Wenn die Sauen zum Eber laufen
Für die Gruppenhaltung tragender Sauen haben sich inzwischen einige praktikable Haltungssysteme sowohl für dynamische als auch stabile Gruppen etabliert. Aktuell wird von Ferkelerzeugern diskutiert, welche Haltungssysteme im Deckzentrum tatsächlich möglich sind und welche gesetzlichen Rahmenbedingungen auf sie als Sauenhalter zukommen.
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Hierbei sind die drei folgenden Szenarien vorstellbar:
Die weitreichendste Anforderung in der nationalen Rechtssetzung könnte dem grundsätzlichen Ziel entsprechen, alle Kastenstandvariationen im Deckzentrum zu untersagen. Das könnte ebenfalls das Verbot von Selbstfang-Fressliegebuchten beinhalten (keine Fixierung der Sauen mehr, zu keiner Zeit außerhalb des Abferkelbereiches).
Eine ebenfalls diskutierte Variante ist eine kurzeitige Fixierung von maximal einer Stunde am Tag während der Besamung.
Eine kurzzeitige Fixierung über die kritische Rauschephase und Besamung bliebe erlaubt. Dabei müssten allerdings die Abmessungen von Kastenständen genau definiert werden. Beim möglichen Szenario eins bleibt die Frage offen, wie ein solches Haltungssystem aussehen kann.
Ausweichen schützt vor Ärger
Empfohlen werden für Gruppenhaltungen von Sauen während der Deckzeit mehr als vier Quadratmeter und ein dauernd zugänglicher Auslauf für die Sauen. Dies würde für vorhandene Ställe in Deutschland allerdings eine Halbierung der verfügbaren Plätze bedeuten, wobei Ausläufe durch die derzeitigen Vorgaben für Emissionen in vielen Regionen gar nicht möglich sind. Zudem muss zur erfolgreichen Stimulation und Besamung ein Eberkontakt stattfinden.
Hier gibt es die Möglichkeit, wie bisher üblich, den Eber zu den Sauen zu bringen über einen Ebergang oder ein Ebertaxi. Eine neue Variante wäre ein Haltungssystem zu planen, bei dem die Sauen zum Eber geführt werden. Besonders für größere Sauengruppen müssen Lösungen gefunden werden, die Sauen einzeln beziehungsweise in kleinen Untergruppen in Ruhe zu besamen.
Gezielter Eberkontakt
Mit dem zweiten Szenario kann wie bisher die Besamung im Kastenstand stattfinden, so dass der Eber zu den Sauen geführt wird. Dennoch bleibt auch hier die kritische Phase mit Unruhe und Aufreiten der Sauen während der Brunst ein Thema. Das könnte dazu führen, dass, wie oben benannt, deutlich mehr Platz angeboten werden muss, damit die Sauen einander ausweichen können. Das wird besonders für kleinere Betriebe und kleinere Sauengruppen nur schwer umzusetzen zu sein.
Eine zeitnahe Umsetzung des dritten Szenarios mit einer kurzzeitigen Fixierung während der Rausche und Deckzeit stellt eine Herausforderung an das Raum- und Funktionsprogramm dar. Bei einer dynamischen Wartehaltung und ausreichend Plätzen, wäre eine Umstallung der belegten Sauen in die Wartehaltung denkbar. Genauso wäre es möglich, das Deckzentrum gruppenhaltungsgeeignet umzubauen. Hier könnten Selbstfang-Fressliegebuchten eingebaut werden, in denen die Sauen fixiert werden können und die den Tieren darüberhinaus einen Schutzraum bieten
An der LSZ Boxberg wird die Gruppenhaltung im Deckzentrum vor und nach dem Belegen seit zehn Jahren als gängiges Produktionsverfahren praktiziert. Das wurde zuvor in der Planung des Stalles berücksichtigt und zwei Abteile für zwei Sauengruppen im Drei-Wochen-Rhythmus mit einer vierwöchigen Säugezeit gebaut. Im ersten Abteil wurde eine Drei-Flächenbucht mit Selbstfang-Fressliegebuchten installiert. Das zweite Abteil wurde als Zwei-Flächenbucht mit hydraulisch kippbaren Fressständen konzipiert.
Fixiert bis zum Brunstende
Die Saugferkel werden regelmäßig am Donnerstag abgesetzt. Die Sauen kommen zur Gruppenbildung einen Tag in eine Arena, um Rangordnungskämpfe zu klären. Danach kommen sie freitags in das Deckzentrum und werden, um Verletzungen durch Aufreiten und Unruhe in der Gruppe vorzubeugen, ab Sonntagmorgen bis zur abgeschlossenen Belegung und dem Abklingen der Brunstsymptome fixiert. Interne Tests, die Sauen während der Rausche in der Zwei-Flächenbucht später zu fixieren, lösten vermehrte Verletzungen bei den Sauen aus.
Abhilfe schaffte schließlich ein Umbau. Skizziert wurde hierfür eine Gruppenhaltung mit acht Sauen pro Bucht, denen zirka vier Quadratmeter pro Sau zur Verfügung stehen. Wandständig wurde eine planbefestigte Liegefläche mit 1,3 Quadratmeter pro Sau vorgesehen. In der Kleingruppe sollte es weiterhin möglich sein, die Sauen mit gezieltem Eberkontakt zu stimulieren. Das Vorführen des Ebers zur Rauschestimulation ist dabei ohne Betreten der Sauenbucht möglich. Außerdem sollen die Sauen von einer Person belegt werden können.
Aufgestallt in Konditionsgruppen
Durch den gezielten Eberkontakt soll gewährleistet werden, dass die Sauen in einer Bucht gleichzeitig stimuliert und besamt werden können. Besamt werden die Sauen dabei in einer Bucht inmitten des Abteils. Damit wird an der LSZ ein neues Konzept verfolgt, in dem die Sauen zum Eber kommen und nicht der Eber wie ansonsten üblich zu den Sauen. Gefüttert werden die Sauen über einen Quertrog mit Fressplatzteilern. Das setzt voraus, dass die Sauen in Konditionsgruppen zuvor aufgestallt worden sind. Seit März diesen Jahres werden die Sauen in dem umgebauten Deckzentrum der LSZ auf diese Weise besamt.
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