Mit den Aufgaben gewachsen
„Wir müssen mehr darauf hinweisen, dass Landtechnik verbindet und Spaß macht“, sagte Rolf Zobel, Vorsitzender des Landesverbandes der Maschinenringe in Baden-Württemberg (LVMR) zu Beginn der Mitgliederversammlung am 2. Oktober. Auf den Tag genau 50 Jahre zuvor wurde der Landesverband 1969 gegründet. Das runde Jubiläum feierte der LVMR aus diesem Anlass im Reithaus in Ludwigsburg.
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Nach dem Jahresbericht 2018 von Geschäftsführer Dr. Hansjörg Weber verzeichnen die 28 Maschinenringe im Land trotz fortschreitendem Strukturwandel einen stetigen Mitgliederzuwachs. 2018 zählten die Maschinenringe 28 371 Mitglieder (plus 86), wovon 25.167 land- und forstwirtschaftliche Betriebe bewirtschaften. Deren Anteil an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche erreicht 67 Prozent, ihre durchschnittliche Betriebsgröße 38,7 ha.
Stabile Umsatzzahlen
Den Gesamtverrechnungswert (Umsatz) der Maschinenringe (MR) von rund 142 Mio. Euro bezeichnete Weber als stabil (minus 0,1 Prozent). Leichte Zuwächse (1,1 und zwei Prozent) konnten mit fast 29 Mio. Euro die überbetriebliche Maschinenverwendung (ÜMV) und mit 18,6 Mio. Euro die Betriebs- und Haushaltshilfe erzielen. In diesem imageträchtigen Bereich sind landesweit 583 Einsatzkräfte mit nahezu 600.000 Stunden beschäftigt. Weiterhin rückläufig sind die Einsätze für die landwirtschaftliche Sozialversicherung, während es für jene in städtischen Haushalten eine leichte Zunahme gibt. In der ÜMV sei mit 16174 aktiven Mitgliedern eine gute Quote erreicht. Reine Auftragnehmer sind es 7715, die im Durchschnitt mit ihren Maschinen 3800 Euro im Jahr hinzuverdienen und zugleich ihre Fixkosten senken.
Kommunalservice-Umsatz vom Wetter abhängig
Einen leichten Einbruch hatten Landschaftspflege und Kommunalservice um minus 7,7 Prozent auf rund 30 Mio. Euro, was Weber auf den milden Winter zurückführte. Langfristig sei der Bereich weiter steigend. Die 1930 Auftragnehmer verdeutlichen die anhaltende Tendenz zur Professionalisierung dieses Sektors. Zu den 4715 Auftraggebern zählen 328 Städte und Gemeinden im Land.
Die einst starke Bauhilfe erzielte einen Jahresumsatz von rund 491.000 Euro (minus 2,9 Prozent). Mit 5,6 Mio. Euro war der Rückgang beim Einsatz von Saisonarbeitskräften sehr stark (22,7 Prozent). Eine Folge der schwierigen Übereinstimmung mit dem geänderten Arbeitnehmerüberlassungsgesetz und des Problems, überhaupt Saisonarbeitskräfte zu finden, sagte Weber. 446 Betriebe wurden mit 863 Saisonarbeitskräften bedient.
Den kräftigsten Rückgang um 41,1 Prozent auf rund vier Mio. Euro in der Arbeitnehmerüberlassung an gewerbliche Betriebe erklärt Weber mit Turbulenzen in einem Maschinenring, der in diesem Bereich sehr stark ist und dessen Zahlen nicht vorgelegen haben. Weber bewertete diesen Teilbereich mit 250 betreuten Unternehmen deshalb nach wie vor als stabil.
Ein deutliches Plus von 16,7 Prozent auf rund 44,1 Mio. Euro gab es bei den Vermittlungsgeschäften und dem Handel. Einigermaßen stabil sind die Geschäfte mit erneuerbaren Energien verlaufen mit 8,3 Mio. Euro Umsatz (minus 1,7 Prozent). Die Vereinsarbeit der Ringe in der Beratung, Weiterbildung und bei Erholungsreisen zeigt sich stabil mit 1,8 Mio. Euro und eine Plus von 3,4 Prozent.
Die klassischen MR-Bereiche spiegeln somit ihren Anteil am Gesamtverrechnungswert wider: 32 Prozent entfallen auf die ÜMV, 21 Prozent auf die Betriebs- und Haushaltshilfe und 33 Prozent auf Landschaftspflege und den Kommunalservice.
Zufrieden zeigte sich der LVMR-Geschäftsführer mit den Preisverhandlungen für den Betriebshilfsdienst 2019 mit den nichtlandwirtschaftlichen Kassen, bei denen Zuwächse von mehr als drei Prozent erreicht werden konnten. Sorgenkind bleibt die Entlohnung landwirtschaftlicher Aushilfskräfte, weil die Preise hier im Vergleich zu anderen Kassen nach wie vor unbefriedigend sind. Um dem Bereich eine Zukunftsperspektive zu eröffnen, arbeitet der Vorstand derzeit an neuen Strategien. Neu angepasst für den Zeitraum 2019 bis 2020 wurden die Maschinenverrechnungssätze und die dazugehörige App angepasst.
Neue Betätigungsfelder zum Nutzen der Mitglieder
An dem von der EU und dem Land geförderten Forschungsprojekt „MR digital – überbetrieblicher Einsatz informationsgestützter Landtechnik, das der Landesverband ins Leben gerufen hat und koordiniert, beteiligen sich eine Reihe von Maschinenringen. Das Projekt dient der Förderung von teurer Technik zum Smart-Farming für kleinere Betriebe. Hierzu sollen auch amtliche Geodaten bereitgestellt werden.
Verlängert werden die sehr guten Konditionen der Mietschlepper mit dem aktuellen Partner der Firma Claas Württemberg, von denen 2018 13 neu hinzugekommen sind (16 auslaufend). Im Jahr 2019 wurden neun neue Schlepper angemietet. Zeitlich unbegrenzt läuft die MR-Rabatt-Aktion mit Tebbe-Streuern. Als Versicherungsmakler agiert seit 2010 die Maschinenring-Versicherungs-Vermittlung Baden-Württemberg (MRVV), die beim Personal 2020 auf sechs Außendienstler aufstocken wird. Laut Dr. Weber wächst deren Geschäft stetig mit derzeit rund 1300 Kunden und knapp 5000 Verträgen.
Zwölf Maschinenringen beteiligen sich mit einer Anschubfinanzierung am Projekt Fachkraft für Arbeitssicherheit (MR FASI). Zwei Mitarbeiter wurden für das „neue Kind der Maschinenringe“ eingestellt und ausgebildet. Das Projekt startet ab Januar 2020.
Der Landesverband-Jahresabschluss 2018 mit einer Bilanzsumme von 397.052 Euro und einem Jahresüberschuss von 22.817 Euro wurde von der Mitgliederversammlung einstimmig genehmigt. Ohne Gegenstimmen erteilte sie Vorstand und Geschäftsführung Entlastung für das Geschäftsjahr 2018. In der Nachwahl zum erweiterten Vorstand wurde der Geschäftsführer des MR Ortenau, Manfred Bannwarth, bis zur nächsten regulären Wahl 2020 in das Gremium gewählt.
Im Schulterschluss gegen das Volksbegehren
Sehr gut findet Vorsitzender Zobel den Beschluss des Badischen Imkerverbandes, das Volksbegehren „Rettet die Biene“ in der vorliegenden Form abzulehnen. Dies zeige den hohen Aufklärungsbedarf gegenüber der Bevölkerung. Deshalb unterstützt der Landesverband offiziell die Aktionen der Bauernverbände im Land gegen das Volksbegehren. Um zu diesem Thema aktiv Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, haben sich sechs Ringe aus dem nördlichen Landesbereich zusammengetan, berichtet Steffen Weippert, Geschäftsführer des MR Hohenlohekreis. Sein Kollege Hubert Hengge vom MR Tettnang stellte die Initiative Bodensee-Bauern.de vor, in der junge Bäuerinnen und Bauern im Internet und mit großer Resonanz in allen Kanälen der sozialen Medien „von unten nach oben“ für den Erhalt der Biene und die regionale Produktion ohne das Volksbegehren werben.
Die schwerwiegenden Folgen des vorgelegten Gesetzentwurfs für die Landwirtschaft erläuterte der Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV) Werner Räpple. Er bezeichnete das Volksbegehren als „gut gemeint, aber schlecht gemacht“. Im Bemühen um umsetzbare Lösungen für den Artenschutz, die auch den Landwirten Entwicklungsperspektiven bieten, stellte der Vizepräsident des Landesbauernverbandes (LBV), Klaus Mugele, den aktuell im Landtag eingereichten Volksantrag „Gemeinsam unsere Umwelt schützen“ vor. 40.000 Unterschriften sind erforderlich, damit sich das Landesparlament mit dem Volksantrag befasst, der auf die Initiative von BLHV, LBV, Badischem Weinbauverband, dem Landesverband Erwerbsobstbau (LVEO) und zahlreichen weiteren Unterstützern zurückgeht.
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