, so Schirrmann. Dennoch darf die folgende technische Vision entworfen werden: Die Feldspritze ist mit mehreren Tanks unterschiedlicher Mittel wie Herbizide oder Fungizide ausgerüstet. Mehrere Düsen versprühen die Mittel, und zwar genau dort, wo es teil- und anwendungsspezifisch notwendig ist. Bis heute kennen die Düsen nur die Spritzeneinstellungen „Null“ und „100“. GPS-gesteuert könnte bei Bedarf quadratmeterweise auch nur ein Drittel einer Dosierung ausgebracht werden. Eine entsprechende Feldspritze gibt es tatsächlich. Sie ist im ATB für die Versuche im Einsatz. „FungiDetect“ ist ein weiterer Schritt in diese Richtung.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützt das Projekt, bei dem auch zwei Partner aus der Wirtschaft teilnehmen, mit 1,1 Millionen Euro.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.