Tierwohl-Label für Schweine kommen nur schwer in Tritt
Ob es das Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes, das Hofglück-Programm von Edeka Südwest, die Branchen-Initiative Tierwohl, die Ökolabel von Neuland, Bioland und Demeter oder neuerdings das Staatliche Tierwohllabel des Bundesagrarministeriums (BMLE) ist: Zwar wächst die Zahl der Label für Schweinebetriebe, in der Praxis stagniert der Zuwachs an Betrieben jedoch gehörig, machte Hansjörg Schrade vom Bildungs- und Wissenszentrum für Schweinehaltung und Schweinezucht (LSZ) Boxberg am Dienstag dieser Woche auf einer Fachtagung des Landesarbeitskreises Fütterung (LAF) in Erbach-Dellmensingen (Alb-Donau-Kreis) deutlich.
- Veröffentlicht am

„Derzeit ist keines der Label für mehr Tierschutz in der Schweinehaltung am Markt erfolgreich, auch wenn das Hofglück-Programm von Edeka Südwest inzwischen enormen Aufwind genommen hat,“ erläuterte der Haltungsexperte den gut 50 Besuchern der Infoveranstaltung. Gerade mal ein Prozent der Ferkelerzeuger und Mäster setzen die entsprechenden Label-Kriterien im Moment um. 99 Prozent der deutschen Schweinehaltung findet nach wie vor auf konventionellen Betrieben mit den Mindeststandards für Tierschutz (Tierschutz-Nutztierhaltungs-verordnung) statt.
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Ziel der EU-Strategie für den Schutz und das Wohlbefinden von Tieren sei es, die Zahl der Label-Betriebe langfristig auf 20 Prozent anzuheben, erläuterte Schrade. Das entspreche dem gesellschaftlichen Bedürfnis nach mehr Tierschutz und mehr Tierwohl. Und ist bisweilen fragwürdig. Denn häufig ende dieses Bedürfnis nach mehr Tierwohl und Tierschutz an der Ladentheke, wenn es ans Bezahlen des Qualitätsfleisches oder der Premiumwurst gehe. Denn dort, so Schrade, entscheide sich noch immer eine Mehrheit der Verbraucher für die preisgünstigen Erzeugnisse.
Umso wichtiger sei es, Schweinehaltern mit Förderprogrammen wie dem AFP und dem baden-württembergischen Landesprogramm FAKT finanziell unter die Arme zu greifen, die den Schritt in ein Tierwohl-/Tierschutzlabel wagten. Denn der Lebensmitteleinzelhandel gleiche die Mehrkosten für das so erzeugte Schweinefleisch nicht voll aus, stellte Schrade klar.
Die vielen, teils äußerst emotional geführten Diskussionen über mehr Tierwohl, Tierschutz und eine GVO-freie Fütterung der Tiere verunsichert derweil Erzeuger und Vermarkter. „Die Landwirte wissen nicht, wohin sie sich mit ihren Betrieben orientieren sollen. Die Planungssicherheit für Um- und Neubauten fehlt völlig“, kritisierte Schrade.
Viel Schweinefleisch wird ins Ausland verkauft
Hinzu komme, dass das Staatliche Tierwohllabel des Bundes bis dato unfertig sei und über seinen Start nur spekuliert werden könne. Zudem wird die Labelproduktion nach Ansicht des LSZ-Leiters durch die anhaltend starke Exportorientierung bei Schweinefleisch geschwächt. Bis jetzt geht ein Drittel der geschlachteten Tiere ins Ausland. „Die Exporteure sind dabei nicht bereit, die Mehrkosten für höhere Standards bei Label-Schweinen zu bezahlen“, erläuterte Schrade.
Konventionell oder auf neuen Wegen
Wie es weiter gehen wird? Schrade zeichnete drei mögliche Szenarien für die Schweinefleischerzeugung im Land auf:
- Ein Teil der Betriebe will weiterhin im Wettbewerb bestehen.
- Ein Teil der Betriebe will künftig alternative Vermarktungswege gehen. Die
regionale Schweinefleischerzeugung wird sich demzufolge neu ausrichten.
- Ein Teil der Betriebe gibt die Schweinehaltung auf.
Inititative Tierwohl: Zukunft bis 2020 gesichert
Zeitplan für den neuen Zeitraum 2018 bis 2020
Kontrollvorbereitung – Was ist zu beachten?
Das staatliche Tierwohllabel: Kriterien und Anforderungen
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.