Ein Zeichen nach Berlin schicken
Die Bauernproteste gingen auch am vergangenen Wochenende weiter. Am Freitag versammelten sich mehrere hundert Landwirte aus Ulm, dem Alb-Donau-Kreis, dem Landkreis Neu-Ulm, aber auch aus Reutlingen, Biberach, Günzburg, Heidenheim und Göppingen auf dem Münsterplatz in Ulm. Begleitet vom Applaus der Demonstranten und dem Hupen der 44 Traktoren machten die Redner ihrem Ärger über die geplanten Streichungen der Bundesregierung Luft.
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Auf den Münsterplatz fahren sollten laut den Initiatoren der Kundgebung eigentlich nur 30 Traktoren. Denn dieses Mal sollte nicht der Verkehr lahmgelegt werden, sondern ein Zeichen nach Berlin geschickt werden. Gekommen sind dann doch 44 Schlepper, die nach dem Ende der gut einstündigen Veranstaltung zu einer Sternfahrt durch die Stadt aufbrachen.
„Wir sind hier, wir sind laut, weil die Ampel Scheiße baut“, machte Ernst Buck, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes (KBV) Ulm-Ehingen seinem Unmut über die geplanten Kürzungen beim Agrardiesel Luft. In seiner von Applaus begleiteten Ansprache monierte er zudem die überbordende Bürokratie und politische Fehlentscheidungen, wie die seit dem vergangenen Jahr von der EU verordnete vierprozentige Flächenstilllegung. Auf die riesigen bürokratischen Lasten, die geringe wirtschaftliche Stabilität, schrumpfenden Einkommen und nun noch den Ärger um den Agrardiesel, ging auch Roswitha Geyer-Fäßler, stellvertretende Vorsitzende des Landesbauernverbandes (LBV), in ihrer Rede ein. Schließlich gehe es um die Zukunft der Familienbetriebe im Land. Wie ihr Vorredner zeigte sie auf das rote Fass, das vor der Bühne auf dem Münsterplatz stand. Längst sei es nicht nur voll, sondern bereits übergelaufen.
Ein Landwirt versorge mittlerweile 120 Menschen. Aber diese 120 Menschen seien nicht in der Lage, einen Landwirt zu ernähren. Das könne nicht sein, monierte Niko Kalaitzidis von der Initiative Land schafft Verbindung (LsV.) Der Landwirt aus dem Welzheimer Wald plädierte für eine regionale Erzeugung von Lebensmitteln, die den Landwirten ein auskömmliches Einkommen sicherten.
Enttäuscht von der Politik
„Unfassbar enttäuscht“ von der Politik zeigte sich Helmut Lehner, Geschäftsführer des gleichnamigen Agrarhandels aus Westerstetten. Erst habe die Regierung das Geld mit der Gießkanne hinausgeworfen, jetzt hole sie es sich wieder von den Bürgern und Bauern. Der Politik bescheinigte er, keine Ahnung mehr von der Realität zu haben. Norbert Lins, Europa-Abgeordneter aus Pfullendorf, entschied sich spontan, ein paar Worte an die vielen Demonstranten im strömenden Regen zu richten. Für ihn sei die Politik der Ampelkoalition nicht mehr nachvollziehbar. Er kämpfe in Brüssel für die Landwirte, allerdings helfe ihm die Bundesregierung nicht.
Die Unlogik von Gesetzen und der Politik kritisierte auch Andreas Wöhrle, Obmann des Kreisbauernverbandes Neu-Ulm. Wähler und Parlamentarier stünden in keiner direkten Beziehung mehr. Dazuhin verlagere sich die Wertschöpfung vom Mittelstand in Großunternehmen.
Nach einer guten Stunde endeten die Reden und die Landwirte drehten hupend eine abschließende Runde auf dem Altstadtring. Einen großen Stau gab es dabei nicht. Zuvor hatten die Macher noch das symbolische Fass ausgeleert. Denn schließlich ist es übervoll, wie an diesem verregneten Nachmittag nicht nur einmal zu hören war.
Eskortiert von über 40 Traktoren versammelten sich am vorvergangenen Freitag rund 1000 Menschen auf dem Münsterplatz in Ulm.
Die Redner machten auf der Bauernkundgebung ihrem Ärger gegen die Politik der Bundesregierung Luft. Dafür gab es viel Applaus von den Teilnehmern der Demonstration.
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