Studie zeigt: Betriebe haben Potenzial
Wie nachhaltig wird die Milch auf Deutschlands Betrieben erzeugt? Das QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch gibt darauf nun erste Antworten. In einem 2017 gestarteten dreijährigen Pilotprojekt wurden hierfür Daten von rund 7500 Milcherzeugern zu nachhaltigkeitsrelevanten Themen erhoben, ausgewertet sowie Weiterentwicklungen angestoßen.
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Projektpartner des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Innovationsprojektes waren das Thünen-Institut für Betriebswirtschaft, QM-Milch e.V. und das Projektbüro Land und Markt. Aktiv am Nachhaltigkeitsmodul Milch teilgenommen haben 26 Molkereien aus Deutschland und eine Milcherzeugergemeinschaft. Der Landeskontroll-verband Nordrhein-Westfalen hatte die Entwicklung einer speziell für das Modul angelegten Datenbank übernommen. Das Pilotvorhaben endet in diesem Sommer. Es wird im Anschluss durch ein ebenfalls dreijähriges Folgeprojekt fortgesetzt.
Austausch zwischen Molkereien und Erzeugern
Die Ergebnisse der Pilotphase zeigten nun, so die Initiatoren der Studie, dass die Betriebe im Hinblick auf Nachhaltigkeit mehr Stärken aufwiesen als häufig angenommen. Bei einigen Kriterien gebe es allerdings Optimierungsbedarf. Erhoben wurden Daten zu 84 Kriterien aus den Bereichen Ökonomie, Ökologie, Soziales und Tierwohl. Die Rückmeldungen zu den Ergebnissen an die Landwirte erfolgten in Form eines einzelbetrieblichen Benchmarks, das einen Vergleich mit Berufskollegen der jeweiligen Molkerei ermöglichte. Darüber hinaus erhielten die teilnehmenden Molkereien im Laufe der Pilotphase 54 Berichte mit anonym dargestellten Gesamtergebnissen der Nachhaltigkeitsbefragung ihrer Erzeuger. Viele der Molkereien hätten inzwischen damit begonnen, die Ergebnisse mit den Landwirten zu reflektieren. Ziele sowie Maßnahmen für Weiterentwicklungen zu ausgewählten Themen seien hierbei vereinbart worden.
Wie sehen die Ergebnisse der Pilotphase aus? Hier ein kleiner Einblick: Trotz der überwiegenden Teilnahme von Milcherzeugern aus den nördlichen und westlichen Bundesländern erlaubten die Ergebnisse Rückschlüsse zu den Stärken und Herausforderungen der deutschen Milcherzeugung. Es zeigte sich, dass die Milcherzeuger mit einer guten Ausbildung punkteten. Mehr als ein Drittel haben höhere Abschlüsse - vom Meister bis zum Hochschulabschluss. Über die Hälfte der Milcherzeuger nutzten Fortbildungen und Beratungen. Mit einem Anteil von 93 Prozent wird der Großteil der Milchkühe in Laufställen gehalten. Kuhkomforteinrichtungen für mehr Tierwohl seien weit verbreitet. Eine regelmäßige Klauenpflege ist fester Bestandteil in vielen Betrieben.
Im ökonomischen Bereich gaben 54 Prozent der Milcherzeuger an, auch in zehn Jahren noch Milchproduktion zu betreiben; 27 Prozent wollen jedoch austeigen. Damit verbunden sei, dass über die Hälfte der Betriebe mit der wirtschaftlichen Situation nicht zufrieden ist. Nachholbedarf gebe es bei einigen Landwirten beispielsweise im Bereich des Risikomanagements. Vor dem Hintergrund volatiler Preise und extremer Wetterereignisse werde dieser Bereich künftig jedoch immer wichtiger. Nachdenklich sollte die Aussage stimmen, dass fast jede fünfte Betriebsleitung die eigene Arbeitsbelastung als dauerhaft sehr hoch und dabei oft auch über das persönliche Limit einschätzt.
Trotz des hohen Zeitaufwandes in der Milchproduktion engagierten sich 67 Prozent der Betriebe ehrenamtlich, womit Betriebsleiterfamilien zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in ländlichen Regionen beitrügen. Unter ökologischen Gesichtspunkten sei positiv hervorzuheben, dass Landschafts-elemente, ökologisch wertvolle Flächen und extensives Grünland auf den Flächen der befragten Betriebe stärker verbreitet sind als erwartet (Flächenanteil drei Prozent). Optimierungsbedarf gebe es beim Nährstoff- und Güllemanagement, zum Beispiel hinsichtlich der Kenntnisse über die Nährstoffgehalte der Gülle.
Positiv sei, dass jeder zweite Milcherzeuger „grüne Energie“, insbesondere Solarenergie, erzeugt. „Wir haben uns als QM-Milch e.V. für die Erarbeitung und Umsetzung des QM-Nachhaltigkeitsmoduls vor einigen Jahren bewusst entschieden“, betont Bernhard Krüsken, Vorstandvorsitzender des QM-Milch e.V. „Damit wollen wir als Milcherzeuger zeigen, dass wir uns längst auf den Weg gemacht haben, Entwicklungen anzugehen. Dabei können wir enorme Stärken vorweisen, wie die Ergebnisse zeigen. Mit dem Nachhaltigkeitsmodul haben wir ein zusätzliches Monitoring-Instrument, mit dem das hohe Niveau in der Milcherzeugung gegenüber den Abnehmern im Markt sowie gegenüber der Gesellschaft dargestellt werden kann. Wichtig ist es, die Wertschätzung dafür zu erhöhen und einen angemessenen Preis für hochwertige und nachhaltig produzierte Produkte zu erzielen“, so Krüsken.
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