Ein weiterer Schritt in Richtung Normalität
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Wie die beiden OOMV-Vertreter gegenüber BWagrar berichten, waren die Beilegung des Rechtsstreites mit der Lactalis-Gruppe und die Umsetzung der Kapitalherabsetzung von ehemals 25 Mio. Euro auf heute nur noch 25.000 Euro die zentralen Themen im Geschäftsjahr 2019. Unterm Strich ergibt sich bei der OOMV 2019 ein Bilanzgewinn von rund 2 Mio. Euro. Der Umsatz ging im Jahr 2019 auf 214,4 Mio. Euro deutlich zurück, 2018 lag er noch 261,1 Mio. Euro. Das Eigenkapital der OOMV geht planmäßig ebenfalls nach und nach zurück. Ende 2019 lag es aber immer noch bei 7,7 Mio. Euro (Vorjahr: 21 Mio. Euro). Für die Gesellschafter war das eine gute Nachricht. Denn mit diesem Geld bleiben die Geschäftsanteile der Eigner nach wie vor voll gedeckt.
Stammkapital gesichert
Damit ist das Schreckensszenario des Kapitalverlustes, das viele beim Verkauf der Omira im Jahr 2016 an die Wand gemalt hatten, nicht eingetreten. Im Gegenteil: Mit einer Ausschüttung an die Milcherzeuger von 11 Mio. Euro konnte man Ende 2019 deren Geschäftsanteile in einer ersten Tranche bereits zu 56 Prozent zurückbezahlen. Das Zurückführen der restlichen Anteile von 44 Prozent (7,1 Mio. Euro) wäre theoretisch mit den 7,7 Mio. Euro Eigenkapital jederzeit möglich, betonen Härle und Kostanzer. Ob und wann die weitere Auszahlung erfolgt, entscheiden die Gesellschafter, heißt es. Auf der diesjährigen Versammlung jedenfalls war man sich laut Härle einig, dass in diesem Punkt keine Eile geboten ist. „Die Gesellschafter wollten Klarheit, dass ihre Anteile zu über 100 Prozent gedeckt sind. Dies können wir zusichern“, so Härle, der sich gemeinsam mit dem Aufsichtsratschef erleichtert zeigt. „Keiner von uns hätte dafür die Hand ist Feuer legen können“, so die beiden mit Blick auf die zurückliegenden Jahre. War es doch lange Zeit eine Zitterpartie, ob die Kapitalerhaltung überhaupt zu schaffen ist. So mussten einige Gesellschafter ihre Beteiligungen an der Omira bereits abschreiben, weil wegen des Rechtsstreits mit Lactalis, bei dem es um 23 Mio. Euro ging, die Wirtschaftsprüfer bilanztechnisch schon damit gerechnet haben, dass das Geld verloren gehen könnte. Nach Beilegung des Rechtsstreits jedoch und nachdem klar wurde, dass das Kapital zu 100 Prozent gedeckt ist, sei auch die Werthaltigkeit der Beteiligung wieder im vollen Umfang hergestellt worden.
Der Milchpreis passt
Bei der OOMV gab es laut Härle 2019 abgesehen vom normalen Strukturwandel keine Kündigungen mehr. Genaue Zahlen wollte er keine nennen, bestätigte aber, dass Ende 2018 im Zuge der damaligen Kündigungswelle von 2016 viele Betriebe die OOMV verlassen haben, was auch den deutlichen Umsatzrückgang 2019 erklärt. Absolut zufrieden zeigten sich Härle und Kostanzer mit dem Milchauszahlungspreis. Laut Geschäftsbericht zahlte die Omira Oberland 35,47 Cent pro kg netto bei 4,2 Prozent aus (ohne Nachzahlung). Mit der Nachzahlung von netto 0,87 Cent sind es rund 36,3 Cent (siehe auch BWagrar/Ausgabe 29, S.6.). Das ein ist überdurchschnittlicher Preis, mit dem die Omira im AMI-Vergleich laut Härle deutschlandweit auf Platz 11 landete im Jahr 2018 beziehungsweise auf Platz 15 im Jahr 2019. Für Härle stellt dieser leichte Rückgang vom 11. auf den 15. Platz keine Verschlechterung dar, seien doch die Preisunterschiede unter den Top-Auszahlern 2019 extrem gering gewesen. „Wir sind da in der Spitze weiter mit dabei“, so Härle.
Bereinigung der Anteile
Wie das Eigenkapital ist auch das Vermögen der OOMV im Jahr 2019 weiter geschrumpft von 49,7 Mio. Euro im Jahr 2018 auf rund 29,7 Mio. Euro in Jahr 2019. Der Grund für den Rückgang um rund 20 Mio. Euro waren in erster Linie die Auflösung des Treuhandkontos und die Ausschüttungen. Zu den Ausschüttungen gehörten nicht allein die 11 Mio. Euro für die Geschäftsanteile, sondern auch sämtliche Überbeteiligungen („Tilgung der Überzahler“ in Höhe von rund 5 Mio. Euro). Bei diesen „Überzahlern“ handelt es sich um Betriebe, die schon seit Jahren keine Milch mehr erzeugen, aber ihre Mitgliedschaft nicht gekündigt hatten. Größter Posten war hier die Anpassung der Genossenschaften an ihre Beteiligung an der OOMV. Einige Genossenschaften hatten Erzeuger verloren, ohne gleichzeitig ihre Anteile an die OOMV anzupassen. Diese Strukturen habe man 2019 korrigiert, geordnet und auf den neuesten Stand gebracht. „Wir haben alles sauber angepasst“, so Härle. Soll heißen, dass die Milchmenge nun zur Beteiligung passt. Aktuell liegt die Milchmenge bei rund 580 Mio. kg Milch, die von rund 1600 Erzeugern in Baden-Württemberg und Bayern geliefert wird.
Die operativen Jahreskosten für die Geschäftstätigkeit der OOMV lag 2019 noch bei rund 600.000 Euro. „Zu hoch. Hier müssen wir noch deutlich besser werden“, geben sich Härle und Konstanzer selbstkritisch und Härle ergänzt: „480.000 Euro sind unser Ziel.“ Denn das sei die Summe, die die OOMV fürs Milchgeschäft von Lactalis erhält. An Rückstellungen wurden 2019 von der OOMV 1,8 Mio. Euro gebildet. Härle bezeichnet das als reine Vorsichtsmaßnahme, für alles was künftig noch auf die OOMV zukommen könnte – ein Betrag, der vom Wirtschaftsprüfer genehmigt wurde.
Ausblick und Wahlen
Derzeit stünden bei der OOMV die Verlängerung der Alpenmilchverträge (300 Mio. kg Milch) zum Jahresende 2020 auf der Agenda. Was dabei herauskommen könnte, wollten die beiden wegen der laufenden Gespräche nicht kommentieren. Gesucht würden derzeit weitere Milcherzeuger, wenn sie im Erfassungsgebiet der OOMV liegen.
Bei den turnusmäßigen Wahlen wurde Martin-Ulrich Messner, Trossingen, neu in den Aufsichtsrat gewählt. Er übernimmt das Amt vom bisherigen Aufsichtsrat Ernst-Martin Bilger, Sulz. Wiedergewählt in den Aufsichtsrat wurden Harald Zolg, Gottmadingen; Konrad Kling, Bad Wurzach und Ewald Kostanzer, Bisingen. In der anschließenden Aufsichtsratssitzung wurden der Vorsitzende Ewald Kostanzer und der stellvertretende Vorsitzende, Konrad Kling, wiedergewählt.
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