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Bayerischer Ministerpräsident Söder in Nonnenhorn

Bodensee-Apfelsaison eröffnet

Mehr Politprominenz hat es bislang bei einer Eröffnung der Apfelsaison am Bodensee nicht gegeben. Mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und der Staatssekretärin im baden-württembergischen Landwirtsministerium, Sabine Kurtz, erfolgte im bayerischen Nonnenhorn der offizielle Auftakt zur diesjährigen Apfelernte am Bodensee. Öffentlichkeitswirksam wurde dort für die heimischen Früchte geworben. 

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Politprominz bei der Eröffnung der Apfelsaison am Bodensee mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder in Nonnenhorn. 
Politprominz bei der Eröffnung der Apfelsaison am Bodensee mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder in Nonnenhorn. Brigitte Werner-Gnann
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Die Apfelernte ist bereits in vollem Gange: Die Frühsorten sind bereits vom Baum, die Pflücke der Hauptsorten mit Elstar und Gala hat begonnen. Mit 226.000 Tonnen rechnet die Obstregion mit einer guten, wenn auch etwas unterdurchschnittlichen Ernte. Dafür erwartet sie eine sehr gute Qualität der Äpfel. „Wir sind hoffnungsvoll, was Menge, Qualität und Marktaussichten betrifft, auch wenn die Witterung in diesem Jahr eine Herausforderung war“, betonten Erich Röhrenbach und Thomas Heilig, die beiden Vorsitzenden der Obstregion Bodensee. Eine regionale Obsterzeugung könne aber nur mit einer besseren Wirtschaftlichkeit gesichert werden angesichts der stark gestiegenen Kosten für Betriebsmittel und des massiven Anstiegs beim Mindestlohn, betonten die beiden weiter.

Beim Erzeuger kommt zu wenig an

Bei einem Ladenpreis von zwei Euro pro Kilo kämen nur 20 bis 22 Cent beim Erzeuger an. Die Produktionskosten lägen aber bei 65 Cent pro Kilo, zeigte Thomas Heilig das Dilemma der vergangenen Saison auf. Der Obstbau sei auf Saisonarbeitskräfte angewiesen, zahle auch gerne faire Löhne, benötige dafür aber eine angemessene Vergütung seiner Produkte. Heilig und Röhrenbach schlugen in diesem Zusammenhang vor, eine Ausnahmeregelung für Erntehelfer zu schaffen und kurzfristig Beschäftigte ohne Lebensmittelpunkt in Deutschland einen Nettomindestlohn in Höhe des Lohns zu zahlen, den sozialversicherungspflichtig Beschäftigte derzeit ausbezahlt bekommen. Dabei seien die kurzfristig Beschäftigten dennoch unfall- und krankenversichert, auch wenn immer wieder andere Vorwürfe laut würden.

Weiteres Brennpunktthema, das den Obstbauern immer mehr zu schaffen macht, ist der Pflanzenschutz. Röhrenbach versicherte, dass Pflanzenschutz fortlaufend aktuellen Erkenntnissen angepasst werde. Doch durch den globalen Handel sehe sich der Obstbau mit immer neuen Schädlingen und Krankheiten konfrontiert. „Wir brauchen den Pflanzenschutz, um gesundes Obst zu erzeugen. Schließlich will niemand einen verwurmten oder piltzbefallenen Apfel“, unterstrich er. Die Absicht der EU zur SUR-Verordnung bedeute eine Halbierung des Einsatzes an Pflanzenschutzmitteln und ein Komplettverbot in Schutzgebieten. Dies hätte am Bodensee zur Folge, dass 80 Prozent der Obstbaubetriebe am Bodensee ihre Tore schließen müssten. „Eine pauschale Reduktion des Pflanzenschutzes widerspricht jeder Expertise“, kritisierte der Obstregionsvorsitzende. Pflanzenschutz sei nötig, um die Gesellschaft mit gesunden Nahrungsmitteln zu versorgen.

Faire Wettbewerbsbedingungen gefordert

Um den Selbstversorgungsgrad bei Äpfeln von 60 Prozent zu steigern, brauche es faire Wettbewerbsbedingungen, forderte er weiter und verwies dabei auf unterschiedliche Standards in den Ländern, mit deren Ware aus heimischer Erzeugung dann im Ladenregal konkurriere. „Die Obstbaubranche steht an der Klippe, sie ist komplett auf Kante genäht. Es darf nicht mehr viel dazukommen, dann war es das mit der regionalen Obstversorgung“, lautete sein eindringlicher Appell an Politik und Handel, sich für mehr Chancengleichheit einzusetzen.

Dabei versuchten die Obstbauern den Pflanzenschutz zu reduzieren, wo immer dies möglich sei. Röhrenbach verwies dabei auf das Projekt „Echt Bodenseeapfel“, wo in zwei Anlagen geprüft werde, inwiefern mit robusten und resistenten Sorten produziert werden könne.

„Wir wollen der Welt helfen, sich zu ernähren. Aber in Deutschland gibt es stets eine Debatte zu weniger Einsatz“, kritisierte der bayerische Ministerpräsident Söder, wobei er auf die Stilllegung in der GAP als falschen Weg ebenso verwies wie auf die Diskussion um die Reduzierung beim Pflanzenschutz. „Ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln ist der falsche Weg, denn ohne Pflanzenschutz werden wir weder die Quantität noch die notwendige Qualität haben“, erklärte er. Er lobte das von den Obstbauern initiierte Projekt „Echt Bodenseeapfel“ und lehnte das EU-Vorhaben zur Reduzierung ab. „Wir brauchen einen Pflanzenschutz mit Augenmaß für sichere Lebensmittel“, betonte er und verwies darauf, dass nicht alle Länder so strikt vorgehen wie Deutschland.

Bürokratie beklagt

Ferner beklagte er Wettbewerbsverzerrungen durch den unterschiedlichen Mindestlohn in der EU und prangerte die wachsende Bürokratie an. „Ein Landwirt muss mehr Formulare ausfüllen als ein Atomkraftwerk“, monierte er und forderte eine Zeitenwende für die Landwirtschaft. Dabei kündigte er im Freistaat einen Zukunftsvertrag zur Unterstützung der bayerischen Landwirtschaft an, der den Bauern mehr Freiheit bei ihrer Arbeit einräumen soll.

Statt über konventionelle oder biologische Lebensmittel zu diskutieren, sei es besser, stärker auf den Absatz regionaler Lebensmittel zu setzen. „Obst ist das ganze Jahr verfügbar, wobei durch Importe teils enorme Belastungen der Umwelt entstehen“, machte er deutlich. Deshalb bekenne sich Bayern zu regionalen Lebensmitteln und habe entschieden, in öffentlichen Kantinen auf mindestens 50 Prozent regionale Lebensmittel zu setzen. Damit soll die heimische Landwirtschaft stärker unterstützt werden.

Am Ende müssten laut Söder zwei Dinge passieren: Zum einen sollte die Mehrwertsteuer bei Grundnahrungsmittel auf null gesetzt werden. Zum anderen könne es nicht sein, dass trotz hoher Lebensmittelpreise bei den Erzeugern nichts mehr ankomme.

Unterstützung vonseiten der Politik

Durch den russischen Angriffskrieg, den Klimawandel und volatile Märkte stünden die Obstbauern vor neuen Herausforderungen, erklärte Sabine Kurtz, die Staatssekretärin im baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium. Deshalb sei es richtig, wenn die Obstbauern mit ihren Anliegen und Forderungen an die Politik heranträten. Die Landesregierung habe verschiedene Hilfen auf den Weg gebracht, wobei Kurtz unter anderem auf die Hagelnetzförderung oder ein Bewässerungsprogramm verwies. Von einem dritten Krisenhilfspaket, für das Mittel von der EU und vom Bund kommen, soll in erster Linie Obst, Wein und Hopfen profitieren. Dafür stelle die EU 330 Millionen Euro zur Verfügung, davon entfielen 36 Millionen Euro für Deutschland, was in etwa 340 Euro pro Hektar bedeute.

Auf eine bessere Herkunftskennzeichnung heimischer Produkte drängte die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Sie appellierte an die Verbraucher, heimisches Obst zu kaufen. Das stärke den Obstbauern den Rücken und wirke sich positiv auf Umweltschutz und Landschaftserhalt aus.  

Über die Ernteerwartungen und Marktperspektiven berichten wir in BWagrar Heft 37.

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