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DBV-Fachforum: Tierwohl in der Theke

Fleischeinkauf mit gutem Gewissen

Die deutsche Veredlungswirtschaft muss sich in Sachen Tierwohl nicht verstecken. Die im Jahr 2015 gestartete Initiative Tierwohl (ITW) hat sich erfolgreich entwickelt und mit rund 25 Prozent der in Deutschland erzeugten Mastschweine eine große Marktdurchdringung erreicht. Nun blicken die Beteiligten aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Handel gespannt auf die dritte Phase der Initiative Tierwohl, die ab 1. Juli 2021 die sogenannte Nämlichkeit der Ware im Bereich Schwein beinhaltet. Beim DBV-Fachforum „Tierwohl in der Theke“ tauschten sich Branchenvertreter über ihre Erwartungen aus.

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Hubertus Beringmeier, Vorsitzender des DBV-Fachausschusses Schwein und Präsident des westfälisch-lippischen Bauernverbandes, ist stolz auf die Entwicklungen in der Branche. Mit der Initiative Tierwohl habe man es dank der Zusage des Lebensmitteleinzelhandels geschafft, mehr Tierschutz zu verwirklichen, ohne die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirte zu beeinträchtigen. Der Schweinemäster ist selbst seit der ersten Phase ITW-Teilnehmer. Beringmeier weiß aber auch, dass die Veränderungen weitergehen werden. Die Landwirtschaft nehme die Wünsche der Gesellschaft sehr ernst und zeige eine hohe Bereitschaft, mehr Tierwohl umzusetzen, sagte er. Im Gegenzug erwarteten die Tierhalter jedoch, dass ihre Leistungen bezahlt werden. Letztendlich habe die Tierhaltung in Deutschland nur eine Zukunft, wenn die Landwirte anständig entlohnt würden. „Am Ende muss die Kasse stimmen“, betonte Beringmeier. Nur dann könnten junge Menschen in der Landwirtschaft gehalten werden.

Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel wissen, dass ihre Vermarktungskonzepte an der Fleischtheke an dem Fortbestand landwirtschaftlicher Betriebe hängen. „Wir begrüßen jeden Sauenstall, der erhalten bleibt“, sagte Martin Müller, Geschäftsführer der Müller-Gruppe in Ulm. Ferkel aus deutscher Produktion seien ein wichtiger Faktor für das Schlachtunternehmen. Die Schwarz-Gruppe hat die Sorge um den heimischen Rohstoff veranlasst, zusätzlich 50 Millionen Euro für die Initiative Tierwohl zur Verfügung zu stellen. Wie Benjamin Steeb, Mitglied der Lidl-Geschäftsleitung, im Rahmen des Fachforums erklärte, sollen mit dem Geld Schweinehalter unterstützt werden, in der nächsten Programmphase mitzumachen. Das Unternehmen wolle sicherstellen, dass ab 1. Juli 2021 auch genügend Tiere aus der Produktionsstufe zwei vorhanden sind. Steeb erwartet spannende Monate und nennt die Umstellung auf Nämlichkeit beim Schweinefrischfleisch ein „Mammutprojekt“. Gleichzeitig setzt der Vertreter des Lebenseinzelhandels große Hoffnungen in die neue Kennzeichnung. „Wir machen einen gigantischen Schritt nach vorne in der Wahrnehmung der Verbraucher“, glaubt Steeb. Die ITW-Ausweisung gebe dem Verbraucher ein gutes Gewissen beim Fleischeinkauf. Das Siegel garantiere ihm, dass er ein Produkt aus deutscher Herkunft, das nach festgelegten, nachprüfbaren Kriterien erzeugt wurde, mit nach Hause nimmt. Steeb ist zuversichtlich, dass Schweinefleisch mit der Etikettierung, ähnlich wie beim Geflügelfleisch, wieder an Attraktivität gewinnt.

Die immer wieder aufkommende Kritik, dass die Initiative Tierwohl nicht weit genug gehe, weist der Geschäftsführer der Initiative, Dr. Alexander Hinrichs, gelassen zurück. Die ITW sei kein Label, sondern ein Branchenansatz, der sich im permanenten Spagat, die gesellschaftlichen Wünsche auch bezahlt zu bekommen, schrittweise weiterentwickle. „Unser Weg ist Evolution nicht Revolution“, stellt er klar. Für die ITW spreche die breite Marktdurchdringung. Er habe deshalb auch nicht das Gefühl, dass sich die ITW gegen andere Programme behaupten müsse. Gleichwohl wünscht sich Hinrichs, dass die ITW-Teilnehmer sowohl in das staatliche Tierwohlkennzeichen als auch in die Ergebnisse der Borchert-Kommission eingebunden werden. Dazu hätten schon viele Gespräche stattgefunden, die Diskussion sei allerdings noch nicht am Ende. „Der Prozess wird uns weiterbeschäftigen“, erklärt er.

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