Danke für 100 Jahre Milchwerke Schwaben
Es ist 100 Jahre her, als sich im Frühjahr 1922 im Ulmer Wirtshaus „Zitronenbaum“ 53 Milchhändler trafen und eine Molkereigenossenschaft gründeten: Die heutige Milchwerke Schwaben eG. Zum Auftakt ihrer diesjährigen Jubiläums-Kampagne hat die Molkerei am 7. Juli zum offiziellen Festakt nach Neu-Ulm eingeladen.
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„Am Anfang steht die Milch, um die sich alles dreht. Heute wie vor 100 Jahren“, meinte Joachim Keller, der Vorstandsvorsitzende der Milchwerke Schwaben, bei der Begrüßung. In seiner Laudatio vor Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verbänden sowie den ehemaligen und amtierenden Führungskräften, den Vorstands-, Aufsichtsrats- und Beiratsmitglieder der Genossenschaft erinnerte Keller daran, dass Milch und Milchprodukte schon im 19. Jahrhundert zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln gehörten.
Blick in die Geschichte
Medizinisch wurde der Milch bereits damals eine heilsame Wirkung nachgesagt, allerdings nur, wenn sie rein und unverdünnt war. So wurden laut Polizeibericht im Jahr 1891 die Milchhändler und Bauern vor den Toren der Stadt Ulm von der Ortspolizei abgepasst und zu einer Prüfstelle geleitet. Dort wurde deren Milch auf Reinheit überprüft und siehe da: Es bestätigte sich der Verdacht, dass Milchverfälscher unter den Händlern sind. Fünf Prozent der untersuchten Milch war gestreckt mit Wasser oder es waren Zusatzstoffe beigemischt. Das bedeutete auch: Mit Milch war gutes Geld zu verdienen. Sie wurde später auch auf dem Schwarzmarkt gehandelt, als begehrtes Tauschmittel benutzt und nicht von ungefähr als weißes Gold bezeichnet. Heute kann man sich diese Zeit nicht mehr vorstellen. Die 1500 Liter Milch, die ein Durchschnittsbetrieb pro Tag erzeugt, ließen sich unmöglich an sieben Tagen die Woche 365 Tage im Jahr auf einem Wochenmarkt verkaufen. Diese Menge, die Auflagen, die Hygienevorschriften: Das wäre undenkbar, so Keller. Da war es im Februar 1922 ein zukunftsweisender Gedanke, dass Milchhändler die Ulmer Milchhändler-Genossenschaft gründeten - der Grundstein der Milchwerke Schwaben.
Modernes Milchwerk
Heute sind es zwei hauptamtliche Geschäftsführer und Landwirte, die das Unternehmen leiten. „Ich bin sehr dankbar und mir der Verantwortung bewusst, dass unsere Mitglieder und Mitarbeiter mir das Vertrauen ausgesprochen haben und den Rückhalt geben, die Milchwerke Schwaben zu leiten“, so Keller. Am Standort in Schwaighofen in der Reuttierstraße in Neu-Ulm befindet sich das Unternehmen seit Mitte der 60er-Jahre. Von da an gehörten Butter von Hand verpacken, Milchflaschen von Hand einsortieren, Käse händisch formen und vieles mehr der Vergangenheit an. Vielmehr entstand hier eines der modernsten Milchwerke Deutschlands, an dem heute die gesamte Milch aus dem Einzugsgebiet (430 Mio. kg) zu Butter, Joghurt, Käse und Dessert sowie Pulver verarbeitet werden. Die Werke Erolzheim, Ummendorf und Geislingen wurden nach und nach aufgegeben.
Käserei-Neubau zahlt sich aus
"2013 setzten wir einen weiteren Meilenstein mit dem Neubau der Käserei. Damit können auch in Zukunft weitere Milchmengen verarbeitet werden", so Keller bei seinem Streifzug durch die Geschichte. Keller betonte, dass gerade auch die beiden vergangenen Jahre coronabedingt besonders herausfordernd waren und der Druck auf das Unternehmen wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine weiterhin hoch ist. Dies liegt an den explodierenden Energiekosten sowie Beschaffungs- und Logistikproblemen.
Der Blick nach vorne
"Tierhalter werden mit immer höher werdenden Auflagen überzogen und sollen die Weltbevölkerung zum Nulltarif satt machen": Das werde laut Keller nicht funktionieren. Er hofft, dass die Milchwerke Schwaben auch die nächsten 100 Jahre noch Milch zu hochwertigen Lebensmitteln verarbeiten und rief in Erinnerung, dass die Ernährungssicherung keine Selbstverständlichkeit ist: „Hunger ist die stärkste Waffe. Wir leben Genossenschaft. Schulter an Schulter. Ehrenamt und Hauptamt“, freute sich Keller und bedankte sich unter großem Applaus bei allen Anwesenden. Sein Dank gilt der Stadt, den Ämtern und Verbänden, den Landfrauen sowie allen Zulieferern, Abnehmern, Transportunternehmern, Handwerkern und Anlagenbauern für die Jahre lange gute Zusammenarbeit. „Wir alle haben dieselben Ziele und einen gemeinsamen Weg. „Danke für Ihr Vertrauen und Ihre Treue“, so Keller.
Vorstellung der Festschrift
Begleitet wurde der Festakt am 7. Juli sowie der sich am Wochenende anschließende Familientag unter der Federführung des langjährigen Geschäftsführers und Ehrenvorstands Jakob Ramm. Ramm ist Initiator der Festschrift mit dem Titel „100 Jahre Leidenschaft für Milch“, die von dem Autor Dr. Max Schlenker von der Mannheimer Agentur H&C Stader GmbH vorgestellt wurde. Schlenker versuchte in seiner Rede, den Markenkern der Molkerei herauszuarbeiten. Ihmzufolge gebe es hierzu sehr viele Geschichten zu erzählen, mit all den wegweisenden Umbrüchen und jede Menge Veränderungen. Bestimmte Werte und Prinzipien hätten sich jedoch bis heute nicht verändert, so Schlenker. Und genau diese seien es, die den besonderen Charakter des Unternehmens ausmachten. Dazu zählten zum Beispiel Sicherheit, Stabilität und Kontinuität sowie viele einzigartige Details.
Gründung in einer schwierigen Zeit
Vor 100 Jahren gab es die Inflation schlechthin in Deutschland. Als sie 1923 in einer Hyperinflation endete, kostete der Liter Milch 6,8 Millionen Mark – ein Ausmaß, das sich mit der Inflation heute nicht annähernd vergleichen lässt. Entsprechend dieser Rahmenbedingungen damals war es extrem schwierig, die Grundversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Es herrschte Zwangswirtschaft. Die Milchhändler standen damals bereit, nach Aufhebung der Zwangswirtschaft sich zusammenzuschließen und die Aufgabe der Ernährungssicherung zu übernehmen, was nicht nur wirtschaftlich, sondern eben auch stark politisch motiviert war. Bis Ende der 1930er-Jahre verschwinden die Milchhändler aus der Genossenschaft und werden durch Landwirte ersetzt. Im Nationalsozialismus wird dann die gesamte Landwirtschaft dem Reichsnährstand gleichgeschaltet - Preise und Mengen werden diktiert. Ab 1946 kommen viele kleine Genossenschaften zu den Milchwerken hinzu, die ersten Konzentrationsprozesse beginnen.
Gründung der Marke Weideglück
Aus heutiger Sicht besonders interessant war die Gründung der Marke Weideglück, wie Schlenker berichtete. Im April 1973 erfolgte nämlich der wirtschaftliche Zusammenschluss zwischen den Milchwerke Schwaben und der Omira in Ravensburg unter dem Namen Milchunion-Oberschwaben-Allgäu (MOA) mit weiterhin zwei Standorten und der gemeinsamen Marke „OMIRA-Allgäufrisch“. Die Marke war ein Erfolg, der Umsatz wuchs. Als aber die Omira im Februar 1977 die Zusammenarbeit kündigte, hatten die Milchwerke Schwaben ein echtes Problem. Denn sie standen ohne Marke da. In der Chronik heißt es wörtlich: „Und so sitzen Georg Schumacher (der damalige Geschäftsführer) und Josef Tilkorn (Verkaufsleiter) also bei ihrem Patentanwalt vor den Scherben dieser unschönen „Scheidung“: Der wertvolle Markenname OMIRA-Allgäufrisch, den sie in fünf Jahren mühsam aufgebaut und vermarktet hatten, bleibt den Ravensburgern.“ "Für uns war das ein regelrechter Schock. Wir haben uns dann gleich gesagt: Wir müssen OMIRA-Allgäufrisch sofort vergessen", erinnert sich der 93-jährige Tilkorn heute. Danach begann eine deutschlandweite Suche nach einem neuen Markenname. Gefunden wurde ein norddeutsches Unternehmen, dass den Namen für einen geringen Betrag verkaufen wollte. Am 1. Oktober 1979 ging Weideglück an den Markt.
Lange Liste an Gratulanten
Glückwünsche überbrachte die Oberbürgermeisterin der Stadt Neu-Ulm Katrin Albsteiger. Sie lobte die große Kontinuität und die Innovationsfähigkeit des Unternehmens mit den bekannten und leckeren Markenprodukten und einem über die vielen Jahre so erfolgreichen Geschäftsmodell. „Wir sind stolz, so ein Unternehmen in der Stadt zu haben“, so Albsteiger. Wie wichtig Lebensmittel für die Menschen sind, werde einem gerade in diesen Tagen wieder vor Augen geführt.
Für die Stadt Ulm gratulierte Marius Pawlak, Leiter der Zentralstelle bei der Stadt. Er hob hervor, dass sich das Genossenschaftsmodell bei den Milchwerke Schwaben besonders gut bewährt hat.
„Beim bestehenden Strukturwandel in der deutschen Milchwirtschaft schaffen nicht viele Unternehmen die 100 Jahre“, lobte Eckhard Heuser vom Milchindustrieverband (MIV). Die 2013 neu gebaute Käserei sei ein gutes Beispiel, wie Unternehmen erfolgreich weiterentwickelt werden können. Für die kommenden Monate warnte Heuser vor einer Energie- und Gas-Krise und der weiteren Inflation. „Wir alle freuen uns gerade über die guten Milchpreise, aber so eine Party kann schnell vorbei sein“, meinte Heuser und appellierte an die Politik vorausschauend zu handeln.
Für den Bauernverband gratulierte Gerhard Glaser, langjähriger LBV-Vizepräsident, auch im Namen von Präsident Joachim Rukwied, dessen Grüße er überbrachte. Glaser erinnerte daran, dass die Situation für die Menschen vor 100 Jahren eine völlig andere war als heute. „Wir geben heute unser Geld zu circa 75 Prozent für Dinge aus, die es damals noch gar nicht gab“, meinte Glaser mit Blick auf Reisen, Urlaube oder Luxuskonsum. Glaser hob die Leistungen der Landwirte gerade auch in Sachen Tierwohl hervor. Hochwertige Milch sei nach wie vor die Basis zur Herstellung von Markenprodukten. Es sei falsch, so Glaser, die Kuh zum Klimakiller zu erklären, wie dies teilweise von Umwelt- und Naturschutzgruppen versucht werde. Das Gegenteil sei der Fall. Acht Milliarden Menschen müssten demnächst auf der Erde ernährt werden, betonte Glaser. Und die Milchwerke Schwaben würden hier Großes leisten und ihren Teil dazu beitragen. „Sie haben nicht nur den richtigen Standort und die richtigen Bäuerinnen und Bauern, sondern auch das besondere Talent, im Unternehmen die richtigen Leute an der richtigen Stelle einzusetzen“, befand Glaser und zeigte sich dankbar und zuversichtlich: „Wer 100 Jahre so gut geschafft hat, braucht sich für die nächsten 100 Jahre keine all zu großen Sorgen machen.“
Kampagne gestartet
Zum 100-jährigen Firmenjubiläum hat das Unternehmen unter dem Motto #100Jahremiteinander eine umfangreiche Jubiläums-Kampagne gestartet, um dem Genossenschaftsgedanken Rechnung zu tragen und sich bei allen an diesem Erfolg beteiligten Menschen zu bedanken. „Noch immer sind wir eine Molkereigenossenschaft, bei der die Mitglieder die Eigentümer sind und über die Geschicke des Betriebs bestimmen – das ist unsere DNA. Ich denke, die Tatsache, dass wir in diesem Jahr 100-jähriges Jubiläum feiern können, hat viel mit der Herkunft und Mentalität unserer Genossenschaftsmitglieder zu tun, der Leidenschaft für die Erzeugung erstklassischer Milcherzeugnisse und etwas gemeinsam schaffen zu wollen“, betont Karl Laible, Geschäftsführer bei den Milchwerke Schwaben.
#100Jahremiteinander: Das Jubiläums-Gewinnspiel
Im Mittelpunkt der Maßnahmen am POS steht ein Jubiläums-Gewinnspiel, bei dem es attraktive E-Bikes zu gewinnen gibt. Um teilzunehmen, müssen im Aktionszeitraum fünf Weideglück-Produkte gekauft und dann ein Foto des Kassenbons auf der Aktionsseite http://www.weideglueck.de/gewinnspiel hochgeladen werden. Unter den Teilnehmern werden im Anschluss fünf E-Bikes verlost. Die Gewinnspielaktion wird auf den Joghurt-Bechern des gesamten Frucht- und Naturjoghurt-Sortiments prominent ausgelobt. Passend zum Start der Jubiläums-Aktivitäten wurde für die Becher ein völlig neues, fröhlich-frisches Design entwickelt. Für das bis Ende August 2022 bundesweit im Handel laufende Gewinnspiel sind acht Millionen Markenkontakte anvisiert. Beworben wird die POS-Aktion von einem national ausgestrahlten Radiospot, Anzeigen in der Fachhandelspresse und einer reichweitenstarken Social-Media-Kampagne mit 700.000 geplanten Kontakten auf Facebook, Instagram, YouTube sowie weiteren Plattformen.
#100Jahremiteinander: Zeig uns Deinen Weideglück-Moment
Im digitalen Teil der Jubiläums-Kampagne möchten die Milchwerke Schwaben deutlich machen, wer hinter der Genossenschaft steht und durch wen die Weideglück-Produkte so besonders werden. Dafür wurde ein Hauptvideo sowie eine Serie kleinerer Videoclips produziert, in denen Handelspartner, Landwirte und Mitarbeiter ihre persönliche Geschichte mit Weideglück schildern. Zusätzlich wird die Community eingebunden, indem die Milchwerke Schwaben diese auffordert, unter dem Kampagnen-Hashtag #100jahremiteinander Clips und Bilder mit ihrer persönlichen Weideglück-Geschichte einzuschicken. Die Einsendungen werden sowohl auf der Jubiläums-Landingpage sowie in den sozialen Medien vorgestellt. Im Rahmen der Social-Media-Maßnahmen sind insgesamt acht Millionen Markenkontakte geplant.
Weitere Werksbesichtigungen im Herbst
Im Rahmen der Mitgliederversammlungen laden die Milchwerke Schwaben ihre Erzeuger und Mitglieder noch gesondert nach Neu-Ulm ins Werk ein. Diese finden traditionell im Herbst statt. Weitere Infos unter: http://www.weideglueck.de
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